Kinder & Jugend
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18 10. <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugend</strong>bericht der Landesregierung Nordrhein-Westfalen<br />
In der Kohorte der Drei- bis unter Sechsjährigen liegt der<br />
Anteil dabei (bezogen auf 2014) mit gut 39 Prozent am<br />
höchsten, der Anteil der Kohorte der unter Dreijährigen<br />
liegt etwa einen Prozentpunkte darunter. Bei den Menschen<br />
mit Migrationshintergrund handelt es sich damit im<br />
Vergleich um ein junges Bevölkerungssegment. Allerdings<br />
hat ein hoher Anteil von ihnen wiederum keine unmittelbaren<br />
Migrationserfahrungen, da er in Deutschland geboren<br />
ist und in vielen Fällen über die deutsche Staatsbürgerschaft<br />
verfügt.<br />
Betrachtet man die Bevölkerung mit Migrationshintergrund<br />
unter der Frage regionaler Verteilung, so lässt sich in<br />
Nordrhein-Westfalen vor allem in den Städten des Ruhrgebiets<br />
und der Rheinschiene eine Konzentration feststellen.<br />
Dort liegt der Anteil der <strong>Kinder</strong> und <strong>Jugend</strong>lichen mit Migrationshintergrund<br />
nochmal etwas höher als im Landesdurchschnitt.<br />
Im Jahr 2014 wiesen die Städte Wuppertal<br />
(35 %), Hamm (34,2 %), Düsseldorf (33,6 %), Bielefeld<br />
(32,4 %), Köln (30,9 %), Solingen (30,6 %) und Dortmund<br />
(30,1 %) die höchsten Anteile auf, eher ländlich geprägte<br />
Kreise hingegen die niedrigsten (Kreis Coesfeld 10,7 %,<br />
Hochsauerlandkreis 14,1 %, vgl. MAIS 2015a, S.9).<br />
2. Kindheit in NRW – Aufwachsen in<br />
Unterschiedlichkeit und Vielfalt<br />
2.1 <strong>Kinder</strong> und ihre Lebenswelten<br />
In den ersten Lebensjahren ist die Familie der zentrale Ort<br />
des Aufwachsens. <strong>Kinder</strong> erfahren hier Sicherheit, Zuwendung,<br />
Stabilität, Bindung und das, was unter das Stichwort<br />
„allgemeines Wohlbefinden“ fällt. Dazu gehört vor allem<br />
die gesundheitliche Förderung, die Qualität von Beziehungen<br />
in der Familie, Bildung und materielle Sicherheit. Eltern<br />
bieten <strong>Kinder</strong>n jene Anregungspotenziale an, über die<br />
sie selbst verfügen können. Bereits in den ersten Lebensjahren<br />
eignen sich <strong>Kinder</strong> wesentliche Voraussetzungen<br />
für ihre weitere Entwicklung an. Jedoch sind die Potenziale<br />
der <strong>Kinder</strong> und Familien unterschiedlich. Entfaltungsmöglichkeiten,<br />
Wohlbefinden und Zufriedenheit hängen von<br />
den räumlichen, den sozioökonomischen und -kulturellen<br />
sowie materiellen Rahmenbedingungen der Familien ab.<br />
<strong>Kinder</strong> wachsen nach wie vor in vielfältigen Familienformen<br />
auf. Die Zahl der verheirateten Paare mit minderjährigen<br />
<strong>Kinder</strong>n ist in NRW zwischen 2002 und 2014 um<br />
14,7 Prozent auf 1,3 Millionen zurückgegangen. Nach wie<br />
vor aber ist die traditionelle „Ehepaarfamilie“ mit Abstand<br />
der häufigste Familientyp, in dem <strong>Kinder</strong> aufwachsen:<br />
Drei Viertel (72,9 %) der Familien, bei denen im Jahr 2014<br />
minderjährige <strong>Kinder</strong> im Haushalt lebten, bestanden aus<br />
einem Ehepaar und mindestens einem Kind. 19,3 Prozent<br />
der Familienformen bestanden in dem Jahr aus Alleinerziehenden<br />
mit Kind(ern) und bei 7,7 Prozent handelte es sich<br />
um unverheiratete Lebensgemeinschaften mit Kind(ern).<br />
Eine im Verhältnis zur Gesamtzahl kleine Anzahl von<br />
<strong>Kinder</strong>n in NRW wächst zudem mit gleichgeschlechtlichen<br />
Eltern auf. Zu diesen Familien bietet die amtliche Statistik<br />
kaum differenzierte Daten. In gut der Hälfte (52,6 %) der<br />
Familien mit minderjährigen <strong>Kinder</strong>n lebte ein Kind, in gut<br />
einem Drittel der Familien (35,7 %) zwei, und in etwa jeder<br />
neunten Familie (11,7 %) drei oder mehr <strong>Kinder</strong> unter 18<br />
Jahren. Am häufigsten haben verheiratete Paare mehr als<br />
ein Kind: Während 2014 in gut jeder zweiten Ehepaarfamilie<br />
(54 %) zwei oder mehr minderjährige <strong>Kinder</strong> aufwuchsen,<br />
galt dies nur für jeweils jede dritte Familie von<br />
unverheirateten Paaren (32,1 %) und Alleinerziehenden<br />
(32,8 %) (vgl. IT NRW 2015).<br />
Viele Kommunen haben in den letzten 15 Jahren erhebliche<br />
Investitionen vorgenommen, um das Umfeld für<br />
<strong>Kinder</strong> lebensfreundlicher zu gestalten. Zahlreiche Impulse<br />
städtebaulicher Art sowie neue Frei- und Spielräume sind<br />
in den letzten Jahren entstanden und es wurde eine Vielfalt<br />
an Angeboten der Bildungsförderung und der sozialen<br />
wie kulturellen Bildung ausgebaut. Hierzu gehören auch<br />
besondere Räume, wie z. B. <strong>Jugend</strong>zentren, die zumeist<br />
von <strong>Kinder</strong>n älterer Jahrgänge (ab zehn Jahren) besucht<br />
werden. Die Mehrzahl der <strong>Kinder</strong> verfügt zudem über<br />
deutlich größere Freiräume und auch über eine materielle<br />
„Grundausstattung“, die ihnen ein durchaus konsumorientiertes<br />
Leben ermöglicht. Finanzielle Mittel erhalten sie<br />
neben dem Taschengeld vor allem von Großeltern, oder<br />
– das gilt für die älteren unter ihnen – sie verdienen sich<br />
durch besondere Tätigkeiten etwas dazu. Vielen <strong>Kinder</strong>n<br />
geht es materiell gut. Wenn 77 Prozent von ihnen der<br />
Aussage zustimmen, „Wir haben genügend Geld für alles,<br />
was wir brauchen“ (World Vision 2013, S.96f.), ist dies ein<br />
Beleg dafür, dass die große Mehrheit der befragten <strong>Kinder</strong><br />
im Alter von sechs bis elf Jahren sich offensichtlich „sehr<br />
wohl fühlt und Zeugnis von einer guten bis sehr guten<br />
Lebensqualität ablegt“ (Hurrelmann/Andresen u.a., 2012,<br />
S.281f).<br />
Wenn demgegenüber 13 Prozent der <strong>Kinder</strong> (weitere<br />
zehn Prozent machen keine Angabe, vgl. World Vision<br />
2013, S.97) von gegenteiligen Eindrücken, von konkreten<br />
Armutserfahrungen sprechen und davon, dass in der<br />
Familie das Geld nicht reicht, dann zeigt sich, dass diese<br />
<strong>Kinder</strong> sich durch Armut ausgegrenzt fühlen. Sie fürchten,<br />
ihre Wünsche von einer zufriedenstellenden Zukunft<br />
nicht realisieren zu können. Sie sind in ihren individuellen<br />
Wohlbefinden erheblich eingeschränkt und sehen sich<br />
mit Problemen konfrontiert, die sie ohne äußere Hilfe<br />
nicht lösen können. Armut geht häufig einher mit weniger<br />
gesunder Ernährung, gesundheitlichen Problemen und<br />
Bewegungsmangel.