Kinder & Jugend
10-kinder-und-jugendbericht_nrw_web_0
10-kinder-und-jugendbericht_nrw_web_0
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
70 10. <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugend</strong>bericht der Landesregierung Nordrhein-Westfalen<br />
oder den Regeleinrichtungen erhöht die Bereitschaft<br />
zur Inanspruchnahme und damit auch ihre Wirksamkeit<br />
deutlich.<br />
c) Wertschätzung und (kultur)sensibler Umgang<br />
Mit dem Ziel der sozialen Inklusion sollte überdies in allen<br />
Regeleinrichtungen ein institutioneller Kultur- und Strukturwandel<br />
hin zu einer präventionsorientierten Arbeitsweise<br />
eingeleitet werden. Statt benachteiligte Bevölkerungsgruppen<br />
als solche zu etikettieren, ist es enorm wichtig,<br />
Einrichtungen für einen professionellen Umgang mit<br />
ungleichen, heterogenen Lebenslagen zu sensibilisieren.<br />
d) Auf Übergänge achten<br />
Übergangsphasen (z. B. von der Kita in die Schule), die<br />
gerade für <strong>Kinder</strong> aus benachteiligten Lebenslagen gehäuft<br />
mit Schwierigkeiten einhergehen, sollen so begleitet<br />
werden, dass sie bruchlos gestaltet werden können. Nur<br />
so lässt sich sicherstellen, dass negativen Auswirkungen<br />
bestehender Benachteiligungen auf den Bildungsweg<br />
eines Kindes entgegengewirkt werden kann. Unerlässlich<br />
ist dabei die institutionenübergreifende Zusammenarbeit,<br />
für die im Rahmen von „Kein Kind zurücklassen“ viele<br />
Beispiele guter Praxis entwickelt wurden.<br />
e) „Vom Kind aus denken“!<br />
Die Berücksichtigung der verschiedenen Gelingensbedingungen<br />
beim erfolgreichen und nachhaltigen Aufbau kommunaler<br />
Präventionsketten erscheint auf den ersten Blick<br />
umfangreich und komplex. Wer in seinem Handeln jedoch<br />
konsequent dem Leitsatz „vom Kind aus denken“ folgt,<br />
wird sich in der Umsetzung leichter tun, als es zunächst<br />
erscheint. Letztlich geht es darum, stärker in Verantwortlichkeiten<br />
als in Zuständigkeiten zu arbeiten.<br />
11. Frühe Bildung: Aufwachsen in<br />
Tageseinrichtungen für <strong>Kinder</strong> und in<br />
<strong>Kinder</strong>tagespflege<br />
Die Förderung von <strong>Kinder</strong>n vom frühen Kindesalter bis<br />
zum Schuleintritt hat in den letzten Jahren einen erheblichen<br />
Ausbau erfahren. Motor dafür war insbesondere<br />
die Umsetzung des Rechtsanspruchs für <strong>Kinder</strong> ab<br />
Vollendung des ersten Lebensjahres auf Betreuung und<br />
Förderung in Tageseinrichtungen und <strong>Kinder</strong>tagespflege<br />
zum 1. August 2013. Der Rechtsanspruch stellt dabei eine<br />
folgerichtige Entwicklung dar, die neben der Vereinbarkeit<br />
von Familie und Beruf die Bedeutung der frühkindlichen<br />
Förderung für die gelingende Bildungsbiografie eines<br />
Kindes besonders in den Blick nimmt. Kein Bereich ist in<br />
NRW seit dem Jahr 2010 so stark ausgebaut worden wie<br />
die <strong>Kinder</strong>tageseinrichtungen und die <strong>Kinder</strong>tagespflege.<br />
Dabei geht es keineswegs allein darum, die Zahl der Plätze<br />
bedarfsgerecht zu erhöhen, sondern auch um eine gute<br />
pädagogische Qualität.<br />
Insbesondere beim quantitativen Ausbau hat die<br />
nordrhein-westfälische Landesregierung seit 2010 eine<br />
Aufholjagd gestartet. Unmittelbar nach der Amtsübernahme<br />
entschied die Landesregierung im Jahr 2010, dass<br />
erstmalig zusätzliche Landesmittel für den Ausbau der<br />
U3-Plätze zur Verfügung gestellt werden. Damit konnte im<br />
Berichtszeitraum der Ausbau des <strong>Kinder</strong>tagesbetreuungsangebots<br />
zielgerichtet vorangebracht und die Kommunen<br />
und Träger mit erheblichen zusätzlichen Mitteln besser<br />
unterstützt werden. Für das <strong>Kinder</strong>gartenjahr 2016/2017<br />
steht mit rund 587.500 Plätzen in rund 9.700 <strong>Kinder</strong>tageseinrichtungen<br />
und rund 51.000 Plätzen in der <strong>Kinder</strong>tagespflege<br />
ein gutes und bedarfsgerechtes Betreuungsangebot<br />
zur Verfügung. Einhergehend mit dem quantitativen und<br />
qualitativen Ausbau ist auch die Zahl der Beschäftigten<br />
kontinuierlich gestiegen. Nach Angaben der amtlichen<br />
<strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugend</strong>hilfestatistik (vgl. IT NRW 2016d) gab<br />
es im März 2016 rund 107.500 in Tageseinrichtungen<br />
tätige Personen, darunter rund 33.600 Gruppenleitungen,<br />
rund 49.000 Zweit- und Ergänzungskräfte, rund 11.000<br />
gruppenübergreifend Tätige, rund 5.500 Tätige in der<br />
Förderung von <strong>Kinder</strong>n mit (drohender) Behinderung sowie<br />
rund 7.500 Einrichtungsleitungen. In der Tagespflege<br />
waren zudem rund 13.600 Personen tätig. Im März 2010<br />
waren es insgesamt noch knapp 92.400 Erwerbstätige in<br />
Tageseinrichtungen und etwas über 10.400 Personen in<br />
der Tagespflege.<br />
Bereits mit dem <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugend</strong>hilfegesetz von 1990<br />
(Achtes Buch Sozialgesetzbuch – SGB VIII) wurden<br />
<strong>Kinder</strong>tageseinrichtungen und <strong>Kinder</strong>tagespflege als<br />
gleichwertige Angebote für <strong>Kinder</strong> im frühen Kindesalter<br />
im Rahmen der außerfamiliären Bildung, Erziehung und<br />
Betreuung normiert. Gerade für sehr junge <strong>Kinder</strong> ist die<br />
<strong>Kinder</strong>tagespflege mit ihrem familiennahen Setting ein<br />
qualitativ gleichwertiges Angebot. Auch die <strong>Kinder</strong>tagespflege<br />
hat also einen umfassenden Förderauftrag.<br />
Die Einführung des Rechtsanspruchs auf einen <strong>Kinder</strong>gartenplatz<br />
ab Vollendung des dritten Lebensjahres löste im<br />
Jahr 1996 die Entwicklung aus, dass heute rund 92 Prozent<br />
aller <strong>Kinder</strong> im Alter von drei Jahren bis zum Schuleintritt<br />
eine <strong>Kinder</strong>tageseinrichtung besuchen. Zugleich<br />
besuchten im Schuljahr 2015/2016 rund 282.600 <strong>Kinder</strong> in<br />
der Primarstufe eine offene Ganztagsschule (OGS). Auch<br />
der massive Ausbau der Plätze für unter Dreijährige trägt<br />
nun dazu bei, dass für viele <strong>Kinder</strong> ab einem frühen Alter