Kinder & Jugend
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139 Entwicklungen in den Handlungsfeldern der <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugend</strong>hilfe<br />
der Anteil an Hauptschulen dagegen (auch der Realschulen<br />
und Förderschulen) geht zurück. Zugleich ist eine<br />
Anzahl von Ganztagsschulen in der Sekundarstufe derzeit<br />
„unvollständig“, d. h. entweder sie befinden sich jahrgangsweise<br />
noch im Aufbau oder ihre Auflösung ist beschlossen.<br />
Die finanziellen Rahmenbedingungen des gebundenen<br />
Ganztags in der Sekundarstufe unterscheiden sich von<br />
denen der OGS. Danach erhalten diese Schulen einen<br />
Lehrerstellenzuschlag und weder der Schulträger noch<br />
die Eltern leisten hier Eigenbeiträge zur Finanzierung des<br />
Personals. Auf Grundlage der gültigen Erlasslage haben<br />
die Schulen die Möglichkeit, den mit dem Ganztagszuschlag<br />
verbundenen Lehrerstellenzuschlag anteilig zu<br />
kapitalisieren, um außerschulische Partner z. B. aus dem<br />
Bereich der <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugend</strong>arbeit im Rahmen der<br />
Ganztagsangebote einbinden und finanzieren zu können.<br />
Damit ist jede einzelne Schule verantwortlich dafür, wie<br />
sie den Ganztag gestaltet und in welchem Umfang sie mit<br />
außerschulischen Kooperationspartnern zusammenarbeitet<br />
(eingedenk möglicher Schwierigkeiten der Gewinnung<br />
von Kooperationspartnern, insbesondere im ländlichen<br />
Raum). Vor diesem Hintergrund ist eine vielfältige Praxis<br />
entstanden, die kein genaues Bild über die Ausgestaltung<br />
des gebundenen Ganztags ermöglicht. Nach den<br />
letzten vorliegenden Daten (vgl. Börner/Conraths u.a.<br />
2014, S.8) waren es im Schuljahr 2013/14 insbesondere<br />
Hauptschulen, Gymnasien und Realschulen, die<br />
mehrheitlich zumindest anteilig Lehrerstellen kapitalisiert<br />
haben, während Gesamt- und Sekundarschulen überwiegend<br />
ausschließlich Lehrerstellen für die Umsetzung des<br />
Ganztags nutzen. Im Vergleich der Schulformen sind es<br />
die Ganztagshauptschulen, die den größten Anteil des<br />
Lehrerstellenzuschlags in Barmittel umwandeln. Insgesamt<br />
wird, gemessen an ihrem maximal möglichen Umfang, die<br />
Kapitalisierungsoption nur zu etwa einem Drittel ausgeschöpft.<br />
Die betreffenden Schulen kapitalisieren im Durchschnitt<br />
etwa eine Stelle. Die Kapitalisierung wird, so legen<br />
es die Daten der Bildungsberichterstattung Ganztagsschule<br />
NRW nahe, auch zukünftig eher moderat zunehmen,<br />
denn die „Schulen, die die Kapitalisierungsoption bislang<br />
nicht nutzen, streben dies(e) mehrheitlich auch in Zukunft<br />
nicht an“ (ebd.). Generell ist die Mitarbeit von Lehrkräften<br />
im Ganztag umso intensiver, „je mehr Schüler/innen<br />
anteilig am Ganztagsbetrieb teilnehmen, je verbindlicher<br />
die Ganztagsteilnahme ist und je länger die Schulen schon<br />
ganztägig organisiert sind“ (StEG-Konsortium 2016, S.5)<br />
Ein Blick auf die Angebotsstruktur in den Schulen zeigt,<br />
dass neben Erholungs- und sozialen Angeboten vor allem<br />
die Förderung bei besonderen Begabungen oder Lernund<br />
Erziehungsschwierigkeiten im Vordergrund steht.<br />
Gerade an den Gymnasien z. B. ist der Förderbereich bei<br />
Erziehungsschwierigkeiten stark erweitert worden. Daraus<br />
lässt sich – auf allen Ebenen des Schulsystems – eine<br />
weitere Bedeutung des Ganztags ablesen, da in bildungsnahen<br />
wie eher -fernen Milieus eine Begleitung junger<br />
Menschen durch professionelle Unterstützung erforderlich<br />
ist (insbesondere aus Sicht der Lehr- und Fachkräfte).<br />
Darüber hinaus werden an beinahe allen Ganztagsschulen<br />
sportliche, kulturelle und kreative Angebote vorgehalten<br />
sowie – in etwas geringerem Umfang – Angebote zur Berufswahlorientierung<br />
durchgeführt (vgl. ebd., S.12f).<br />
Im Gegensatz zu den Grundschulen ist eine strukturelle<br />
Einbindung der <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugend</strong>hilfe bzw. -arbeit in der<br />
Sekundarstufe I bisher nur punktuell gegeben. Zwar hat, u.<br />
a. verstärkt durch den Einsatz von Fachkräften der Schulsozialarbeit<br />
auf Lehrerstellen, im Rahmen des Bildungsund<br />
Teilhabepakets oder zuletzt durch die für Geflüchtete<br />
bereitgestellten zusätzlichen Stellen im Etat des Schulministeriums,<br />
die <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugend</strong>hilfe an zahlreichen Sekundarschulen<br />
inzwischen einen wichtigen Part der sozialpädagogischen<br />
Arbeit übernommen (s. auch Kap. 23.2).<br />
Durch die Schulsozialarbeit ist eine wichtige Scharnierstelle<br />
zu den Angeboten des Ganztags wie zu den Familien<br />
der <strong>Kinder</strong> und <strong>Jugend</strong>lichen gegeben (vgl. Börner/Gerken<br />
u.a. 2013, S.23). Bei der Durchführung und Ausgestaltung<br />
von Ganztagsangeboten hat die <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugend</strong>hilfe<br />
jedoch noch keinen verbindlichen, an allen Schulen anzutreffenden<br />
Stellenwert. Hinsichtlich der Kooperation mit<br />
außerschulischen Bildungspartnern aus diesem Bereich<br />
besteht also noch Weiterentwicklungsbedarf.<br />
Im Bereich der Sekundarstufe ist in diesem Kontext von<br />
anderen Rahmenbedingungen auszugehen: Schülerinnen<br />
und Schüler haben eine deutlich höhere Unterrichtsverpflichtung<br />
(verschieden nach Schulform), im Vergleich zur<br />
OGS fällt der außerunterrichtliche Anteil des Tages in der<br />
Schule geringer aus. Sie sind älter und haben darum einen<br />
geringeren Betreuungsbedarf. Dafür stehen die (individuelle)<br />
Förderung und der Bezug zum Unterrichtsgeschehen<br />
in vielen gebundenen Ganztagsschulen mehr im Vordergrund.<br />
In diesem Bereich des Lehrkrafthandelns besteht<br />
seitens der Schulen wenig Anlass zu einer kooperativen<br />
Konzeptentwicklung mit außerschulischen Partnern.<br />
Dadurch ist die Beteiligung der jungen Menschen und die<br />
Orientierung an ihren (Autonomie-)Interessen weniger<br />
ausgeprägt (vgl. Börner/Conraths u.a. 2014, S.43ff; StEG-<br />
Konsortium 2016). Dies ist ein Bereich, in dem die <strong>Kinder</strong>und<br />
<strong>Jugend</strong>arbeit mit ihren Kompetenzen ein starker<br />
Partner sein könnte.<br />
Mit Blick auf die Frage der Weiterentwicklung des Ganztags<br />
in der Sekundarschule – und seine Einbindung in<br />
die Bildungslandschaft vor Ort – ist eine zunehmende<br />
Öffnung der weiterführenden Schulen und eine stärkere<br />
Einbeziehung von Angeboten der <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugend</strong>hilfe