Kinder & Jugend
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116 10. <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugend</strong>bericht der Landesregierung Nordrhein-Westfalen<br />
der <strong>Jugend</strong>sozialarbeit und des erzieherischen <strong>Kinder</strong>- und<br />
<strong>Jugend</strong>schutzes - <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugend</strong>förderungsgesetz<br />
(3. AG-KJHG – KJFöG, geändert durch Gesetz vom 25.<br />
Februar 2014, in Kraft getreten am 15. März 2014) - wurde<br />
dieser Aspekt in der <strong>Kinder</strong>-und <strong>Jugend</strong>hilfe rechtlich verankert<br />
und als ein Förderschwerpunkt in den <strong>Kinder</strong>- und<br />
<strong>Jugend</strong>förderplan NRW aufgenommen.<br />
Historisch betrachtet, wurde mit der Eröffnung des <strong>Jugend</strong>zentrums<br />
anyway e.V. in Köln als erstem europaweitem<br />
<strong>Jugend</strong>zentrum für LSB-<strong>Jugend</strong>liche, im Jahre 1998 ein<br />
erster Meilenstein in der LSB-<strong>Jugend</strong>arbeit gelegt. Fast<br />
zeitgleich begannen acht Projekte in NRW ihre Arbeit,<br />
die sich der Aufklärungsarbeit auch in Schulen widmeten.<br />
Aus dem Zusammenschluss und der Vernetzung dieser<br />
Projekte folgte im Jahr 2000 die Gründung von SCHLAU<br />
NRW. Bereits damals wurde damit ein Zeichen gegen die<br />
Diskriminierung schwul-lesbischer <strong>Jugend</strong>licher gesetzt.<br />
Die Arbeit von SCHLAU hat sich seitdem qualitativ und<br />
quantitativ deutlich weiter entwickelt. Es wurden neue<br />
Materialien und Ausbildungsmodule für die ehrenamtliche<br />
Arbeit geschaffen und die Zielgruppe um Trans* erweitert.<br />
Heute ist SCHLAU NRW (Schwul Lesbisch Bi Trans*<br />
Aufklärung) ein vielfach ausgezeichnetes Netzwerk von<br />
derzeit 18 Projekten, das seitdem viel zu einem Klima der<br />
Akzeptanz und Gleichstellung in der Gesellschaft beiträgt.<br />
Seit 2011 wird die Landeskoordination von SCHLAU<br />
NRW mit einer hauptamtlichen Stelle nebst Personal- und<br />
Sachkosten aus Mitteln des Ministeriums für Gesundheit,<br />
Emanzipation, Pflege und Alter NRW gefördert. Die<br />
Aufgabe dieser Koordinierungsstelle ist es, die regionalen<br />
SCHLAU -Projekte zu unterstützen, um z.B. weitere ehrenamtliche<br />
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu gewinnen<br />
und die Qualitätsstandards der Arbeit weiter zu entwickeln.<br />
SCHLAU NRW ist Gründungs- und Kooperationspartner<br />
des vom Ministerium für Schule und Weiterbildung<br />
unterstützten Projektes „Schule der Vielfalt – Schule ohne<br />
Homophobie“ und Mitglied im entsprechenden Koordinierungskreis.<br />
Wie in anderen Bereichen auch, ist eine<br />
verbindliche Netzwerkstruktur und die Koordination der Alltagsarbeit<br />
Voraussetzung für eine zielführende Arbeit. Die<br />
Kompetenz der authentischen Alltagsexpertinnen und –experten<br />
von SCHLAU NRW ist dabei von besonderem Wert,<br />
ebenso wie der Austausch der gemachten Erfahrungen in<br />
der Auseinandersetzung mit negativen gesellschaftlichen<br />
Reaktionen. Mit dieser Kooperation wird eine Brücke zum<br />
Bereich der formalen Bildung geschlagen.<br />
Die Vernetzungsstrukturen mit den Schulen bilden ein<br />
ebenso wichtiges Element. Dabei geht es nicht allein um<br />
die Einbeziehung des Themas in die Lehrpläne, um frühzeitig<br />
auf einen Abbau von Diskriminierung hinzuwirken.<br />
Es geht auch darum, einer homophoben und transphoben<br />
Einstellung von Schülerinnen und Schülern deutlich entgegen<br />
zu treten. Mit dem Projekt „Schule der Vielfalt – Schule<br />
ohne Homophobie“ hat das Ministerium für Schule und<br />
Weiterbildung NRW einen wichtigen Beitrag zur Gestaltung<br />
eines positiven Schulklimas geleistet. Darüber hinaus<br />
werden Lehrkräfte qualifiziert, entsprechende Hilfe und<br />
Unterstützung bei Konfliktlösungen in der Schule leisten zu<br />
können.<br />
Aus Sicht der <strong>Jugend</strong>arbeit ist die Öffnung der Strukturen<br />
der <strong>Jugend</strong>arbeit für die besonderen Belange von LSBTI*-<br />
<strong>Jugend</strong>lichen notwendig. Daher können anerkannte Träger<br />
der <strong>Jugend</strong>arbeit seit 2011 grundsätzlich Anträge zur<br />
Förderung von Projekten mit LSBTI*-Bezug auf Basis des<br />
<strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugend</strong>förderplans stellen.<br />
Darüber hinaus besteht seit 2013 im <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugend</strong>förderplan<br />
auch die Möglichkeit, gezielte Vorhaben in<br />
den Strukturen der Offenen <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugend</strong>arbeit zu<br />
berücksichtigen und zu fördern, die sich den Zielgruppen<br />
annehmen oder die sich auf den Weg gemacht haben, sich<br />
diesen Zielgruppen mit geeigneten Angeboten zu öffnen.<br />
Ziel dieser Förderung ist, die Infrastruktur der <strong>Kinder</strong>- und<br />
<strong>Jugend</strong>arbeit, insbesondere der Offenen <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugend</strong>arbeit<br />
zu sichern und zu stärken.<br />
Die Möglichkeit der Beantragung wurde von den Trägern<br />
der Offenen <strong>Kinder</strong> -und <strong>Jugend</strong>arbeit in einem hohen<br />
Maße angenommen, so dass die explizite Ausweitung und<br />
Festschreibung von Förderangeboten für LSBTI*-<strong>Jugend</strong>liche<br />
für den Zeitraum von 2013 bis 2016 zu insgesamt 25<br />
Projekten geführt hat. Dadurch war es möglich, zu einer<br />
wesentlichen Verbesserung der Angebotsstruktur beizutragen<br />
und diese auszuweiten. Die Möglichkeit der Beantragung<br />
wurde bis 2017 fortgeschrieben und zehn Projekte<br />
wurden weitergefördert.<br />
Des Weiteren hat das <strong>Jugend</strong>ministerium ein jährlich stattfindendes<br />
Fachgespräch initiiert, in dem auf die Zielgruppen<br />
LSBTI*-<strong>Jugend</strong>liche spezialisierte Träger mit Trägern<br />
aus allen Bereichen der <strong>Jugend</strong>arbeit und Ressorts der<br />
Landesregierung zusammen kommen, um über die Weiterentwicklung<br />
der <strong>Jugend</strong>arbeit im Sinne einer Öffnung für<br />
die Zielgruppe hinzuwirken. Diese Fachgespräche haben<br />
bereits zu einer erheblichen Sensibilisierung der Trägerlandschaft<br />
in Nordrhein-Westfalen beigetragen.<br />
Dieser Sensibilisierung dient auch die seit 2013 bestehende<br />
Förderung der NRW-Fachberatungsstelle „gerne<br />
anders!“. Die NRW-Fachberatungsstelle „gerne anders!“ in<br />
Trägerschaft des together e.V. wendet sich an Fachkräfte<br />
und Leitungsstrukturen der freien und öffentlichen Träger<br />
sowie deren Zusammenschlüsse auf Landesebene. Ziel<br />
der Arbeit der Fachstelle ist die Fortbildung, Beratung und