Kinder & Jugend
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140 10. <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugend</strong>bericht der Landesregierung Nordrhein-Westfalen<br />
wünschenswert. Insbesondere für die kommunale <strong>Jugend</strong>förderung<br />
(§§ 11 bis 14 SGB VIII) ist die Ganztagsschule<br />
im Sekundarbereich ein wichtiges Handlungsfeld. Für die<br />
<strong>Jugend</strong>ämter und <strong>Jugend</strong>hilfeausschüsse ist der Ganztag<br />
in der Sekundarstufe I derzeit jedoch ein Bereich, den es<br />
zu erschließen gilt. Mehr noch als im Bereich der Offenen<br />
Ganztagsschule im Primarbereich wird die weiterführende<br />
Ganztagsschule als mehr oder weniger schulische<br />
Angelegenheit verstanden. Hier bedarf es neuer Impulse<br />
zur Intensivierung der Zusammenarbeit von Schule und<br />
<strong>Jugend</strong>hilfe in der Bildungslandschaft.<br />
22. Zum Stellenwert kultureller Bildung<br />
– das <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugend</strong>kulturland<br />
NRW<br />
Kulturelle <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugend</strong>bildung hat in NRW eine<br />
lange Tradition. Seit den 1960er Jahren hat sich ein<br />
Arbeitsfeld geformt und ausdifferenziert, das heute einen<br />
unverzichtbaren Bestandteil der <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugend</strong>arbeit<br />
darstellt und Bestandteil non-formaler und informeller<br />
Bildung ist. Kulturelle Bildung ist fest in der <strong>Kinder</strong>- und<br />
<strong>Jugend</strong>politik, der Kultur- und Schulpolitik der Landesregierung<br />
verankert. Kulturelle <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugend</strong>bildung<br />
kann als ein weit verbreitetes und selbstverständliches Angebot<br />
in den <strong>Jugend</strong>- und Kultureinrichtungen angesehen<br />
werden. In der langen Entwicklung der kulturellen Bildung<br />
in NRW kann man somit durchaus von einer „Veralltäglichung“<br />
von Kunst und Kultur in den Bildungsbiografien von<br />
<strong>Kinder</strong>n und <strong>Jugend</strong>lichen sprechen.<br />
Sechs bedeutsame Entwicklungen lassen sich für die kulturelle<br />
Bildung beschreiben, die sie bis heute prägen<br />
(vgl. Stuckert/Thole 2014):<br />
1. Eine deutliche Verjüngung des Adressatinnen- und Adressatenkreises<br />
bis hin zur Generation der Jüngsten.<br />
2. Eine Vervielfältigung der inhaltlichen Angebote der<br />
<strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugend</strong>kulturarbeit.<br />
3. Eine deutliche Entgrenzung weit über die klassischen<br />
Kunst- und Kulturinstitutionen hinaus.<br />
4. Eine Entformalisierung hin zu offeneren Formen und<br />
Methoden und ganz unterschiedlichen Arrangements.<br />
5. Eine gesellschaftliche Pluralisierung und generative<br />
Entstandardisierung mit dem Ergebnis, dass sich auch<br />
<strong>Kinder</strong> jenseits der Interessen ihrer familialen Herkunft<br />
kulturell betätigen.<br />
6. Schließlich tendenziell durchaus eine erneute Traditionalisierung<br />
und „Reelitarisierung“ der kulturellen<br />
Bildung, die eine Fokussierung klassischer Bildungsverständnisse<br />
favorisiert.<br />
Für die Landesregierung ist die kulturelle <strong>Kinder</strong>- und<br />
<strong>Jugend</strong>bildung ein bedeutender Beitrag zu ihrer präventiven<br />
Politik unter dem Stichwort „Kein Kind zurücklassen“.<br />
Sie trägt zu einem selbstbestimmten Leben und zur<br />
Entfaltung der expressiven Bedürfnisse des Einzelnen bei,<br />
wie sie eine wichtige Voraussetzung für eine autonome<br />
und kritische Teilhabe an Gesellschaft und Politik darstellt<br />
(vgl. Autorengruppe 2012, S.157). In den zurückliegenden<br />
zehn Jahren sind in der kulturellen Bildung in NRW neue<br />
Impulse entstanden und ihr Angebot hat sich vervielfacht.<br />
Mit eigenständigen Bildungszielen, spezifischen Profilen,<br />
einer ausdifferenzierten Trägerlandschaft und vielfältigen<br />
Ausrichtungen hat sich die kulturelle <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugend</strong>bildung<br />
als Handlungsfeld der Kultur- und <strong>Jugend</strong>förderung<br />
wie auch der Schulen fest verankert.<br />
Kultureller Bildung ist somit eine Mehrdimensionalität zu<br />
Eigen: Mit ihr ist ein Aneignungsprozess von künstlerischen<br />
Fähig- und Fertigkeiten verbunden, in dem Talente<br />
entdeckt und in Richtung Professionalität gelehrt und<br />
angeleitet werden. Sie unterstützt auch pädagogisch/methodisch<br />
im Sinne eines formalen/non-formalen Bildungsproduktes<br />
und als Labor für die Aneignung sozialer und<br />
kultureller Kompetenzen. Daraus ergeben sich unterschiedliche<br />
Perspektiven darauf, welche Voraussetzungen<br />
für kulturelle Bildung erforderlich sind und wo sie am<br />
sinnvollsten angesiedelt ist bzw. sich entfalten kann.<br />
Zwischen diesen Perspektiven liegen ebenso viele Gemeinsamkeiten<br />
wie auch gleiche Zielgruppen. Denn über<br />
die jeweils zu berücksichtigenden spezifischen Ansätze<br />
der <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugend</strong>arbeit bzw. der Vermittlung von<br />
Kunst und Kultur hinaus ist es wichtig, dass die Bereiche<br />
zusammenwirken und die verbindenden Aspekte sehen,<br />
ohne dabei ihre Eigenständigkeit und Besonderheiten<br />
aus dem Blick zu verlieren. Kulturelle Bildung spielt in<br />
der Schule, in der <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugend</strong>arbeit und in den<br />
Kunst- und Kultureinrichtungen eine wichtige Rolle. Ganz<br />
im Sinne von <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugend</strong>kulturarbeit kann heute<br />
festgestellt werden, dass die kulturelle Bildung mit <strong>Kinder</strong>n<br />
und <strong>Jugend</strong>lichen zum genuinen Bestandteil eines umfassenden<br />
Bildungsverständnisses gehört. Dabei ist der Blick<br />
der Institutionen auf die kulturelle Bildung, ihre Ziele, ihre<br />
Methoden und Angebotsformen von den jeweils spezifischen<br />
Bedingungen und Rahmungen der Handlungsfelder<br />
geprägt.<br />
So werden <strong>Kinder</strong>n und <strong>Jugend</strong>lichen Chancen und<br />
Möglichkeiten gegeben, sich sowohl kulturelle Fähig- und