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Kinder & Jugend

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130 10. <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugend</strong>bericht der Landesregierung Nordrhein-Westfalen<br />

haben. Diese Grenzen liegen vor allem in den vorhandenen<br />

finanziellen und personellen Ressourcen der <strong>Kinder</strong>und<br />

<strong>Jugend</strong>arbeit, insbesondere dort, wo sie vom Prinzip<br />

der Ehrenamtlichkeit geprägt ist.<br />

So geben in einer Befragung von 53 nordrhein-westfälischen<br />

kommunalen und Kreis-<strong>Jugend</strong>ringen zu ihren<br />

Bildungsaktivitäten 15 <strong>Jugend</strong>ringe an, dass sie nicht mit<br />

Schule kooperieren. Von diesen geben 13 (87 %) die „fehlenden<br />

personellen Ressourcen“ als wichtigen Grund dafür<br />

an, dass sie oder ihre <strong>Jugend</strong>verbände nicht mit Schulen<br />

kooperieren können. Nur zwei <strong>Jugend</strong>ringe (14 %) nennen<br />

„inhaltliche, konzeptionelle Differenzen“ als wichtigen<br />

Grund für das Nichtzustandekommen einer Kooperation<br />

(vgl. Aslan/von der Gathen-Huy u.a. 2014, S.23). Mit Blick<br />

auf die <strong>Jugend</strong>verbände müssen darüber hinaus die unterschiedlichen<br />

Angebotsformen und -möglichkeiten gesehen<br />

werden. <strong>Jugend</strong>organisationen, die bereichsspezifisch<br />

ausgerichtet sind (z. B. <strong>Jugend</strong>feuerwehr oder DRK-<br />

<strong>Jugend</strong>), können sehr konkrete Angebote machen, die<br />

ggf. eher auf das Interesse von <strong>Kinder</strong>n stoßen und daher<br />

leichter in den Ganztag eingebunden werden können.<br />

Grundsätzlich erleben es die <strong>Jugend</strong>verbände eher als<br />

schwierig, wenn es bei zunehmender Verbindlichkeit von<br />

Bildung, Erziehung und Betreuung am Nachmittag einer<br />

Klarheit und Festlegung bei den <strong>Jugend</strong>verbänden bedarf,<br />

auch über mehrere Schuljahre verlässlich dabei zu sein.<br />

Das kann Ehrenamtlichen kaum abverlangt werden und in<br />

den strukturellen Rahmenbedingungen der Verbände zu<br />

Problemen führen. Dennoch ist einiges in Bewegung geraten<br />

und eine stärkere Öffnung hin zu Schule erkennbar.<br />

Kooperation mit der Schule hat sich mittlerweile durchgesetzt<br />

und <strong>Jugend</strong>verbände erkennen ihre Chancen darin.<br />

Ein Grund ist, dass die <strong>Jugend</strong>organisationen sich der<br />

Frage stellen müssen, wie sie <strong>Kinder</strong> und <strong>Jugend</strong>liche ansprechen,<br />

erreichen und für ihre Angebote begeistern können<br />

(vgl. Gröhlich 2014, S.29ff). Die <strong>Jugend</strong>organisationen<br />

setzen darauf – und darin haben sie die Unterstützung der<br />

Landesregierung –, dass es gerade das Profil der <strong>Kinder</strong>und<br />

<strong>Jugend</strong>arbeit ist, das die Kooperation aus der Sicht<br />

der <strong>Kinder</strong> und <strong>Jugend</strong>lichen bereichert. Sie sehen, dass<br />

sich durch ihre Arbeit Schule verändert, denn es entsteht<br />

eine Verbindung zwischen schulischem Lernen und ihren<br />

non-formalen und informellen Bildungsansätzen im Sinne<br />

einer Gestaltungsmöglichkeit des Schulalltags. Hier kann<br />

sich über die Schule ein neuer, anderer Zugang ergeben.<br />

Eine gewinnbringende Rolle der <strong>Jugend</strong>arbeit an den<br />

Schulen hängt auch von der Bereitschaft der Schulen<br />

ab, auf die Träger zuzugehen und sich mit ihnen z. B. in<br />

die Entwicklung gemeinsamer Handlungskonzepte zu<br />

begeben. Das ist ein Weg, den die Landesregierung für<br />

zielführend hält. Denn in den Empfehlungen des „Runden<br />

Tisches zu G8/G9 an die Landespolitik in Nordrhein-Westfalen“<br />

(2014) wird der Blick auf diese Akteure geworfen,<br />

wenn es dort heißt: „Außerschulische Bildungsangebote<br />

werden – trotz der erhöhten Präsenzzeiten von Schülerinnen<br />

und Schülern in den Schulen – wertgeschätzt und<br />

wahrgenommen. Die höheren Präsenzzeiten reduzieren<br />

jedoch die zur Verfügung stehende Zeit für diese Angebote.<br />

Gleichwohl ermöglichen außerschulische Bildungsangebote<br />

<strong>Kinder</strong>n und <strong>Jugend</strong>lichen Aktivitäten, die sie in<br />

ihrer Familie oder in ihrem Wohnumfeld nicht vorfinden,<br />

bzw. Erfahrungen, die sie dort nicht machen können.“<br />

Diese Angebote stellen als eigenständige Bildungsangebote<br />

wichtige Erweiterungen dar. Die Schulen, die sich der<br />

<strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugend</strong>arbeit öffnen, wissen um die Stärken<br />

dieser Arbeit und sehen in der Zusammenarbeit durchaus<br />

eine neue Perspektive einer Ganztagsbildung im Sinne<br />

von ganzheitlichem Lernen (vgl. Gröhlich 2014).<br />

Für die Zusammenarbeit zwischen <strong>Jugend</strong>arbeit und<br />

Schule gibt es darüber hinaus strategische Gründe, die<br />

institutionellen Logiken folgen: Viele Ganztagsschulen<br />

wollen – und müssen – sich öffnen und dabei verstärkt<br />

mit Partnern zusammenarbeiten, die das Gesamtportfolio<br />

der Schule bereichern und neue Aspekte einbringen. Die<br />

<strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugend</strong>arbeit verspricht sich, durch attraktive<br />

Angebote in der Schule neue Zielgruppen auch für die<br />

Regelangebote außerhalb von Schule zu erschließen –<br />

und sich dabei neuen fachlichen Herausforderungen mit<br />

Blick auf das Handlungsfeld Ganztagsschule zu stellen.<br />

Schule und <strong>Jugend</strong>arbeit benötigen dabei die Bereitschaft,<br />

sich im Sinne einer konstruktiven Partnerschaft<br />

weiterzuentwickeln.<br />

Das wichtigste Argument für die Ausgestaltung des Zusammenspiels<br />

der teils sehr unterschiedlichen Lern- und<br />

Bildungsorte <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugend</strong>arbeit und Schule liegt<br />

aber im Potenzial der umfassenderen Förderung der<br />

kognitiven, sozialen, praktischen und personalen Kompetenzen<br />

von <strong>Jugend</strong>lichen aus unterschiedlichen Kontexten,<br />

mit vielfältigen Interessen und Bedarfen. Dieses Argument<br />

weist wiederum über den engeren Kooperationszusammenhang<br />

von Schule und <strong>Jugend</strong>arbeit hinaus in die<br />

sogenannte Bildungslandschaft: Denn positive Bedingungen<br />

für das Aufwachsen von <strong>Kinder</strong>n und <strong>Jugend</strong>lichen<br />

können aus Sicht der Landesregierung nur als gelingendes<br />

Zusammenspiel von formalen, non-formalen und informellen<br />

Bildungsorten und Lernarrangements vor Ort gestaltet<br />

werden.<br />

21.2 Die <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugend</strong>arbeit im Kontext der<br />

Bildungslandschaft<br />

Das Format der Bildungslandschaft bildet die Struktur für<br />

eine systematische und abgestimmte Zusammenarbeit

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