Kinder & Jugend
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12 10. <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugend</strong>bericht der Landesregierung Nordrhein-Westfalen<br />
A. Allgemeiner Teil<br />
1. Die Lebenswelt junger Menschen im<br />
Wandel – Grundzüge<br />
Das Aufwachsen von <strong>Kinder</strong>n und <strong>Jugend</strong>lichen ist heute<br />
in vielerlei Hinsicht schwieriger bzw. herausfordernder<br />
geworden, als dies in früheren Jahren der Fall war. Sicher<br />
stimmt, dass jede Generation ihre spezifischen Bedingungen<br />
des Aufwachsens vorfindet und die gesellschaftliche<br />
Atmosphäre für <strong>Kinder</strong> und <strong>Jugend</strong>liche von den besonderen<br />
Einstellungen der Erwachsenenwelt zu <strong>Kinder</strong>n und<br />
<strong>Jugend</strong>lichen geprägt wurde und wird. Doch zweifellos<br />
hat sich die gesellschaftliche Rahmung der Kindheit und<br />
<strong>Jugend</strong>phase verändert, denn auch sie unterliegen den<br />
Folgen des gesellschaftlichen Wandels mit z.T. gravierenden<br />
Einschnitten in die Alltagswelt.<br />
Es sind besonders die ökonomischen, sozialen, medialen<br />
und kulturellen Veränderungen, die den Alltag junger<br />
Menschen prägen und die mit beträchtlichen Herausforderungen<br />
verbunden sind. Einerseits werden <strong>Kinder</strong> und<br />
<strong>Jugend</strong>liche im Zuge des gegenwärtigen demografischen<br />
Entwicklungstrends zahlenmäßig weniger und darum, z.<br />
B. für die Anbieter von Dienstleistungen und Waren, begehrter.<br />
Andererseits werden sie im Verhältnis zur älteren<br />
Bevölkerung zu einer gesellschaftlichen Minderheit mit Folgen<br />
für ihre Wahrnehmung durch Politik und Gesellschaft.<br />
Es lässt sich feststellen, dass <strong>Kinder</strong> und <strong>Jugend</strong>liche<br />
heute selbstständiger, selbstbewusster und anspruchsvoller<br />
sowie freier in ihren Entfaltungsmöglichkeiten geworden<br />
sind. Zugleich hat sich – jedenfalls nach subjektiver<br />
Einschätzung der befragten Zehn- bis 18-Jährigen – bei<br />
ihnen eine Grundhaltung festgesetzt, nach der sie gesellschaftliche<br />
Probleme wie Klimawandel, Finanzkrise<br />
etc. für nicht lösbar halten, sich stark an der bestehenden<br />
gesellschaftlichen Ordnung orientieren, sich weitgehend<br />
regelkonform verhalten, die Familie als einen wichtigen Ort<br />
ansehen, Technologie und Kommunikationsnetzwerke und<br />
ihre Nutzung für sie selbstverständlich sind, sie aber möglichst<br />
unabhängig und offen für Neues sein wollen (vgl.<br />
Maschke/Stecher u.a. 2013). Auch die jüngste Shell-Studie<br />
spricht bei den bundesweit befragten Zwölf- bis 25-Jährigen<br />
erneut von einer „pragmatische(n) Grundhaltung aus<br />
Durchhalten, Anpassen, Suchen und Improvisieren“ (2015,<br />
S.375), sieht jedoch die seit dem Jahr 2002 in den Studien<br />
so titulierte „pragmatische Generation“ jetzt aufbrechen<br />
und wieder mit der Bereitschaft ausgestattet, zuzupacken,<br />
Risiken einzugehen und sich an Idealen und Prinzipien zu<br />
orientieren (vgl. ebd., S.376).<br />
Allgemeine Feststellungen lassen sich also schwerlich treffen.<br />
Kindheit und <strong>Jugend</strong>phase verlaufen jeweils für sich<br />
genommen auch keineswegs linear auf ein Ziel zu. Junge<br />
Menschen wachsen in unterschiedlichen Lebenslagen und<br />
-welten auf, die ihre Entwicklungspotenziale positiv wie negativ<br />
beeinflussen. Gerade in Nordrhein-Westfalen, einem<br />
Flächenland mit regional z. T. großen sozio-ökonomischen<br />
Unterschieden, muss man dies berücksichtigen, wenn man<br />
die Chancen und Möglichkeiten von <strong>Kinder</strong> und <strong>Jugend</strong>lichen<br />
erkennen, bewerten und fördern will.<br />
1.1 <strong>Kinder</strong> und <strong>Jugend</strong>liche und der<br />
gesellschaftliche Wandel<br />
In Nordrhein-Westfalen werden <strong>Kinder</strong> politisch wie<br />
gesellschaftlich in den letzten 15 Jahren wieder stärker<br />
wahrgenommen. Dafür gibt es eine Vielzahl von Gründen.<br />
Es ist die aus wirtschaftlichen Gründen gestiegene Erwartungshaltung<br />
von Unternehmen, die die Erwerbstätigkeit<br />
von Frauen verstärkt einfordern, und die aus emanzipatorischen<br />
Gründen gestiegene Erwartungshaltung von<br />
Frauen, Familie und Beruf zu vereinbaren, die die Notwendigkeit<br />
zum Ausbau der Plätze für die <strong>Kinder</strong>tagesbetreuung<br />
massiv befördert haben. Es ist ebenso die Forderung<br />
nach einer besseren Bildungsförderung im frühen Kindesalter,<br />
die den gesellschaftlichen Blick auf <strong>Kinder</strong> verstärkt<br />
hat. Zugleich ist es der wachsamere Blick des Staates auf