Kinder & Jugend
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96 10. <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugend</strong>bericht der Landesregierung Nordrhein-Westfalen<br />
• <strong>Kinder</strong> und <strong>Jugend</strong>liche auf allen Ebenen stärker in politische<br />
Entscheidungsprozesse einzubeziehen,<br />
• sie bei der Ausgestaltung der Angebote der <strong>Jugend</strong>arbeit<br />
stärker zu beteiligen sowie<br />
• auch die im Ganztag angelegten Möglichkeiten zur<br />
Beteiligung von <strong>Kinder</strong>n und <strong>Jugend</strong>lichen stärker in die<br />
Umsetzung zu bringen.<br />
Einigkeit besteht in der Debatte darüber, dass „<strong>Jugend</strong>“<br />
als eigenständige Lebensphase erhöhte Aufmerksamkeit<br />
benötigt und sich <strong>Jugend</strong>politik in diesem Sinne profilieren<br />
muss. Diese Politik für junge Menschen soll möglichst<br />
übergreifend gestaltet sein, wenn sie die Interessen und<br />
Bedürfnisse von <strong>Jugend</strong>lichen erfolgreich aufnehmen<br />
will, denn gesellschaftliche Veränderungen und politische<br />
Entscheidungen betreffen <strong>Jugend</strong>liche über die Bereiche<br />
„<strong>Jugend</strong>“ oder „Bildung/Schule“ hinaus.<br />
15.1 Eigenständige <strong>Jugend</strong>politik als<br />
Mehrebenenpolitik<br />
Im Blick ist damit eine <strong>Jugend</strong>politik, die vor allem auf die<br />
besonderen Bedarfe und die gesellschaftliche Rolle <strong>Jugend</strong>licher<br />
eingeht und sie in gesellschaftlichen Zukunftsfragen<br />
aktiv einbezieht und beteiligt. Hinzu kommen die<br />
genannten zentralen Herausforderungen, die sich für junge<br />
Menschen ergeben haben bzw. noch ergeben werden.<br />
So wird die Perspektive auf eine Lebensphase erweitert,<br />
die noch „Schonraum“ bietet, dennoch aber bereits hohen<br />
Anforderungen für die eigenen Zukunftsplanungen ausgesetzt<br />
ist. Eine solche <strong>Jugend</strong>politik kommt auf mehreren<br />
Ebenen zum Tragen:<br />
• Sie ist zweifelsohne „Ressortpolitik“ und muss sich in<br />
diesem Zuständigkeitsrahmen auch auf ihre Rolle als<br />
Motor des Ausbaus, der fachlichen Weiterentwicklung<br />
und Sicherung der kinder- und jugendpolitischen Infrastruktur<br />
konzentrieren. Dazu zählt vor allem der <strong>Kinder</strong>und<br />
<strong>Jugend</strong>förderplan des Landes sowie die mit diesem<br />
Förderinstrument verbundenen fachlichen Akzente;<br />
• sie ist zugleich Generationen- und Gerechtigkeitspolitik<br />
in dem Sinne, als dass sie den ihr gesetzten Auftrag<br />
im SGB VIII für die soziale und gerechte Gestaltung<br />
der Lebenswelten von <strong>Kinder</strong>n und <strong>Jugend</strong>lichen dann<br />
erfüllen kann, wenn sie deren Belange in die anderen<br />
Politikfelder mit einbringt und auch durchsetzt. Eine in<br />
diesem Sinne kohärente und auch anwaltschaftliche<br />
<strong>Jugend</strong>politik ist ambitioniert, aber keinesfalls utopisch.<br />
Sie muss versuchen, sehr konkret auf die Gestaltung der<br />
jugendlichen Lebenswelten Einfluss zu nehmen;<br />
• sie ist weiterhin präventive Sozial- und Bildungspolitik,<br />
weil sie vor allem die Bedingungen des Aufwachsens<br />
sozial und gerecht gestalten hilft, um dadurch einen<br />
Beitrag zum Abbau sozialer Ungleichheit mit all ihren<br />
nachteiligen Konsequenzen zu leisten;<br />
• sie ist selbstverständlich Beteiligungspolitik zur Ermöglichung<br />
gesellschaftlicher Teilhabe und Partizipation, weil<br />
sie auch Gelegenheiten zu gesellschaftlichem und sozialem<br />
Engagement schafft und dadurch jungen Menschen<br />
zu mehr Partizipation verhelfen kann.<br />
Diesen Aufgaben sowie der Ausgestaltung der verschiedenen<br />
Funktionen wird <strong>Jugend</strong>politik gerecht, wenn sie<br />
<strong>Kinder</strong> und <strong>Jugend</strong>liche in ihrer Gesamtheit sieht und sich<br />
nicht allein auf <strong>Kinder</strong> oder <strong>Jugend</strong>liche aus sozial benachteiligten<br />
Lebenslagen konzentriert, auch wenn diese einer<br />
besonderen Förderung und positiver Rahmenbedingungen<br />
bedürfen. Letztendlich betreffen die Herausforderungen<br />
des gesellschaftlichen Wandels alle jungen Menschen<br />
in NRW. Dass wir es zugleich mit sehr unterschiedlichen<br />
Lebenswelten, Anschauungen, Kulturen, Interessen und<br />
Altersgruppen bei den <strong>Jugend</strong>lichen zu tun haben (vgl. z.<br />
B. Calmbach/Thomas u.a. 2012), die differenzierte „Politiken“<br />
für verschiedene „<strong>Jugend</strong>en“ nahelegen, macht die<br />
Frage der Ausgestaltung einer Eigenständigen <strong>Jugend</strong>politik<br />
nicht einfacher.<br />
Mit dem <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugend</strong>förderplan (KJFP) des Landes<br />
sind dafür weit mehr als die Grundlagen gelegt. Als<br />
zentrales Instrument der <strong>Jugend</strong>politik mit einer jährlichen<br />
Fördersumme von rund 100 Mio. EUR für Struktur- und<br />
Projektförderung in den Bereichen <strong>Jugend</strong>(verbands)<br />
arbeit, <strong>Jugend</strong>sozialarbeit und erzieherischem <strong>Kinder</strong>und<br />
<strong>Jugend</strong>schutz ist der KJFP gesetzlich verankert.<br />
Damit werden auf der Grundlage des dritten Gesetzes<br />
zur Ausführung des <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugend</strong>hilfegesetzes (3.<br />
AG-KJHG - KJFöG) Einrichtungen und Angebote für junge<br />
Menschen vor Ort unterstützt. Das Land leistet so einen<br />
wichtigen Beitrag, möglichst gute Lebensbedingungen<br />
sowie Erfahrungsräume für junge Menschen zu schaffen.<br />
Es werden somit mehr Chancen für die Teilhabe und<br />
Partizipation von <strong>Jugend</strong>lichen und jungen Erwachsenen<br />
eröffnet. Diese Möglichkeiten auch zukünftig zu schaffen,<br />
ist ein wichtiges Ziel der eigenständigen <strong>Jugend</strong>politik in<br />
NRW.<br />
Ein weiteres Ziel besteht darin, als <strong>Jugend</strong>ressort im<br />
Rahmen der Landespolitik für die Interessen und Bedarfe<br />
junger Menschen einzutreten. Dazu gehört, Vorhaben im<br />
zuständigen Fachministerium unter dem Gesichtspunkt zu<br />
betrachten, ob sie zu Verbesserungen für junge Menschen<br />
beitragen können. Zugleich setzt sich das <strong>Jugend</strong>ressort<br />
in der Landesregierung übergreifend für jugendpolitische