Kinder & Jugend
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85 Entwicklungen in den Handlungsfeldern der <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugend</strong>hilfe<br />
über 100. Gesellschaftlich bestehen an der Notwendigkeit<br />
einer weiterführenden Qualifizierung für die <strong>Kinder</strong>tageseinrichtungen<br />
keine Zweifel. Mit der Einführung der<br />
Bachelor-Studiengänge ist daher zugleich der Anspruch<br />
verbunden, fundierter auf die veränderten Anforderungen<br />
der frühkindlichen Bildung reagieren zu können, denn die<br />
Umsetzung von Konzepten wie Heterogenität, Inklusion,<br />
Partizipation und Prävention macht auch weitergehende<br />
Fähigkeiten im sozialpädagogischen Handeln erforderlich.<br />
Bei der Qualifizierung früher Bildung sind darüber hinaus<br />
weitere Aspekte von Bedeutung:<br />
• Die Einführung und Umsetzung der Bildungspläne und<br />
-empfehlungen für die Bildungsarbeit in den Tageseinrichtungen<br />
für <strong>Kinder</strong>, die zugleich mit einer Stärkung<br />
der Einrichtungen als Bildungsort verbunden sind;<br />
• die Einführung von Bildungsdokumentationen als eine<br />
kontinuierliche und systematische Begleitung der <strong>Kinder</strong><br />
in der Zeit ihrer öffentlich verantworteten <strong>Kinder</strong>betreuung;<br />
• die Einführung der alltagsintegrierten Sprachförderung<br />
sowie<br />
• Verbesserungen beim Übergang vom <strong>Kinder</strong>garten in<br />
die Grundschule verbunden mit einer besseren Zusammenarbeit<br />
mit den Grundschulen.<br />
Absolventinnen und Absolventen aus den Studiengängen<br />
sind auf dem Arbeitsmarkt bereits angekommen. Allerdings<br />
kann nicht davon ausgegangen werden, dass alle akademischen<br />
Fachkräfte den Weg in die <strong>Kinder</strong>tageseinrichtungen<br />
suchen und auch finden. Auch werden diejenigen, die<br />
als ausgebildete Erzieherin oder ausgebildeter Erzieher<br />
den Studiengang mit einem Aufstiegsgedanken verbunden<br />
haben, nicht unbedingt zurück in „ihre“ Einrichtung gehen.<br />
Zudem zeigen die Daten, dass sich die Zahl insgesamt<br />
noch deutlich in Grenzen hält. Im März 2016 arbeiteten<br />
erst 661 Kindheitspädagoginnen und Kindheitspädagogen<br />
in <strong>Kinder</strong>tageseinrichtungen in NRW, dies ist ein Anteil von<br />
0,6 Prozent an allen Beschäftigten in <strong>Kinder</strong>tageseinrichtungen<br />
(vgl. IT NRW 2016d). Insgesamt muss abgewartet<br />
werden, wann eine relevante Größe an Kindheitspädagoginnen<br />
und Kindheitspädagogen in der <strong>Kinder</strong>tagesbetreuung<br />
im Einsatz sein wird. Die Fachschulausbildung wird<br />
daher das Fundament der Qualifikation und Ausbildung<br />
der Fachkräfte in den Kitas bleiben. Das akademisch<br />
ausgebildete Personal wird aber mit wachsender Tendenz<br />
eine wichtige Ergänzung darstellen.<br />
Die Absolventinnen und Absolventen des Studiengangs<br />
„Kindheitspädagogik“ selbst scheinen sich auf das Arbeitsfeld<br />
der frühen Bildung zu konzentrieren. So zeigt ein Befund<br />
zur Arbeitsmarktsituation aus dem Jahre 2014, dass<br />
etwas mehr als zwei Drittel der bundesweit Befragten nach<br />
dem Studienabschluss in das Arbeitsfeld der <strong>Kinder</strong>tageseinrichtungen<br />
einmünden. Ca. 70 Prozent der Kindheitspädagoginnen<br />
und -pädagogen finden eine Erwerbstätigkeit<br />
in originär frühpädagogischen Arbeitsfeldern (Krippen,<br />
<strong>Kinder</strong>tageseinrichtungen) (vgl. Hanssen/König u.a. 2015,<br />
S.38). Eine spezifische Analyse für NRW liegt nicht vor, sie<br />
dürfte aber kaum abweichend davon sein.<br />
Für die hier skizzierte Entwicklung im Ausbildungs- und<br />
Qualifizierungsbereich ist auch das „Gesetz über die staatliche<br />
Anerkennung von Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeitern,<br />
Sozialpädagoginnen und Sozialpädagogen sowie<br />
Kindheitspädagoginnen und Kindheitspädagogen“ (Sozialberufe-Anerkennungsgesetz<br />
– SobAG, LT-DS 16/6224)<br />
von Bedeutung. Mit dem Gesetz werden die Voraussetzungen<br />
für die staatliche Anerkennung landesrechtlich<br />
geregelt. Damit wird auch für die Kindheitspädagoginnen<br />
und Kindheitspädagogen eine grundlegende Entscheidung<br />
getroffen. Das Gesetz schafft nicht nur die formalen<br />
Voraussetzungen für die Feststellung der berufsrechtlichen<br />
Eignung der Studiengänge, sondern sieht zudem weitergehende<br />
Qualitätsanforderungen vor, die eine hohe Ausbildungsqualität<br />
sicherstellen sollen.<br />
13. Familienzentren: Eine neue Nähe zur<br />
Familie<br />
Mit der Schaffung von Familienzentren wurde 2006/2007<br />
ein erfolgreicher Versuch unternommen, Eltern den<br />
Zugang zu niedrigschwelligen Unterstützungsangeboten<br />
zu erleichtern. Ziel ist es, Familien bei der Erziehung<br />
und im Alltag zu unterstützen und damit sowohl zu einer<br />
frühzeitigen Förderung und Prävention als auch zu einer<br />
besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf und zu mehr<br />
Chancen- und Bildungsgerechtigkeit beizutragen. Dabei<br />
ging und geht es vor allem um eine Vernetzung der im<br />
Sozialraum einer <strong>Kinder</strong>tageseinrichtung vorhandenen Angebote<br />
der <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugend</strong>hilfe mit familienpolitischen<br />
Leistungen und weiteren je nach Bedarf erforderlichen z.<br />
B. sozialen, gesundheits- oder arbeitsweltbezogenen Hilfen.<br />
Gerade für benachteiligte Familien und Familien aus<br />
bildungsferneren Milieus bieten diese bedarfsgerechten,<br />
vernetzten und ortsnahen Angebote „aus einer Hand“ eine<br />
erweiterte Unterstützungsstruktur, die sich dadurch, dass<br />
die Eltern offensiv angesprochen und einbezogen werden,<br />
positiv auf die kindliche Entwicklung auswirken.