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Was kostet ein Schnitzel wirklich? - Institut für ökologische ...

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<strong>Institut</strong> <strong>für</strong> <strong>ökologische</strong> Wirtschaftsforschung (IÖW)<br />

Fazit: Der mittlere Arbeitskräftebedarf pro Tier und Mastperiode ist bei den <strong>ökologische</strong>n<br />

Modellbetrieben [öko] und [öko.plus] um 39 % bzw. sogar um 94 % höher als bei den<br />

konventionellen Modellbetrieben [konv] und [konv.plus]. Die <strong>ökologische</strong> Schw<strong>ein</strong>emast<br />

könnte unter bestimmten Bedingungen <strong>ein</strong> Faktor zur Stabilisierung des Arbeitsplatzangebots<br />

in ländlichen Räumen s<strong>ein</strong>; <strong>ein</strong>e abschließende Betrachtung dazu ist in dieser<br />

Studie jedoch nicht möglich.<br />

5.4 Gesundheitsfolgen des Fleischkonsums <strong>für</strong> den Menschen<br />

Zur Vermeidung <strong>ein</strong>er Gesundheitsgefährdung des Menschen durch den Konsum von<br />

Fleisch unterliegen Schlachttiere fleischhygienischen Vorschriften und müssen regelmäßig<br />

amtlich untersucht werden. Bei der r<strong>ein</strong>en Fleischbeschau ist es jedoch nicht möglich, alle<br />

Gesundheitsrisiken, die beim Menschen zu schweren Erkrankungen führen können, zu erkennen.<br />

Dazu zählen diverse Krankheitserreger und Rückstände verschiedener Art (Hörügel<br />

2001).<br />

Beim Vergleich der verschiedenen Schw<strong>ein</strong>e-Haltungssysteme spielen in erster Linie gesundheitsschädlichen<br />

Rückstände <strong>ein</strong>e Rolle, die mit dem Schw<strong>ein</strong>efleisch in die menschliche<br />

Nahrungskette gelangen. Dazu gehören u.a. Antibiotika und Antiparasitika sowie Mykotoxine<br />

und Dioxine (Hörügel 2001). In der <strong>ökologische</strong>n Schw<strong>ein</strong>ehaltung ist der Einsatz<br />

von Antibiotika, Hormonen und chemisch-synthetischen allopathischen Medikamenten<br />

nur im krankheitsbedingten Notfall erlaubt (EG-Verordnung 2092/91/EWG). Vorrang<br />

haben phytotherapeutische und homöopathische Maßnahmen. In der konventionellen<br />

Schw<strong>ein</strong>eproduktion hingegen kommen Hormone und Antibiotika zur prophylaktischen<br />

Behandlung, zur Wachstumsförderung 13 oder zur Fortpflanzungskontrolle zur Anwendung.<br />

Zusätzlich werden in der <strong>ökologische</strong>n Schw<strong>ein</strong>eproduktion nach dem Einsatz von Arzneimitteln<br />

doppelt so lange Wartezeiten <strong>ein</strong>gehalten (48 Stunden) wie in der konventionellen<br />

Produktion.<br />

Durch den massiven Einsatz von Antibiotika in der Tierzucht besteht die Gefahr von Resistenzbildungen.<br />

Dabei können antibiotikumresistente Keime (z.B. Salmonellen) entstehen,<br />

die <strong>ein</strong>erseits <strong>ein</strong> direktes Gesundheitsrisiko <strong>für</strong> den menschlichen Körper darstellen können,<br />

wenn rohes Fleisch nicht ausreichend erhitzt wurde und daher Infektionen auftreten.<br />

Andererseits können diese Keime das Gesundheitsrisiko auch indirekt erhöhen, indem die<br />

erworbenen Resistenzen auf im menschlichen Körper vorhandene Keime übertragen werden<br />

und <strong>ein</strong>e spätere, mögliche Infektionsbehandlung mit Antibiotika erschwert wird (Teuber<br />

2000).<br />

Aus diesem Grunde dürfen dem Tierfutter ab 2006 k<strong>ein</strong>e Antibiotika mehr beigemischt<br />

werden. Bis Ende 2005 dürfen noch wenige ausgesuchte Antibiotika zur Vorbeugung und<br />

Wachstumsförderung <strong>ein</strong>gesetzt werden (Beschluss der EU-Agrarminister vom 16.12.2002).<br />

Wie wenig wirksam solche Verbote jedoch sind, zeigen Untersuchungsergebnisse in der<br />

Schweiz. Dort werden seit dem Verbot von Antibiotika in der Landwirtschaft als Leistungsförderer<br />

bzw. zur Vorbeugung noch immer erhebliche Mengen an Antibiotika <strong>ein</strong>gesetzt.<br />

13 Nach <strong>ein</strong>er Untersuchung des Europäischen Dachverbandes <strong>für</strong> Tiergesundheit (FEDESA) hat der Einsatz<br />

von Antibiotika als Wachstumsförderer in der Europäischen Union seit 1997 um ca. 50 % abgenommen<br />

(AHO aktuell 2003).

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