Kinder & Jugend
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86 10. <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugend</strong>bericht der Landesregierung Nordrhein-Westfalen<br />
Die Entwicklung der Familienzentren steht im Kontext der<br />
Veränderungen in den Familienstrukturen, den wachsenden<br />
Herausforderungen an die Alltagsbewältigung in den<br />
Familien, den Veränderungen in der Berufswelt, aber auch<br />
zunehmender Unsicherheiten im Umgang mit der Erziehung<br />
der <strong>Kinder</strong>. Vor diesem Hintergrund hat das Land<br />
das Programm „Familienzentren in Nordrhein-Westfalen“<br />
gestartet. Ausgehend davon, dass nahezu alle <strong>Kinder</strong><br />
vor dem Eintritt in die Grundschule mindestens ein Jahr<br />
lang eine Kita besuchen und damit auch fast alle Eltern<br />
regelmäßigen und intensiven Kontakt zu den Einrichtungen<br />
haben, wurden die Familienzentren bewusst bei den<br />
<strong>Kinder</strong>tageseinrichtungen angesiedelt. Zudem bringen<br />
Eltern dem Ort der Betreuung ihres Kindes ein großes Vertrauen<br />
entgegen, sodass Unterstützungsangebote leichter<br />
angenommen werden können.<br />
Familienzentren sollen Möglichkeiten, einerseits zur Information,<br />
Beratung und Bildung bieten, andererseits Hilfeund<br />
Unterstützungsangebote gemeinsam mit anderen Anbietern<br />
erbringen oder dorthin vermitteln. Voraussetzung<br />
dafür ist ein funktionierendes Netzwerk verschiedenster<br />
Dienstleister, die auf der Basis sozialräumlicher Bedarfslagen<br />
die erforderliche Unterstützung zur Verfügung stellen<br />
und ggf. weitere Angebote entwickeln und abstimmen.<br />
Hiervon profitieren sowohl Eltern und <strong>Kinder</strong>, die ein passgenaues<br />
Angebot erhalten, als auch die kooperierenden<br />
Einrichtungen selber, denn es entstehen Synergieeffekte<br />
und Doppelstrukturen können vermieden werden. Im Rahmen<br />
solcher Verbünde sind auf örtlicher Ebene neue, ganz<br />
unterschiedliche, vielfältige Vernetzungsansätze mit der<br />
Familienbildung, Familienberatung, der <strong>Kinder</strong>tagespflege,<br />
mit Gesundheitsbehörden, <strong>Kinder</strong>ärzten, (Familien-)Hebammen,<br />
den Grundschulen, Jobcentern, mit kommunalen<br />
Ämtern und auch der Selbsthilfe und dem bürgerschaftlichen<br />
Engagement entstanden.<br />
Die Familienzentren organisieren und vermitteln zahlreiche<br />
Hilfsangebote, die das Wohlergehen von Familien stützen<br />
und für Eltern und <strong>Kinder</strong> alltagsnah und gut erreichbar<br />
sind. Sie bieten zum Beispiel offene Sprechstunden für<br />
Erziehungs- bzw. Familienberatung an oder vermitteln und<br />
begleiten in eine weitergehende Beratung. Hiervon profitieren<br />
vor allem auch Familien in besonderen Lebenslagen<br />
wie Alleinerziehende und Familien mit Migrationshintergrund.<br />
Niedrigschwellige Elterncafés, Elternveranstaltungen<br />
zu pädagogischen Themen und Erziehungs-Kompetenz-Kurse<br />
tragen dabei ebenso zur Prävention und frühen<br />
Förderung bei, wie musisch-kreative und Bewegungs- sowie<br />
Ernährungsangebote für Eltern und <strong>Kinder</strong>. Darüber hinaus<br />
engagieren sich die Familienzentren beim Übergang<br />
der <strong>Kinder</strong> in die Grundschule, beraten Eltern in Fragen<br />
der Partnerschaft u. v. a. m.<br />
Das Leistungsspektrum der Familienzentren richtet sich<br />
nach den Bedürfnissen und Interessen der Familien und<br />
der Sozialstruktur im Stadtteil. Mit den niedrigschwelligen<br />
Angeboten ist es möglich auch Familien zu erreichen, die<br />
bisher keinen Zugang zur Familienbildung, Familienberatung<br />
oder anderen familienunterstützenden Angeboten<br />
finden konnten. Risikosituationen können im Kitaalltag<br />
identifiziert und die Unterstützung von Eltern parallel zur<br />
Förderung der <strong>Kinder</strong> initiiert werden. Gerade im frühen<br />
Kindesalter sind so prekäre Entwicklungsverläufe und<br />
Erziehungssituationen rechtzeitig zu erkennen, und vorbeugende<br />
Unterstützung und pädagogische Hilfen können<br />
wirksam eingeleitet werden.<br />
Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie wird mit bedarfsgerechten<br />
Betreuungszeiten, die regelmäßig erhoben<br />
und organisiert werden, von den Familienzentren ebenso<br />
unterstützt wie mit einem Mittagessen und einer Notfallbetreuung<br />
für Geschwisterkinder und andere <strong>Kinder</strong> im<br />
Stadtteil.<br />
Durch die besondere Verbindung der unterschiedlichen<br />
Angebote in den Familienzentren können<br />
• <strong>Kinder</strong> umfassend individuell gefördert und der Bildungsauftrag<br />
intensiviert werden,<br />
• Sprachdefizite, insbesondere bei <strong>Kinder</strong>n aus Zuwandererfamilien,<br />
früher festgestellt und durch eine individuelle<br />
Förderung systematisch abgebaut werden,<br />
• Stärken und Schwächen der <strong>Kinder</strong> früher erkannt und<br />
Eltern in Fragen der Erziehung, Bildung, Gesundheit<br />
etc. gezielt und bereits sehr früh ein Beratungsangebot<br />
erhalten,<br />
• <strong>Kinder</strong>tageseinrichtungen zum Bildungs- und Erfahrungsort<br />
für <strong>Kinder</strong> und ihre Eltern weiterentwickelt und<br />
damit Eltern in ihrer Erziehungskompetenz gestärkt<br />
werden,<br />
• Eltern bei der Überwindung von Alltagskonflikten Hilfe<br />
erhalten, die vor allem unmittelbar und ohne Hemmschwellen<br />
zugänglich ist,<br />
• Zuwandererfamilien und Familien aus bildungsfernen<br />
Schichten besser angesprochen werden,