Kinder & Jugend
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67 Entwicklungen in den Handlungsfeldern der <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugend</strong>hilfe<br />
Frühen Hilfen nicht finanziert bekommen. Dennoch gibt<br />
es interessante Modellprojekte zur Implementierung von<br />
Lotsendiensten in Geburtsklinken in NRW und anderen<br />
Bundesländern. Ein Beispiel ist das Modellprojekt „Interprofessionelle<br />
Qualitätszirkel“ des Nationalen Zentrums<br />
Frühe Hilfen (NZFH) und der Kassenärztlichen Vereinigung<br />
Baden-Württemberg, in welchem die Zusammenarbeit<br />
zwischen Ärzteschaft und <strong>Jugend</strong>hilfe in Qualitätszirkeln<br />
organisiert wird sowie Beratungsleistungen der Ärzte<br />
honoriert werden. Auch durch die Einbindung kommunaler<br />
Kooperationsstrukturen wie den Gesundheitskonferenzen,<br />
an denen die zentralen Institutionen aus dem Gesundheitswesen<br />
mitwirken, können vorhandene Strukturen und<br />
etablierte Formen der Zusammenarbeit genutzt werden.<br />
Zur besseren Erfassung und Darstellung der lokalen<br />
Angebote Früher Hilfen hat die Landeskoordinierungsstelle<br />
in Zusammenarbeit mit dem Dienstleister d-NRW und<br />
Praktikern ein Online-System Frühe Hilfen entwickelt, das<br />
Kommunen nutzen können, um Angebote Früher Hilfen<br />
auf ihrer Internetseite auffindbar zu machen.<br />
b) Aufsuchende, längerfristige, familienbezogene Begleitung<br />
von Familien durch Gesundheitsfachkräfte<br />
Ein wichtiges Angebot im Bereich der Frühen Hilfen ist die<br />
aufsuchende, längerfristige, familienbezogene Begleitung<br />
von Familien durch Familienhebammen und Familien-,<br />
Gesundheits- und <strong>Kinder</strong>krankenpflegerinnen und -pfleger<br />
(FamHeb/FGKiKP). Grundlegende Ziele dieses Angebotes<br />
sind<br />
• die Beziehungs- und Erziehungs- sowie Versorgungskompetenzen<br />
von (werdenden) Müttern und Vätern bzw.<br />
anderen primären Bezugspersonen zu fördern, sowie<br />
• die Kompetenzen von (werdenden) Müttern, Vätern bzw.<br />
anderen primären Bezugspersonen bezüglich der Entwicklungs-<br />
und Gesundheitsförderung ihres Säuglings<br />
bzw. Kleinkindes zu unterstützen.<br />
Die aufsuchende, familienbezogene Begleitung von<br />
Familien durch Familienhebammen sowie Familien-,<br />
Gesundheits- und <strong>Kinder</strong>krankenpflegerinnen und -pfleger<br />
ist ein noch relativ neues Angebot. Es wurde im Rahmen<br />
von Modellprojekten in den Frühen Hilfen als Beispiel<br />
guter Praxis für eine gelingende Form der Unterstützung<br />
von werdenden Eltern und Eltern mit Kleinkindern identifiziert<br />
und als ein Förderschwerpunkt der Bundesinitiative<br />
Frühe Hilfen bundesweit etabliert. Während das<br />
Angebot in NRW zu Beginn der Bundesinitiative nur von<br />
einzelnen Kommunen vorgehalten wurde, machten Ende<br />
2013 bereits ca. 71 Prozent der nordrhein-westfälischen<br />
<strong>Jugend</strong>amtsbezirke dieses Angebot (vgl. MFKJKS 2014b,<br />
S.9). Es ist bisher nicht als Regelleistung mit Vorgaben<br />
zur institutionellen Verortung oder Finanzierung verankert<br />
worden. Folglich sind in NRW viele Varianten der Umsetzung<br />
entstanden, z. B. im Hinblick auf die Verortung des<br />
Angebotes im Gesundheitswesen (etwa beim Gesundheitsamt),<br />
in der <strong>Jugend</strong>hilfe (beim <strong>Jugend</strong>amt oder freien<br />
Trägern in verschiedenen Hilfebereichen, z. B. Erziehungsberatungsstellen,<br />
ambulanten Diensten) oder in der<br />
Schwangerschaftsberatung.<br />
Auch konzeptionell unterscheidet sich die Umsetzung.<br />
In manchen Kommunen wird dieses Angebot sehr stark<br />
universell-primärpräventiv, in anderen Kommunen eher<br />
selektiv-sekundärpräventiv ausgerichtet. Die Zugangswege<br />
zu dem Angebot werden unterschiedlich organisiert.<br />
Erstkontakte oder Vermittlungswege zum Angebot längerfristiger,<br />
aufsuchender Begleitung durch Gesundheitsfachberufe<br />
erfolgen je nach Ausgestaltung im Schwerpunkt<br />
über Willkommensbesuche, Schwangerschaftsberatung,<br />
Sprechstunden in Erziehungsberatungsstellen, Familienzentren,<br />
Gynäkologinnen und Gynäkologen oder über die<br />
Vermittlung durch den Allgemeinen Sozialen Dienst. Die<br />
Schnittstellen zu anderen Hilfsangeboten, insbesondere<br />
zu den Hilfen zur Erziehung, sind in den Kommunen auch<br />
konzeptionell unterschiedlich gestaltet.<br />
In NRW wurde zunächst die landesweite Qualitätssicherung<br />
durch neue Standards in der Qualifizierung zur<br />
Familienhebamme sowie zu Familien-, Gesundheits- und<br />
<strong>Kinder</strong>krankenpflegerinnen und -pflegern vorangetrieben.<br />
Durch ein Landescurriculum konnte ein einheitlicher<br />
Qualifizierungsrahmen geschaffen werden, der für Fortbildungsanbieter,<br />
interessierte Hebammen und Gesundheits-,<br />
sowie <strong>Kinder</strong>krankenpflegerinnen und -pfleger und<br />
Kommunen orientierungsgebend ist. NRW hat mit 400<br />
Fortbildungsstunden eines der umfassendsten Curricula<br />
aller Bundesländer und zudem das bisher einzige Curriculum,<br />
das konsequent an den Kompetenzprofilen des NZFH<br />
ausgerichtet ist.<br />
Wesentlicher Entwicklungsbedarf in der Qualitätssicherung<br />
besteht darin,<br />
• den Fachkräftebedarf durch fortlaufende Qualifizierungsangebote<br />
zu decken,<br />
• rechtlich sichere und attraktive Rahmenbedingungen zu<br />
schaffen.<br />
Um dem hohen Fachkräftebedarf zu begegnen, werden<br />
die Fortbildungen zur Familienhebamme oder zur/zum<br />
Familien-, Gesundheits- und <strong>Kinder</strong>krankenpflegerin bzw.<br />
-pfleger aus den Qualifizierungsmitteln der Landeskoordinierungsstelle<br />
Frühe Hilfen finanziell (Bundesmittel)<br />
bezuschusst, sodass die Teilnehmerinnen und Teilnehmer