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5 Qualitätskriterien und -strukturen
Wenn das am wichtigsten erachtete Kriterium, die Sinnübertragung von der
Ausgangssprache in die Zielsprache, nicht von den Zuhörern bewertet werden kann, da
sie selten in der Lage sind, beide Aussagen mit dem Verständnis eines jeweiligen
Muttersprachlers aufzunehmen, dann fehle jegliche Basis für die Bewertung einer
Verdolmetschung, so Kahane (2000). Daher kommt er zu dem Schluss, dass unter den
Zuhörern unbewusst doch jene Faktoren den Ausschlag geben, die als weniger wichtig
angesehen werden, wie z.B. das Produzieren eines flüssigen Texts, Intonation und
Stimme. Zu ähnlichen Ergebnissen kommt auch Kalina (1994:229), die beim
Dolmetschen angewandte Strategien untersucht: Während die Studenten noch starke
Konzentration auf die einzelnen Elemente der Leistung verwenden, steht für die
erfahrenen Dolmetscher die Kohärenz des Textes im Mittelpunkt und damit wird ihre
Leistung stark am Bedarfsträger orientiert. Wenn es also diese Faktoren sind, die dem
Zuhörer das Gefühl der Zufriedenheit vermitteln, dann hängt Qualität zuallererst von
der Ausbildung ab, denn jeder diplomierte Dolmetscher hat in der Ausbildung gelernt,
einen flüssigen Text zu produzieren sowie seine Intonation und seine Stimme
angemessen einzusetzen.
Pöchhacker betont, dass die Ergebnisse der empirischen Studien über die Erwartungen
an den Sprachmittler und seine Arbeit nicht Teil der Suche nach der einen Rolle des
Dolmetschers sein dürfen, sondern vielmehr die Basis bilden sollten für eine
Verbesserung der Leistungsstandards (institutionsspezifisch), um damit auch das Bild
dieser Berufssparte auf Dauer in der öffentlichen Meinung verständlicher zu machen
(Pöchhacker 2000:280).
Um das Preis-Leistungs-Verhältnis zu definieren, wäre eine einheitliche
Qualitätsbeurteilung wichtig. Laut ISO-Norm 8402 ist Qualität „die Gesamtheit von
Eigenschaften und Merkmalen eines Produkts oder einer Dienstleistung, die sich auf
deren Eignung zur Erfüllung festgelegter oder vorausgesetzter Erfordernisse beziehen“
(zitiert nach Best/Kalina (Hg.) 2002:110), d.h. die Kriterien für eine herausragende und
vor allem angemessene Dolmetschleistung müssen situationsabhängig und fallspezifisch
festgelegt werden, daher
„[...] wird der Berufsstand der Dolmetscher bei der Qualitätsbewertung wohl noch eine
Weile Richter in eigener Sache bleiben müssen“ (Snell-Hornby et al. (Hg.) 1998:307).
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