Kinder & Jugend
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119 Entwicklungen in den Handlungsfeldern der <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugend</strong>hilfe<br />
zu verkürzen, noch Konsens besteht. Weiterhin ging es<br />
darum, die zeitliche Belastung für die aktuell im achtjährigen<br />
Gymnasium befindlichen Schülerinnen und Schüler<br />
zu verringern (vgl. MSW 2014). Aus dem Prozess gingen<br />
zehn Empfehlungen hervor, die geeignet sind, direkt<br />
oder indirekt insbesondere für Schülerinnen und Schüler<br />
eine Entlastung zu bringen, denn auch nach „Auffassung<br />
zahlreicher Eltern, Schülerinnen und Schüler, Lehrkräfte,<br />
<strong>Kinder</strong> und <strong>Jugend</strong>ärzte sowie weiterer Fachleute hat sich<br />
die Belastung vieler junger Menschen – nicht nur in den<br />
Gymnasien – in den vergangenen Jahren deutlich erhöht.“<br />
(vgl. ebd., S.3) Nach der Zustimmung des Landtags zu<br />
den Vorschlägen der Landesregierung zur Umsetzung der<br />
Empfehlungen (vgl. LT-Drs. 16/7612) setzte ein umfangreicher<br />
Implementierungsprozess ein. Ziel ist u. a. eine deutliche<br />
Entzerrung des Schullebens vor allem hinsichtlich der<br />
Hausaufgaben und der zeitlichen Verdichtung des Schulalltags<br />
(vgl. MSW 2016). So hat das Ministerium für Schule<br />
und Weiterbildung durch Änderung des Schulgesetzes, der<br />
Ausbildungs- und Prüfungsordnungen, der zugehörigen<br />
Verwaltungsvorschriften sowie mehrerer Erlasse in Verbindung<br />
mit weiteren Maßnahmen die Empfehlungen des<br />
Runden Tisches weitgehend umgesetzt. Die Begrenzung<br />
von Klassenarbeiten und Hausaufgaben und deren Umwandlung<br />
in Lernzeiten ist dabei nur eine von zahlreichen<br />
Maßnahmen, die zur Entlastung der Schülerinnen und<br />
Schüler beitragen sollen. Diese Entwicklung wird durch<br />
einen Gesprächs- und Kooperationsprozess mit den außerschulischen<br />
Partnern im Nachgang zum „Runden Tisch<br />
G8/G9“ begleitet, auch um die Kultur der Anerkennung<br />
außerschulischer Aktivitäten und ehrenamtlichen Engagements<br />
in Schulen zu stärken. 8 Inwieweit die in den letzten<br />
Monaten auch am Runden Tisch fortgeführte Diskussion<br />
zu weiteren Änderungen der Gestaltung des gymnasialen<br />
Bildungsganges führen wird, bleibt abzuwarten.<br />
Die Frage nach einem ausgewogenen außerschulischen<br />
Zeitbudget wird für die Alltagsorganisation junger Menschen<br />
weiterhin von großer Bedeutung bleiben, nicht nur<br />
im Kontext des Ausbaus der Ganztagsschule. So haben<br />
die Organisationen der <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugend</strong>arbeit hierzu<br />
vielfältige Aktivitäten ergriffen, die nicht zuletzt das Ziel<br />
haben, das Thema auf der jugendpolitischen Tagesordnung<br />
zu halten. Zentrales Beispiel in Nordrhein-Westfalen<br />
ist das „Bündnis für Freiräume“, das der Landesjugendring<br />
NRW im Jahr 2014 aufzubauen begann und das ein<br />
Zusammenschluss aus <strong>Jugend</strong>verbänden und vielen<br />
gesellschaftlichen Akteuren ist, zu denen auch Vertreterinnen<br />
und Vertreter der <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugend</strong>ärztinnen und<br />
-ärzte gehören. Die <strong>Jugend</strong>verbände und ihre Unterstützerinnen<br />
und Unterstützer wollen für junge Menschen<br />
erreichen, dass sie „wieder mehr Zeit haben, über die sie<br />
8 Runderlass vom 24.04.2015, Schulgesetzänderung (§ 49, Abs.<br />
3), Tagung mit außerschulischen Partnern am 29.04.2016.<br />
selbst verfügen können“ (buendnis-fuer-freiraeume.de).<br />
Das „Bündnis für Freiräume“ stellt nicht zuletzt ein Resultat<br />
der Auseinandersetzung der <strong>Jugend</strong>verbände mit der<br />
einmischenden <strong>Jugend</strong>politik dar (s. dazu Kap. 15). Junge<br />
Menschen bemängeln darin u. a., dass bei politischen<br />
Entscheidungen zu selten deren Folgen für <strong>Kinder</strong> und<br />
<strong>Jugend</strong>liche Berücksichtigung finden.<br />
19.2 Die Genderkategorie in der <strong>Kinder</strong>- und<br />
<strong>Jugend</strong>arbeit<br />
Die Genderkategorie hat in der <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugend</strong>arbeit<br />
in NRW in der verbandlichen wie in der offenen <strong>Kinder</strong>und<br />
<strong>Jugend</strong>arbeit, sowohl konzeptionell wie auch querschnittsbezogen,<br />
eine lange Geschichte. Gender Mainstreaming<br />
versteht sich zum einen als ein Grundprinzip, nach<br />
dem die Geschlechterperspektive in allen Bereichen und<br />
Feldern zu berücksichtigen ist, aber auch als eine Strategie,<br />
die das Ziel der Geschlechtergerechtigkeit verfolgt und<br />
die Gleichstellung der Geschlechter im gesellschaftlichen<br />
Raum realisieren will.<br />
Auch wenn die Genderkategorie in der <strong>Kinder</strong>- und<br />
<strong>Jugend</strong>arbeit inzwischen weit entwickelt ist und geschlechtersensible<br />
Angebote hier in allen Feldern entstanden<br />
sind, ändert dies wenig an ihrer auch gegenwärtig vorhandenen<br />
Aktualität. Denn für die inhaltliche Ausgestaltung<br />
der <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugend</strong>arbeit, orientiert an den Zielen<br />
Befähigung, Teilhabe und Partizipation, ist es nach wie vor<br />
erforderlich, Mädchen und Jungen mit ihren Gemeinsamkeiten<br />
und Unterschieden in den Blick zu nehmen und eine<br />
permanente Aufmerksamkeit für beide Geschlechter auch<br />
konzeptionell sicherzustellen. Vor diesem Hintergrund<br />
sind in Städten und Gemeinden zahlreiche Aktivitäten der<br />
Mädchen- und Jungenarbeit entstanden, die sich vor allem<br />
dem engen Zusammenwirken beider Bereiche widmen<br />
und konzeptionelle Hinweise für eine gelingende Kooperation<br />
geben.<br />
Im Rahmen des Förderbereichs „Mädchen- und Jungenarbeit/Gender<br />
Mainstreaming“ unterstützt das Land die geschlechtersensible<br />
<strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugend</strong>arbeit im Berichtszeitraum<br />
mit 1,23 Mio. EUR. In diesem Rahmen fördert<br />
das Land konkrete Einzelprojekte in der Mädchen- und<br />
Jungenarbeit ebenso wie Fachstellen, die sich für diese<br />
beiden Felder herausgebildet haben. Zudem wird mit der<br />
FUMA e. V. ein landesweit tätiges Beratungsprojekt gefördert,<br />
das neben der Beratung auch Maßnahmen der Fortund<br />
Weiterbildung anbietet und insbesondere an Konzeptionsentwicklungen<br />
in den Kommunen vor Ort beteiligt ist.<br />
Dabei ist es wichtig, den Gedanken der geschlechtersensiblen<br />
Förderung von Mädchen und Jungen entsprechend<br />
ihrer unterschiedlichen Interessen und Bedürfnisse nicht<br />
allein auf diese Institutionen zu konzentrieren. Gerade weil