26.01.2017 Aufrufe

Kinder & Jugend

10-kinder-und-jugendbericht_nrw_web_0

10-kinder-und-jugendbericht_nrw_web_0

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

155 Entwicklungen in den Handlungsfeldern der <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugend</strong>hilfe<br />

Über die hier genannten Projekte und die zahlreichen Aktivitäten<br />

der Landeszentrale für politische Bildung hinaus<br />

kommt auch der alltäglichen Bildung und Erziehung in den<br />

Institutionen – auch bereits im frühen Kindesalter – eine<br />

bedeutende Rolle zu. Interkulturelles Lernen, der interreligiöse<br />

Diskurs, das Erlernen eines Umgangs mit Verschiedenheit<br />

etc. eröffnen jungen Menschen die Möglichkeit<br />

zu einem vorurteilsfreien Umgang mit Gleichaltrigen aus<br />

anderen Kulturen und mit einer anderen Religionszugehörigkeit.<br />

Im Kontext der gegenwärtigen neuen Zuwanderung<br />

und der damit verbundenen Gestaltungsaufgaben für das<br />

Zusammenleben in den Kommunen und Institutionen ist<br />

dies ebenfalls von großer Bedeutung.<br />

23.4 <strong>Jugend</strong>arbeit und gewaltbereiter<br />

verfassungsfeindlicher Salafismus<br />

Nordrhein-Westfalen setzt auf eine Verbindung aus Repression,<br />

Prävention und Ausstiegshilfe, um aktiv gegen<br />

verfassungsfeindlichen Salafismus vorzugehen. In der<br />

<strong>Jugend</strong>arbeit kommt insbesondere den präventiven Angeboten<br />

gegen salafistische Radikalisierung eine besondere<br />

Bedeutung zu.<br />

Um den Einstieg junger Menschen in die gewaltbereite<br />

salafistische Szene zu verhindern, hat die Landesregierung<br />

2014 das Präventionsprogramm „Wegweiser – gemeinsam<br />

gegen gewaltbereiten Salafismus“ angestoßen.<br />

Mit seinem Beratungs- und Betreuungsangebot für<br />

Betroffene und das soziale Umfeld wird bei der Lösungssuche<br />

ein ganzheitlicher Ansatz gemeinsam mit örtlichen<br />

Netzwerken und unter Einbindung des Regelsystems<br />

verfolgt. Aufgrund der erfolgreichen Arbeit wurde das<br />

Präventionsprogramm 2015 erweitert und neue Anlaufstellen<br />

geschaffen. Aktuell gibt es Anlaufstellen in Düsseldorf,<br />

Bonn, Bochum, Wuppertal, Dinslaken, Dortmund, Duisburg,<br />

und Köln. Weitere Anlaufstellen für Aachen, Essen,<br />

Mönchengladbach, Münster und Ostwestfalen-Lippe sind<br />

in der Umsetzung.<br />

Der Landeskoordinierungsstelle gegen Rechtsextremismus<br />

(LKS) stehen seit 2015 auch für Beratungsleistungen<br />

gegen verfassungsfeindlichen Salafismus Bundes- und<br />

Landesmittel zur Verfügung. Mit den Mitteln werden – auch<br />

im Rahmen des Bundesprogramms „Demokratie leben“ –<br />

Maßnahmen zur Prävention von politischem oder jihadistischem<br />

Salafismus entwickelt bzw. koordiniert sowie<br />

Aufklärungs- und Präventionsarbeit geleistet. Projekte, die<br />

gefördert werden, dienen vorrangig der Sensibilisierung<br />

und Qualifizierung von Multiplikatorinnen und Multiplikatoren,<br />

um möglichst landesweit vorhandene Strukturen<br />

zu stärken, beispielsweise im Rahmen der <strong>Jugend</strong>hilfe<br />

und Schulsozialarbeit. Hier geht es einerseits um Aufklärung<br />

darüber, wie sich gewaltorientierter Salafismus von<br />

normaler Religionsausübung unterscheidet. Andererseits<br />

werden Maßnahmen unterstützt, die Hilfe dabei bieten, mit<br />

gefährdeten <strong>Jugend</strong>lichen umzugehen. Darüber hinaus<br />

werden Projekte gefördert, die sich analytisch mit Online-<br />

Propaganda gewaltorientierter Salafisten befassen bzw.<br />

Gegennarrative hierzu entwickeln.<br />

Aktuell werden aus Landesmitteln bereits folgende Maßnahmen<br />

für die Zielgruppe junger Menschen gefördert:<br />

• Die Arbeitsgemeinschaft <strong>Kinder</strong> und <strong>Jugend</strong>schutz e. V.<br />

in Köln (AJS) hat das Projekt „Plan P – <strong>Jugend</strong> stark<br />

machen gegen salafistische Radikalisierung“ entwickelt.<br />

Es wird seit Oktober 2015 umgesetzt und in 2016 fortgeführt.<br />

Grundgedanke des Projekts ist es, das Aufgabenfeld<br />

Prävention gegen extremistischen Salafismus<br />

in den Regelstrukturen der <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugend</strong>hilfe zu<br />

etablieren. Als zentrale Ansprechpersonen und damit<br />

primäre Zielgruppe des Projekts sollen professionelle<br />

Fachkräfte aus dem Handlungsfeld des erzieherischen<br />

<strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugend</strong>schutzes qualifiziert werden. Gegenwärtig<br />

werden mehrtätige Fortbildungsmodule für diese<br />

Fachkräfte durchgeführt. Das Projekt wird vom Institut<br />

für Sozialarbeit und Sozialpädagogik e. V. (ISS) und dem<br />

Violence Prevention Network gemeinsam wissenschaftlich<br />

begleitet.<br />

• Das landesgeförderte Modellprojekt Radikalisierungsprävention<br />

und Schulsozialarbeit soll für das Thema<br />

Salafismusprävention in Schule sensibilisieren und<br />

qualifizieren. Es wird durch die Zusammenarbeit mit<br />

der LAG Schulsozialarbeit den Bedarfen des „Systems“<br />

Schule gerecht und bietet darüber hinaus praktische<br />

Anleitungen zum Umgang mit gefährdeten <strong>Jugend</strong>lichen<br />

in der Schule.<br />

• Das landesgeförderte Projekt „Hikmah!“ (arab.: Weisheit)<br />

will Gesprächszirkel über Islam in Moscheen und in<br />

<strong>Jugend</strong>treffs mit einem Peer-Group- und Positivansatz<br />

anbieten. Ein standardisiertes Lehrmaterial, Curriculum<br />

und eine Sprecher-Mappe soll durch ein kompetentes<br />

Fachteam erstellt und durch ausgebildete Tutorinnen<br />

und Tutoren an die Zielgruppe (Muslime, Konvertiten)<br />

weitergegeben werden. Die Themen sollen alltägliche<br />

und religiöse Aspekte umfassen. Als weiteres Element<br />

werden Inhalte ins Internet gestellt, die als Narrative<br />

radikal-islamistischen Inhalten entgegenwirken können.<br />

Durch positive Kernbotschaften soll Extremisten die<br />

Deutungshoheit entzogen werden. Die Gesprächskreise<br />

sollen die zivilgesellschaftlichen Ressourcen des Islams<br />

aktivieren und positive Freundesnetzwerke aufbauen.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!