Kinder & Jugend
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145 Entwicklungen in den Handlungsfeldern der <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugend</strong>hilfe<br />
22.5 Kulturelle Bildung in den Tageseinrichtungen<br />
für <strong>Kinder</strong><br />
In den letzten Jahren ist – nicht zuletzt durch die Diskussionen<br />
um die Ergebnisse der PISA-Studien – verstärkt<br />
deutlich geworden, dass die kulturelle Bildung früh<br />
einsetzen soll, um möglichst wirksam zu sein. Sicherlich<br />
gehörten zu den <strong>Kinder</strong>tageseinrichtungen immer schon<br />
Angebote der kulturellen Bildung. Spielen, Malen, Lesen<br />
und Singen bilden das Repertoire der frühen Bildung.<br />
Bereits 2004 haben die Kultusminister und die <strong>Jugend</strong>ministerkonferenz<br />
die musisch-ästhetische Bildung in ihren<br />
gemeinsamen Rahmen für die frühe Bildung in diesem<br />
Bereich aufgenommen. In den Bildungsgrundsätzen des<br />
Landes NRW für die Altersgruppe von null bis zehn Jahren<br />
hat kulturell-ästhetische Bildung systematisch ihren Niederschlag<br />
gefunden. Sie ist dort explizit als einer von zehn<br />
zentralen Bildungsbereichen in der pädagogischen Arbeit<br />
im Elementarbereich benannt: „Durch Gestalten, Musik,<br />
Singen, freies Spiel, Tanz, Bewegung, Rollenspiel, finden<br />
<strong>Kinder</strong> vielseitige Möglichkeiten für sinnliche Wahrnehmung<br />
und Erlebnisse sowie Anregung und Unterstützung,<br />
die inneren Bilder auszudrücken. (…) <strong>Kinder</strong> haben durch<br />
die Auseinandersetzung mit Künsten die Möglichkeit, ihre<br />
kreativen Denk- und Handlungsmuster weiterzuentwickeln“<br />
(MFKJKS/MSW 2016, S.106).<br />
Zahlreiche Projekte und Impulse haben das Angebot in<br />
den <strong>Kinder</strong>tageseinrichtungen erweitert und gehen weit<br />
über die klassischen Angebote kultureller Bildung hinaus.<br />
Dazu gehören u. a. die Zusammenarbeit mit Museen<br />
und Orchestern, besondere Thementage, Nutzung der<br />
Museumspädagogik, die Zusammenarbeit mit örtlichen<br />
Musikschulen, <strong>Jugend</strong>kunstschulen sowie mit einzelnen<br />
Künstlerinnen und Künstlern. So ist auch der Tanz ein<br />
beliebtes, weil individuell sehr prägendes Element in der<br />
Frühpädagogik, das Kultur und Bewegung auf eine sehr<br />
kreative Weise miteinander verbindet. Gerade mit Tanz<br />
wird in den <strong>Kinder</strong>tageseinrichtungen auf die Relevanz von<br />
Bewegungsangeboten reagiert. Hier finden interdisziplinäre<br />
Projekte statt, die alle Sinne der <strong>Kinder</strong> ansprechen.<br />
Auch aktives und gemeinsames Musizieren oder aktives<br />
Musikhören kann zur Entwicklung musikalischer Orientierungs-<br />
und Urteilsfähigkeit sowie zum Erkenntnis- und<br />
Kompetenzgewinn beitragen. Überdies trägt die Auseinandersetzung<br />
mit Musik zur Erweiterung von Konzentrations-,<br />
Ausdauer- und Gestaltungsvermögen, Kreativität,<br />
Persönlichkeitsentwicklung, Leistungsbereitschaft, Kommunikations-<br />
und Teamfähigkeit bei (vgl. Stuckert/Thole<br />
2014, S.34).<br />
Eine Übersicht über die Aktivitäten der kulturellen Bildung<br />
im Elementarbereich liegt angesichts der Vielfalt der<br />
Angebote und der über 9.700 <strong>Kinder</strong>tageseinrichtungen in<br />
NRW nicht vor. Berichte von Trägern und <strong>Jugend</strong>ämtern<br />
zeigen, dass erhebliche Anstrengungen unternommen<br />
werden, <strong>Kinder</strong> bereits in diesem Alter an Kunst und<br />
Kultur heranzuführen und Begabungen zu fördern, ohne<br />
sie dabei zu überfordern. Aus Sicht der Landesregierung<br />
ist in diesen Einrichtungen die Begegnung mit Kunst und<br />
Kultur deshalb besonders wichtig, weil <strong>Kinder</strong> mit neuen<br />
Ansätzen bekannt gemacht werden und sich für sie auch<br />
eigenständige Aneignungsmöglichkeiten ergeben. Gerade<br />
weil der Zugang zu Kunst und Kultur sehr verschieden ist,<br />
besteht somit die Chance, z. B. <strong>Kinder</strong> aus benachteiligten<br />
Lebenswelten frühzeitig für die Auseinandersetzung mit<br />
Kunst und Kultur zu sensibilisieren.<br />
22.6 Ausbildung und Qualifizierung als Grundlage<br />
des Handlungsfelds<br />
Eine qualifizierte musisch-ästhetische Bildung erfordert<br />
entsprechendes fachliches Personal. Daher ist es wichtig<br />
und unerlässlich, dass Hochschulen, Universitäten und<br />
Fortbildungseinrichtungen, die entsprechende Ausbildungsformate<br />
bereithalten und – über die Lehrerausbildung<br />
hinaus – durch spezifische Angebote der Vermittlung<br />
von Kunst und Kultur eine Professionalisierung unterstützen<br />
und befördern. Das gilt für alle Sparten. Die seit<br />
Jahren zunehmende Professionalisierung zeigt sich an<br />
der herausgebildeten Professionsbezeichnung „Kulturpädagogin<br />
/ Kulturpädagoge“ und die Ausbildungsdisziplin<br />
„Kulturpädagogik“. Allerdings gibt es hier bis dato kein<br />
einheitliches Bild. Es ist daher auch heute noch notwendig,<br />
intensive Diskurse darüber zu führen, welche Kompetenzen<br />
in der Arbeit mit Kunst und Kultur im Rahmen der<br />
kulturellen Bildung benötigt werden.<br />
Angesichts des wachsenden Interesses an der kulturellen<br />
Bildung und der ihr anhaltend innewohnenden Dynamik<br />
gewinnen auch Fort- und Weiterbildungs-angebote in<br />
diesem Feld an Bedeutung, vor allem für das sozialpädagogische<br />
Fachpersonal. Denn eine Erzieherin oder ein Erzieher<br />
in der <strong>Kinder</strong>tageseinrichtung sollte ebenso wie die<br />
Sozialpädagogin oder der Sozialpädagoge in der <strong>Jugend</strong>einrichtung<br />
über die pädagogischen Kompetenzen hinaus<br />
spezifische Kenntnisse in der Bildungsarbeit mit Kunst<br />
und Kultur anstreben. Gleiches gilt für das Lehrpersonal<br />
an Schulen. Wie wichtig die Weiterqualifizierung ist, lässt<br />
sich aus einer Fachkräftebefragung im Rahmen der WIFF-<br />
Initiative aus dem Jahre 2010 ablesen. Danach verfügten<br />
lediglich etwa 57 Prozent der befragten pädagogischen<br />
Fachkräfte über Sicherheit bei der Vermittlung musischdarstellender<br />
Bildung (vgl. Autorengruppe 2012, S.190).<br />
Für NRW – aber auch bundesweit – übernimmt die Akademie<br />
für Kulturelle Bildung des Bundes und des Landes