Kinder & Jugend
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142 10. <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugend</strong>bericht der Landesregierung Nordrhein-Westfalen<br />
und zum Teil auch schulisch basierten Projekten fließend<br />
und oftmals nicht klar erkennbar. In der Praxis haben sich<br />
in den zurückliegenden Jahren vielfältige Überschneidungen<br />
und Kooperationen auf institutioneller wie projektbezogener<br />
Ebene entwickelt, die in einem Gesamtkonzept<br />
aufgegriffen und weiterentwickelt werden können. Dies gilt<br />
für die kommunale und regionale Ebene ebenso wie für<br />
die Ebene des Landes. In der Folge werden dazu ausgewählte<br />
Beispiele dargestellt.<br />
22.2 Kulturelle <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugend</strong>arbeit in NRW<br />
Im Bereich der <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugend</strong>hilfe, insbesondere<br />
der <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugend</strong>arbeit, wird Bildung konzeptionell<br />
als ein selbsttätiger Aneignungsprozess des Einzelnen<br />
verstanden: als ästhetische Selbstbildung. Dieser Prozess<br />
soll <strong>Kinder</strong>n und <strong>Jugend</strong>lichen in zunehmendem Maße<br />
Selbstbestimmung ermöglichen (vgl. Sturzenhecker 2012).<br />
So ausgerichtete Projekte werden durch den <strong>Kinder</strong>- und<br />
<strong>Jugend</strong>förderplan (KJFP) des Landes NRW 2013-2017<br />
unterstützt. Mit der Förderposition 2.2.1 „<strong>Jugend</strong>kulturland“<br />
werden die öffentlichen und (vor allem) freien Träger der<br />
kulturellen <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugend</strong>arbeit bei ihren Projektideen<br />
mit jährlich 2,0 Mio. EUR gefördert. Damit ist es gelungen,<br />
zu einer deutlichen Verbreiterung der Angebote zu kommen,<br />
obschon eine (punktuelle) Auswertung der Projektmaßnahmen<br />
auch gezeigt hat, dass aus dem ländlichen<br />
Raum heraus noch wenige Förderanträge gestellt werden.<br />
Dennoch gehört diese Projektförderposition im <strong>Kinder</strong>- und<br />
<strong>Jugend</strong>förderplan zu den nachfragestärksten überhaupt.<br />
Die Szene der freien Träger im Land mit ihren vielfältigen<br />
und z. T. innovativen Projektideen ist also nicht nur in<br />
Bewegung, sondern trägt – wie die Kunst- und Kulturförderung<br />
– zur Dynamik im Feld bei.<br />
Für die Träger der kulturellen <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugend</strong>arbeit ist<br />
das <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugend</strong>förderungsgesetz (KJFöG NRW)<br />
aus dem Jahr 2004 wichtige Grundlage ihrer Arbeit. Die<br />
zentralen Akteure in diesem Bereich sind die in der Landesvereinigung<br />
Kulturelle <strong>Jugend</strong>arbeit Nordrhein-Westfalen<br />
(LKJ) e. V. zusammengeschlossenen Träger. Die LKJ<br />
ist der landeszentrale Dachverband der kulturellen <strong>Kinder</strong>und<br />
<strong>Jugend</strong>arbeit mit neun Landes- und 29 Bezirksarbeitsgemeinschaften<br />
der verschiedenen Fachbereiche sowie 60<br />
<strong>Jugend</strong>kunstschulen. Die Landesarbeitsgemeinschaften<br />
beziehen sich auf die Sparten Arbeit, Bildung und Kultur,<br />
Figurentheater, <strong>Jugend</strong> und Literatur, Kulturpädagogische<br />
Dienste/<strong>Jugend</strong>kunstschulen, Kunst und Medien, Musik,<br />
Spiel und Theater und Tanz. Als neue und neunte Landesarbeitsgemeinschaft<br />
wurde die Sparte Zirkuspädagogik<br />
im Jahr 2015 in die LKJ aufgenommen und erhält seit<br />
Anfang 2016 ebenfalls eine pauschalierte Förderung durch<br />
das Land. Insgesamt erhalten die neun Landesarbeitsgemeinschaften<br />
der kulturellen <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugend</strong>arbeit<br />
und die LKJ NRW zusammen eine strukturelle Förderung<br />
in Höhe von jährlich 1,6 Mio. EUR. Ihre Veranstaltungen<br />
und Angebote konzentrieren sich vor allem auf spezifische<br />
Angebote in ihrer Sparte für <strong>Kinder</strong> und <strong>Jugend</strong>liche und<br />
auf Fortbildungsangebote. Insgesamt erreicht die kulturelle<br />
<strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugend</strong>arbeit der Landesarbeitsgemeinschaften<br />
und <strong>Jugend</strong>kunstschulen jährlich in NRW rund 140.000<br />
junge Menschen zwischen sechs und 27 Jahren.<br />
Ein gelungenes Beispiel für eine zunehmende Vernetzung<br />
im Land NRW ist die „lange Nacht der <strong>Jugend</strong>kultur“<br />
(„nachtfrequenz“), ein Projekt der LKJ NRW. Gestartet<br />
im Kulturhauptstadtjahr Ruhr2010, strahlt sie mittlerweile<br />
ins ganze Land aus. Gestalteten zahlreiche Kultur- und<br />
<strong>Jugend</strong>einrichtungen im Jahr 2015 in 61 Kommunen die<br />
sechste „nachtfrequenz“ mit mehr als 150 Einzelveranstaltungen,<br />
beteiligten sich in 2016 insgesamt 66 Kommunen.<br />
<strong>Jugend</strong>liche sind bei der Ideenentwicklung, Ausgestaltung<br />
und Durchführung der Events von Anfang an eingebunden.<br />
Es entsteht ein bundesweit einzigartiges Festival von<br />
<strong>Jugend</strong>lichen für <strong>Jugend</strong>liche. Neben dem <strong>Jugend</strong>ressort<br />
erhielt die „nachtfrequenz“ im Jahr 2015 erstmals auch<br />
Fördermittel aus dem Kulturetat des Landes.<br />
Hervorzuheben ist daneben die Landesarbeitsgemeinschaft<br />
Kulturpädagogische Dienste/<strong>Jugend</strong>kunstschulen<br />
NRW e. V. (LKD), die eine wichtige koordinierende<br />
Funktion für die <strong>Jugend</strong>kunstschulen übernimmt und für<br />
die Belange der Einrichtungen gegenüber den öffentlichen<br />
Stellen eintritt. Mit den alternierend stattfindenden <strong>Jugend</strong>kunstschultagen<br />
(zuletzt 2015 in Aachen) sowie dem<br />
<strong>Jugend</strong>.Kultur.Preis NRW (zuletzt 2016 in Bergkamen) verfügt<br />
die LKD zudem über zwei Instrumente, die der <strong>Kinder</strong>und<br />
<strong>Jugend</strong>kulturarbeit ein öffentlich landes- und bundesweites<br />
Gesicht geben. Der <strong>Jugend</strong>.Kultur.Preis NRW stellt<br />
ein wichtiges Instrument des <strong>Jugend</strong>kulturlandes dar. So<br />
kommen im Jahr 2016 aus 100 NRW-Kommunen insgesamt<br />
241 Wettbewerbsbeiträge zusammen. Insgesamt<br />
sind über 20.000 <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugend</strong>liche aus ganz NRW<br />
in dem Rahmen aktiv. Die Projekte bewerben sich um die<br />
mit 15.000 EUR dotierte Auszeichnung in den drei Kategorien<br />
<strong>Kinder</strong>kulturpreis NRW, <strong>Jugend</strong>kulturpreis NRW<br />
und Young Europe Award. Unter anderem über die bei ihr<br />
angesiedelte Koordinierungsstelle für den Kulturrucksack<br />
NRW (s. u.) schafft die LKD darüber hinaus Schnittstellen<br />
zwischen den Bereichen der Kultur und der <strong>Jugend</strong>arbeit.<br />
Von den rund 60 <strong>Jugend</strong>kunstschulen in Nordrhein-<br />
Westfalen – NRW ist damit das <strong>Jugend</strong>kunstschulland<br />
in Deutschland – werden zurzeit 47 <strong>Jugend</strong>kunst- und<br />
Kreativitätsschulen aus dem KJFP NRW mit Mitteln von<br />
jährlich 1,0 Mio. EUR gefördert. Dieser Einrichtungstyp,<br />
für den die Bezeichnung „Schule“ eher missverständlich<br />
und nur aus historischen Gründen zu verstehen ist, ist in