Kinder & Jugend
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175 Herausforderungen für die <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugend</strong>hilfe in NRW<br />
D. Herausforderungen für die <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugend</strong>hilfe<br />
in NRW<br />
Bilanziert man die Veränderungen in Kindheit und <strong>Jugend</strong>phase<br />
und die Entwicklungen der letzten Jahre in der<br />
<strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugend</strong>hilfe in Nordrhein-Westfalen, so zeigen<br />
sich vielfältige Veränderungen. Besonders hervorzuheben<br />
ist, dass „Bildung“ einen wesentlich höheren Stellenwert<br />
einnimmt, zugleich aber als vielschichtiger Prozess verstanden<br />
wird, der über <strong>Kinder</strong>tageseinrichtung und Schule<br />
deutlich hinausgeht. Weiter verstärkt hat sich zudem die<br />
Tendenz, dass sich das Zusammenleben in den Familien<br />
ausdifferenziert und eine Vielzahl von (auch öffentlichen)<br />
Akteuren im Prozess des Aufwachsens von <strong>Kinder</strong>n und<br />
<strong>Jugend</strong>lichen in verschiedener Weise verantwortlich<br />
mitwirkt. Die elterliche Pflicht zur Sorge bleibt hierdurch<br />
freilich unberührt. Eltern wünschen sich mehr Zeit für die<br />
Familie und stehen vor der mitunter schwierigen Herausforderung,<br />
Arbeits-, <strong>Kinder</strong>betreuungs-, Schul- oder<br />
Pflegezeiten mit der Zeit für gemeinsame Aktivitäten mit<br />
der Familie in Einklang zu bringen.<br />
Neben den Schulen sind es insbesondere die Leistungen<br />
und Angebote aus dem Feld der <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugend</strong>hilfe<br />
(hier zuvorderst der <strong>Kinder</strong>tageseinrichtungen), der<br />
Familienhilfe, des Sports, der Kultur und der Bereiche<br />
Gesundheit, Integration und Soziales, die die Familien<br />
begleiten und unterstützen. Vor dem Hintergrund einer<br />
zunehmend präventiv ausgerichteten <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugend</strong>politik,<br />
richtet sich der Blick vermehrt auf die Gesamtheit<br />
der lebensweltlichen Infrastruktur der Bildung, Erziehung<br />
und Betreuung, der Unterstützungsangebote im Stadtteil<br />
bzw. in der Gemeinde. Mehr denn je geht es darum, Institutionen,<br />
Leistungsträger und Einrichtungen gewinnbringend<br />
so zu koordinieren, dass passgenaue Angebote für<br />
<strong>Kinder</strong>, <strong>Jugend</strong>liche und Familien wirksam werden können.<br />
Voraussetzung dafür ist es, die ungleichen Startchancen<br />
und Lebenslagen von <strong>Kinder</strong>n und <strong>Jugend</strong>lichen zu<br />
berücksichtigen.<br />
Nach Auffassung der Landesregierung geht es jetzt und<br />
in den kommenden Jahren verstärkt darum, den Auftrag<br />
auszugestalten, den das <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugend</strong>hilfegesetz<br />
(SGB VIII) in § 1 Abs. 3 Nr. 3 formuliert. Die <strong>Kinder</strong>- und<br />
<strong>Jugend</strong>hilfe muss neben der allgemeinen Förderung der<br />
jungen Menschen und den Hilfeleistungen für die Eltern<br />
auch dazu beitragen, Benachteiligungen zu vermeiden<br />
oder abzubauen und dafür Sorge tragen, positive Lebensbedingungen<br />
für junge Menschen und ihre Familien sowie<br />
eine kinder- und familienfreundliche Umwelt zu erhalten<br />
oder zu schaffen. Darin liegt nach wie vor die zentrale Aufgabe<br />
der <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugend</strong>hilfe, die weiterhin offensiv<br />
angegangen werden sollte und starke Mitstreiter mit der<br />
gleichen Zielperspektive benötigt. Der Aufbau und die Ausgestaltung<br />
kommunaler Bildungs- und Präventionsketten<br />
ist eine Gemeinschaftsaufgabe, die möglichst breit – ämter-<br />
und ressortübergreifend – organisiert und abgestimmt<br />
werden muss.<br />
Auf Seiten der <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugend</strong>hilfe sind die Voraussetzungen<br />
für die Wahrnehmung dieser Gestaltungsaufgabe<br />
in Nordrhein-Westfalen gut. Schaut man auf die 26 Jahre<br />
seit Inkrafttreten des <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugend</strong>hilfegesetzes<br />
zurück, so lässt sich insgesamt eine eindrucksvolle Bilanz<br />
ziehen. Die Leistungen der <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugend</strong>hilfe sind<br />
in dieser Zeit enorm ausgeweitet und ausdifferenziert<br />
worden. Die <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugend</strong>hilfe hat dabei ihr Gesicht<br />
verändert und ihre Fachlichkeit ausgebaut. Heute ist sie<br />
ein zentraler Baustein der sozialen Daseinsvorsorge und<br />
der Präventionsinfrastruktur, die sensibel auf gesellschaftliche<br />
Veränderungen und ihre Folgen für die Lebenswelten<br />
von <strong>Kinder</strong>n und <strong>Jugend</strong>lichen reagiert. Familien nehmen<br />
heute ganz selbstverständlich Leistungen der <strong>Kinder</strong>- und<br />
<strong>Jugend</strong>hilfe in Anspruch, rufen sie sogar – wie in der Frühen<br />
Bildung – offensiv ab.<br />
Nicht nur Familien, auch Unternehmen und Wirtschaftsverbände<br />
formulieren heute – wie z. B. anlässlich des<br />
NRW-Familiengipfels im Januar 2016 geschehen – ihr<br />
Interesse an einer ausreichenden und qualitativ guten<br />
Infrastruktur an Einrichtungen der Bildung, insbesondere