Kinder & Jugend
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69 Entwicklungen in den Handlungsfeldern der <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugend</strong>hilfe<br />
allem mit Blick auf die landesweite Verbreitung des Modellvorhabens<br />
als richtungsweisend betrachtet werden.<br />
a) Strategische Ausrichtung: Präventionsmaxime<br />
Die kommunale Spitze sollte sich aktiv und glaubwürdig<br />
zur strategischen Ausrichtung auf den Präventionsgedanken<br />
bekennen und den involvierten Akteuren damit<br />
politische Rückendeckung verschaffen. Um die Unterstützung<br />
der wichtigen Akteure vor Ort zu gewinnen, sollte<br />
die kommunale Präventionsmaxime ämter-, träger- und<br />
themenbereichsübergreifend erarbeitet werden. Nur auf<br />
diese Weise lässt sich der notwendige Wertewandel in der<br />
Verwaltungsorganisation hin zur Vernetzung und koordinierten<br />
Zusammenarbeit nachhaltig und konsensorientiert<br />
gestalten.<br />
b) Strategische Zielfindung/-überprüfung<br />
Ausgehend von der entwickelten Präventionsmaxime gilt<br />
es, diese in Form von verbindlichen, überprüfbaren Zielen<br />
zu konkretisieren. Unter breiter Beteiligung aller Akteure<br />
sollte ein Umsetzungszeitraum festgelegt, die einzusetzenden<br />
Ressourcen benannt sowie Messgrößen und Verfahren<br />
zur Zielüberprüfung entwickelt werden. Die darauf<br />
folgende Verabschiedung eines kommunalen Aktionsplans<br />
bietet die Grundlage für die weitere Arbeit vor Ort.<br />
c) Installierung/Neukalibrierung der kommunalen<br />
Steuerungsstruktur<br />
Von besonderer Bedeutung für den angestrebten Organisationswandel<br />
in den Kommunen ist die Einrichtung einer<br />
arbeitsfähigen, möglichst hochrangig sowie träger- und<br />
ämterübergreifend besetzten Steuerungsgruppe. Fachliche<br />
Impulse aus dem Präventionsnetzwerk können auf<br />
diese Weise an die beteiligten Institutionen und Einrichtungen<br />
weitergegeben und Rückmeldungen der beteiligten<br />
Partner gebündelt werden. Eine wesentliche Gelingensbedingung<br />
bei der Umsetzung der von der Steuerungsgruppe<br />
beschlossenen Aktivitäten stellt die Einsetzung einer<br />
hauptamtlich besetzten Netzwerkkoordination dar.<br />
d) Entwicklung einer bereichsübergreifenden<br />
Datengewinnungsstrategie<br />
Zur Sicherstellung der Transparenz einer kommunalen<br />
Präventionskette für alle beteiligten Akteure ist die<br />
Entwicklung eines bereichsübergreifenden, kohärenten<br />
Datenkonzeptes für die gesamte Kommune mit kleinräumigem<br />
Auflösungsvermögen unverzichtbar. Im Sinne eines<br />
kommunalen Präventionsmonitorings sollte es Ziel sein,<br />
auf Grundlage der bereitgestellten Daten in die integrierte<br />
Sozialplanung überzugehen.<br />
e) Integrierte Datennutzung in der kommunalen<br />
Fachplanung<br />
Mit dem Zweck der Optimierung präventiver Angebotsund<br />
Netzwerkstrukturen gilt es, kommunale Detailplanungen<br />
bestmöglich miteinander zu verknüpfen. Angestrebt<br />
werden sollte eine planungsübergreifende, d. h. integrierte<br />
Datennutzung, um einen Gesamtüberblick über ungleiche<br />
Lebenslagen von Familien und <strong>Kinder</strong>n zu erhalten.<br />
Mit Blick auf die fachplanerische Orientierung kommt der<br />
konzentrierten Datenaufbereitung durch Indikatoren eine<br />
besondere Bedeutung zu.<br />
f) Wirkungsorientierte Steuerung mit bereichsübergreifendem<br />
Zuschnitt<br />
Eine Verbesserung der Rahmenbedingungen für ein gelingendes<br />
Aufwachsen setzt voraus, dass Ressourcen dort<br />
eingesetzt werden, wo sie mutmaßlich den größten Effekt<br />
im Sinne einer Bekämpfung benachteiligter Lebenslagen<br />
nach sich ziehen. „Ungleiches ungleich behandeln“ im<br />
Rahmen einer evidenzbasierten Maßnahmenplanung wird<br />
damit zum Inbegriff einer quartiers- und zielgruppenbezogenen<br />
Zugangssteuerung. Die Perspektive des „Gemeinsam-Besser-Werdens“<br />
mit dem Ziel einer bereichs- und<br />
trägerübergreifenden Qualitätsentwicklung trägt dazu bei,<br />
die Nachhaltigkeit der Maßnahmen zu sichern.<br />
10.3 Übergreifende Qualitätsstandards für<br />
kommunale Präventionsketten<br />
Neben diesen Grundsätzen für die Planungs- und Steuerungsebene<br />
sollte eine Reihe von übergreifenden Qualitätsstandards<br />
Berücksichtigung finden:<br />
a) Beteiligung<br />
Der nachhaltig erfolgreiche Aufbau kommunaler Präventionsketten<br />
setzt eine umfassende Beteiligungsorientierung<br />
voraus. So gilt es, die Menschen in allen Umsetzungsphasen<br />
mitzunehmen und in die Planungen einzubeziehen. In<br />
diesem Kontext kommt zudem der gezielten Unterstützung<br />
und Stärkung der elterlichen Eigenverantwortung eine<br />
zentrale Rolle zu. So darf nicht außer Acht gelassen werden,<br />
dass Eltern den größten Einfluss auf das gelingende<br />
Aufwachsen ihrer <strong>Kinder</strong> ausüben.<br />
b) Niedrigschwellige und diskriminierungsfreie<br />
Zugänge<br />
Angebote sollten überdies – wo immer es sinnvoll erscheint<br />
– im Sinne eines aufsuchenden Ansatzes – zu<br />
den Menschen gebracht werden. Die Durchführung einer<br />
Maßnahme an vertrauten Orten wie dem eigenen Zuhause