Was kostet ein Schnitzel wirklich? - Institut für ökologische ...
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<strong>Was</strong> <strong>kostet</strong> <strong>ein</strong> <strong>Schnitzel</strong> <strong>wirklich</strong>?<br />
5.1.1 Haltung<br />
In der konventionellen Schw<strong>ein</strong>emast werden die Tiere in der Regel in Gruppenbuchten<br />
auf <strong>ein</strong>streulosen Vollspaltenböden aus Beton gehalten. Eine Trennung zwischen Kot- und<br />
Liegebereich gibt es nicht. Die Schw<strong>ein</strong>e drücken ihre Ausscheidungen mit dem Körper<br />
durch den perforierten Boden in <strong>ein</strong>en Güllekanal. Auf dem Vollspaltenboden können die<br />
Tiere ihrem artgemäßen Wühl- und Erkundungsverhalten nicht nachgehen. In den Buchten<br />
haben sie k<strong>ein</strong>erlei Beschäftigungs- und Spielmöglichkeiten. Nach verschiedenen Angaben<br />
wird der Maßgabe der gültigen Schw<strong>ein</strong>ehaltungsverordnung (SHVO) 8 , den Tieren täglich<br />
mehr als <strong>ein</strong>e Stunde Beschäftigungsmaterial (Stroh, Raufutter oder andere geeignete Gegenstände)<br />
zur Verfügung zu stellen, in der Regel nicht Folge geleistet (Kress et al. 2003;<br />
GÖT 2003).<br />
Die Belegdichten sind generell sehr hoch. Die SHVO schreibt beispielsweise <strong>ein</strong>e Mindest-<br />
Stallfläche von 0,65 m 2 <strong>für</strong> <strong>ein</strong> 85 - 110 kg schweres Schw<strong>ein</strong> vor (vgl. ausführlicher dazu<br />
Kapitel 7.5.1). Die hohe Belegung stellt sicher, dass der Kot ausreichend durch die Spalten<br />
getreten wird. Geringere Belegdichten auf perforierten Böden führen zu hygienischen Problemen<br />
und zu mangelnder Trittsicherheit. Zaludik et al. (2000) halten die Mindestflächen<br />
pro Tier <strong>für</strong> zu gering bemessen. Oft haben die Tiere deshalb k<strong>ein</strong>e Bewegungsmöglichkeit.<br />
Durch den fehlenden Auslauf gibt es außerdem k<strong>ein</strong>e Suhl- und Scheuermöglichkeiten, die<br />
dem natürlichen Verhalten der Schw<strong>ein</strong>e entsprechen.<br />
Weiter entfällt die Zeit zur typischen Nahrungssuche, da die Tiere permanent mit hochkonzentriertem<br />
Mastfutter abgefüttert werden. Die tägliche Fressdauer wird so von ca. 8 Stunden<br />
auf wenige Minuten reduziert (Payer 2001).<br />
Die durch reizarme Haltung bedingte chronische Langeweile und der Platzmangel führen<br />
zu Aggressivität gegenüber Artgenossen. Untersuchungen zeigen, dass Formen des Kannibalismus<br />
wie Schwanz- und Ohrenbeißen in Vollspaltensystemen verstärkt auftreten (Badertscher,<br />
Schnider 2002; BUND 2003; Mayer 1999). Zur Vermeidung von derartigen gegenseitigen<br />
Verletzungen werden die Schwänze der Tiere kupiert und die Eckzähne abgekniffen<br />
(GÖT 2003, BUND 2003).<br />
Auch häufig auftretende Verhaltensstörungen wie Stangenbeißen und hundeartiges Sitzen<br />
(„Trauern“) sind Indikatoren <strong>für</strong> mangelndes Wohlbefinden des Tieres. Infolge der Bodenbeschaffenheit<br />
treten zudem Gelenk- und Muskelkrankheiten, Druckstellen, Klauenverletzungen<br />
und Hautabschürfungen auf (BUND 2003, Mayer 1999). Mitunter leiden die Tiere<br />
unter Kreislaufschwäche.<br />
Nach Köfer et al. (1993) entstehen die meisten Erkrankungen, die in der konventionellen<br />
Massentierhaltung auftreten, als Folge des erhöhten Infektionsdrucks sowie der erhöhten<br />
Stressanfälligkeit der Tiere. Als Ursachen werden auch hier die Enge des Lebensraumes und<br />
die Reizarmut genannt.<br />
Typisch in der <strong>ökologische</strong>n Schw<strong>ein</strong>eproduktion sind Außenklimaställe mit <strong>ein</strong>gestreuten<br />
Böden. Nach den Richtlinien zur <strong>ökologische</strong>n Schw<strong>ein</strong>ehaltung (2092/91/EWG) muss<br />
mindestens die Hälfte der Stallbodenfläche aus befestigtem Material bestehen. Die Tiere<br />
müssen Zugang zu <strong>ein</strong>er Weide- oder Auslauffläche haben. Liege-, Aktivitäts- und Kotbereich<br />
sind von<strong>ein</strong>ander zu trennen. Die Ställe müssen zudem ausreichend Tageslicht und<br />
<strong>ein</strong> gutes Raumklima (natürliche Belüftung) bieten. In der <strong>ökologische</strong>n Schw<strong>ein</strong>emast<br />
8 Die Bundesregierung plant <strong>ein</strong>e Neufassung der Schw<strong>ein</strong>ehaltungsverordnung (SHVO). Ihr Verordnungs-<br />
Entwurf wurde im November 2003 vom Bundesrat zurückgewiesen.<br />
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