Kinder & Jugend
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131 Entwicklungen in den Handlungsfeldern der <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugend</strong>hilfe<br />
verschiedener Akteure über einzelne Institutionen hinaus<br />
und ist als Plattform zur vernetzten Bildungsförderung<br />
vor Ort zu entwickeln. Die Bildungslandschaft verbindet<br />
diejenigen Bildungsorte, die in der Bildungsbiographie<br />
von <strong>Kinder</strong>n und <strong>Jugend</strong>lichen bedeutsam sind. Nach<br />
dem Verständnis der Landesregierung beschränkt sich<br />
dies nicht auf einen rein technischen Vorgang, der auf die<br />
Organisation der Zusammenarbeit reduziert ist. Vielmehr<br />
ist die Entwicklung von Bildungslandschaften ein Prozess,<br />
der Grenzen überwinden hilft und den Grundgedanken von<br />
Institutionen übergreifenden Bezügen im Sozialraum bzw.<br />
der Kommune verfolgt.<br />
Es geht darum, die verschiedenen Ansätze und Orte der<br />
Bildung und Förderung von jungen Menschen durch ein<br />
lokales Bildungsmanagement in Verbindung zu setzen<br />
und die Wechselwirkungen zwischen den verschiedenen<br />
Orten in den Blick zu nehmen. Ein Schritt in diese Richtung<br />
ist insbesondere durch die Einführung der Offenen<br />
Ganztagsschule im Primarbereich gelungen, die auf<br />
kommunaler Ebene strukturierte Vernetzungsprozesse<br />
zwischen Schulen, Schulträger, öffentlichem und freien<br />
<strong>Jugend</strong>hilfeträger(n) und weiteren Akteuren in Gang<br />
gesetzt bzw. weiter etabliert hat. Eine solche Verknüpfung<br />
fördert die Kommunikation zwischen den verschiedenen<br />
Akteuren, den fachlichen Austausch, baut Säulendenken<br />
ab und kann gerade mit einem erweiterten bzw. offenen<br />
Bildungsverständnis wirksame Innovationen für die Bildungsförderung<br />
von <strong>Kinder</strong>n und <strong>Jugend</strong>lichen befördern.<br />
Die aktive Beteiligung nicht nur verschiedener Akteure,<br />
sondern auch von <strong>Kinder</strong>n und <strong>Jugend</strong>lichen ist dabei<br />
aus Sicht des <strong>Jugend</strong>ressorts ein Schlüsselkonzept der<br />
Bildungslandschaft. Nicht nur für die Kommunen können<br />
sich daraus wichtige Impulse für das örtliche Engagement<br />
in der Bildungsförderung ergeben.<br />
Etablierte und flächendeckende Ansätze von Bildungslandschaften<br />
bestehen in NRW in Form der Regionalen<br />
Bildungsnetzwerke. Sie haben den Auftrag, eine verknüpfte<br />
Architektur der Bildungsförderung vor Ort zu schaffen.<br />
Regionale Bildungsnetzwerke unterstützen unter der<br />
Federführung des Schulressorts seit dem Jahr 2008 die<br />
Idee eines ganzheitlichen Bildungsverständnisses, indem<br />
sie schulische und außerschulische Bildungsangebote für<br />
<strong>Kinder</strong> und <strong>Jugend</strong>liche vernetzen. In 50 von 53 Kreisen<br />
und kreisfreien Städten sind Bildungsnetzwerke auf der<br />
Grundlage von Kooperationsverträgen zwischen dem Land<br />
und den Kommunen bzw. Kreisen entstanden.<br />
In der Praxis in NRW sind die Netzwerke vielfältig und<br />
unterschiedlich gestaltet. Ergebnisse ihrer Evaluation (vgl.<br />
Rolff 2013, 2014) zeigen, dass inzwischen Fortschritte in<br />
der Kooperation und Vernetzung erreicht wurden. Das Ziel,<br />
auf kommunaler Ebene ein Gesamtsystem von Erziehung,<br />
Bildung und Betreuung zu schaffen, ist im Prozess, aber<br />
noch nicht vollständig umgesetzt (vgl. MSW 2015). Aus<br />
der Sicht der <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugend</strong>hilfe ist insbesondere die<br />
Beteiligung von <strong>Kinder</strong>n und <strong>Jugend</strong>lichen selbst sowie<br />
der örtlichen öffentlichen und freien Träger und Einrichtungen<br />
noch keine feste bzw. systematisch verankerte Größe<br />
in den Regionalen Bildungsnetzwerken. Oftmals fehlt es<br />
hier noch an der notwendigen Dynamik in der Ausgestaltung.<br />
Auch ist eine Funktionalität der Regionalen Bildungsnetzwerke<br />
zugunsten von Schulen festzustellen, die auch<br />
darauf zurückzuführen ist, dass verschiedene Bereiche<br />
der Bildung noch nicht hinreichend einbezogen wurden<br />
(vgl. Hebborn 2014, in MFKJKS 2014a, S.11). Einbezogen<br />
werden müssen darüber hinaus weitere naheliegende<br />
Bereiche wie z. B. Soziales, Gesundheit und Stadtentwicklung.<br />
Sie haben im Sinne des Aufbaus von Präventionsund<br />
Bildungsketten einen wesentlichen Einfluss auf die<br />
Qualität von Sozialräumen, in denen <strong>Kinder</strong> und <strong>Jugend</strong>liche<br />
aufwachsen.<br />
Nicht zuletzt vor dem Hintergrund dieser Entwicklungen<br />
war im Berichtszeitraum zu beobachten, dass die <strong>Kinder</strong>und<br />
<strong>Jugend</strong>arbeit zunehmend Aktivitäten unternimmt, ihre<br />
Rolle und Funktion im Kontext von Bildungslandschaften<br />
zu bestimmen. Auch wenn die Angebote und Einrichtungen<br />
der <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugend</strong>arbeit in den vergangenen Jahren<br />
für die Arbeit der Regionalen Bildungsnetzwerke bedeutender<br />
geworden sind, bestehen hier weitere Entwicklungsmöglichkeiten,<br />
sie als etablierte Freizeit- und Lernorte<br />
in den Sozialräumen bzw. Regionen und „natürliche“<br />
Elemente einer jeden Bildungslandschaft einzubinden.<br />
Dort, wo sich Schulen und Strukturen oder Einrichtungen<br />
der <strong>Jugend</strong>arbeit im gleichen Sozialraum befinden, lassen<br />
sich aus Sicht der Landesregierung ganztagsbezogene<br />
Kooperationen gewinnbringend etablieren, ebenso wie<br />
jenseits des Ganztags (z. B. als Projektarbeit oder in der<br />
Schulsozialarbeit).<br />
Die Bildungslandschaft ist somit ein kooperationsorientierter<br />
Zusammenhang, in dem Bildungspartner miteinander<br />
für <strong>Kinder</strong> und <strong>Jugend</strong>liche arbeiten. Die Schule ist dabei<br />
ein wichtiger Akteur. Genauso können sich Akteure der<br />
außerschulischen <strong>Jugend</strong>bildung aus Sport, Kultur, <strong>Jugend</strong>arbeit<br />
etc. miteinander verzahnen. Zentraler Gedanke<br />
der Bildungslandschaft ist, dass <strong>Kinder</strong> und <strong>Jugend</strong>liche<br />
zu verschiedenen Zeitpunkten verschiedene Lernarrangements<br />
und Bildungsgelegenheiten benötigen, um die<br />
Chance zu bekommen, sich ganzheitlich zu bilden bzw.<br />
auszubilden, eigene Interessen zu entdecken und Neigungen<br />
weiterzuentwickeln. Die Ausbildung von Persönlichkeit,<br />
Denken, Wissen, Können, Handeln etc. im Rahmen<br />
von Selbstbildungsprozessen ist nicht an Orte gebunden.<br />
<strong>Kinder</strong> und <strong>Jugend</strong>liche haben jederzeit eigene Entwicklungsthemen,<br />
Bedürfnisse, Interessen, Neugier, ihren