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Kinder & Jugend

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184 10. <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugend</strong>bericht der Landesregierung Nordrhein-Westfalen<br />

zu werden, ist in Nordrhein-Westfalen umfassend vorhanden.<br />

Allerdings wird es in der Praxis noch zu selten<br />

umgesetzt. Auch hier ist auf allen Ebenen noch viel zu tun:<br />

Nicht nur mehr Beteiligungsprojekte und -instrumente sind<br />

notwendig, sondern mehr verpflichtende Beteiligungsprozesse<br />

und eine Beteiligungskultur in Einrichtungen und<br />

Angeboten.<br />

Partizipationsmöglichkeiten zu verbessern bedeutet<br />

einerseits, Übungsfelder für demokratische Prozesse<br />

anzubieten, und andererseits, <strong>Kinder</strong>n und <strong>Jugend</strong>lichen<br />

mehr soziale Teilhabe zu ermöglichen. Sozial benachteiligte<br />

junge Menschen können erheblich profitieren, wenn<br />

es gelingt, ihnen altersgerechte Beteiligungsangebote zu<br />

machen, in denen sie sich maßgeblich, verbindlich und<br />

regelmäßig als Mitgestalter erfahren können. Hierbei muss<br />

der Schwerpunkt auf kommunaler Ebene liegen, denn<br />

dort gestalten junge Menschen ihre Lebenswelten mit und<br />

beteiligen sich an Erhalt und Weiterentwicklung einer Infrastruktur,<br />

die sie persönlich betrifft. Ein nicht zu vernachlässigendes<br />

Instrument ist dabei der kommunale <strong>Kinder</strong>- und<br />

<strong>Jugend</strong>förderplan.<br />

Die Landesregierung wird auch weiterhin für die Interessen<br />

junger Menschen eintreten und dazu Wege und Möglichkeiten<br />

prüfen, sie verstärkt an den aus ihrer Sicht relevanten<br />

Handlungsfeldern und Entscheidungsprozessen<br />

zu beteiligen. Bedarfe und Interessen junger Menschen<br />

müssen vermehrt Berücksichtigung finden und <strong>Kinder</strong><br />

und <strong>Jugend</strong>liche insbesondere in Zukunftsfragen aktiv<br />

einbezogen werden. Instrumente wie der <strong>Jugend</strong>check,<br />

der <strong>Jugend</strong>monitor oder ein Landesjugendbeirat können<br />

vor diesem Hintergrund wichtige Anregungen darstellen.<br />

Solche Beteiligungsformen müssen – auch vor Ort – weiter<br />

ausgebaut und zielgruppengerecht ausgestaltet werden.<br />

Bevorzugte Mitbestimmungsinstrumente junger Menschen,<br />

wie z.B. die Meinungsbildung in sozialen Netzwerken oder<br />

durch kulturelle Aktivitäten, sollten dabei Berücksichtigung<br />

finden können.<br />

10. Geflüchtete, zugewanderte <strong>Kinder</strong><br />

und <strong>Jugend</strong>liche integrieren<br />

Mit der hohen Zahl von Geflüchteten, die in den letzten<br />

beiden Jahren nach Nordrhein-Westfalen gekommen sind,<br />

verbinden sich in erster Linie schwere Schicksale und<br />

Leidenserfahrungen sowie – für die nordrhein-westfälische<br />

Gesellschaft – humanitäre Pflichten und Aufgaben<br />

der Integration. Zugleich sind die zu uns gekommenen<br />

Menschen, von denen viele jung sind, eine Chance für die<br />

Weiterentwicklung unseres Gemeinwesens. Um dies zu<br />

entfalten, bedarf es zunächst der Sicherstellung von Hilfen<br />

und Unterstützung.<br />

Im Bereich der Hilfen zur Erziehung ist eine systematische<br />

Weiterentwicklung von Formen der Unterbringung, Betreuung<br />

und Begleitung erforderlich, die sich an den Bedarfen<br />

und Ressourcen der unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge<br />

orientieren muss. Hierbei sind vor allem Elemente zu<br />

berücksichtigen, die dazu beitragen, die gesellschaftliche<br />

Teilhabe und Bildungsperspektiven der jungen Menschen<br />

zu befördern. Da die meisten der unbegleiteten Minderjährigen<br />

jedoch zwischen 16 und 17 Jahren sind, ist es auch<br />

erforderlich, deren berufliche Perspektiven in den Blick zu<br />

nehmen. Es gilt dabei Ansätze zu entwickeln, die darauf<br />

ausgerichtet sind, in kurzer Zeit Perspektiven zur persönlichen<br />

Verselbständigung zu schaffen, ohne die individuellen<br />

Hilfebedarfe außer Acht zu lassen. Den Hilfen für junge<br />

Volljährige kann hier eine wichtige Rolle zukommen, sofern<br />

diese im Sinne der Verselbständigung und eines gelingenden<br />

Übergangsmanagements genutzt werden. Auch hierzu<br />

bedarf es der systematischen Weiterentwicklung entsprechender<br />

Angebote.<br />

Die Verteilung der unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge<br />

in die Kommunen Nordrhein-Westfalens wird mittelfristig<br />

bei den Minderjährigen selbst nur dann Akzeptanz<br />

finden, wenn es einheitliche Rahmenbedingungen in der<br />

<strong>Jugend</strong>hilfe gibt, die an Qualität und einem gemeinsamen<br />

Verständnis des Zieles der Integration orientiert sind.<br />

Angesichts der hohen Mobilität und der klaren Vorstellungen<br />

der weit überwiegenden Zahl der Minderjährigen, was<br />

ihren Wunsch nach Bildung und beruflichen Perspektiven<br />

anbetrifft, ist dies kein unerheblicher Beitrag zu einer gelingenden<br />

Integration.<br />

Zur Integration der hier lebenden begleiteten Minderjährigen<br />

leistet die <strong>Jugend</strong>hilfe ihren Beitrag bereits in<br />

vielfacher Weise. Dies gilt z. B. für die Bereiche der<br />

<strong>Kinder</strong>tagesbetreuung, der <strong>Jugend</strong>arbeit und der <strong>Jugend</strong>sozialarbeit.<br />

Eine gelingende Integration erfordert, dass<br />

neben den Angeboten der Institutionen (wie der Schulen)<br />

für die zu uns geflüchteten <strong>Kinder</strong> und <strong>Jugend</strong>lichen auch<br />

Teilhabechancen im Freizeitbereich geschaffen werden.<br />

Neben dem, was hierfür bereits geleistet worden ist, gilt<br />

es somit weiterhin, leichte Zugänge zu Angeboten der<br />

<strong>Jugend</strong>arbeit, des Sports, der Kultur etc. zu ermöglichen<br />

und zu stärken. Ziel ist es, die minderjährigen Flüchtlinge<br />

schnell an die Regelstrukturen zu binden.<br />

Dabei wird es, insbesondere im Bereich der <strong>Jugend</strong>arbeit<br />

und <strong>Jugend</strong>sozialarbeit, zwingend erforderlich sein, jetzt<br />

die Balance zu wahren zwischen den Bedarfen der bisherigen<br />

Zielgruppen und den Bedarfen der jungen Flüchtlinge<br />

als neuer Zielgruppe.

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