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Ingeln - Die Chroniken

Eine Zusammenfassung und Ergänzung aller Chroniken für den Ortsteil Ingeln in der Stadt Laatzen.

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Die drei Jungfrauen im Bockmer Holz

ördlich von Oesselse liegt das Bockmer Holz. Sein Name erinnert an das Dorf Bodeken, das in alter

Zeit in seiner Nähe gelegen hat.

Es finden sich in dem Walde noch zahlreiche Hügelgräber, das sind Grabstätten der Menschen, die in der

Bronzezeit hier wohnten. (In der Bronzezeit, die um das Jahr 1000 v. Christi Geburt war, hatten die

Menschen Waffen und Schmuckstücke, die aus Bronze waren, daher hat die Zeit ihren Namen).

Das Bockmer Holz ist ein Rest von dem großen Walde, der einst das ganze Land zwischen Hannover und

Braunschweig bedeckte. Es wird erzählt, daß ein Eichhörnchen zwischen diesen beiden Städten hin- und

herreisen konnte, ohne den Erdboden zu berühren.

Vor Zeiten soll das Bockmer Holz einmal drei Jungfrauen gehört haben. Eines Tages machten sich die drei

Schwestern auf, sich ihren Wald zu besehen und sich darin zu vergnügen. So gingen sie immer tiefer in

das dichte Holz, in dem damals noch viele Sümpfe waren. Auf einmal war kein Weg mehr da, sie hatten

sich verirrt. Nun liefen sie zwischen den hohen Bäumen und dunklen Büschen hin und her, und so sehr sie

auch suchten, den Ausgang fanden sie nicht.

Bald brach die Nacht an, überall knisterte und knackte es unheimlich; im Dickicht heulten die Wölfe, aus

einer hohen Eiche schrie unheimlich der Uhu. Unter einer mächtigen Fichte saßen die drei Schwestern

eng aneinandergeschmiegt die lange Nacht. In ihrer Herzensangst gelobten sie, ihren Wald dem zu

schenken, der sie aus der bösen Wildnis erretten würde. Aber kein Mensch kam, sie zu erlösen.

Als endlich der Morgen anbrach, da hörten sie in der Ferne Glockengeläut. Freudig und voll neuer

Hoffnung nahmen sie die Richtung auf aus der die Glocke rief.

Nach einiger Zeit wurde es zwischen den Stämmen licht, und dann sahen sie ein Dorf mit seiner Kirche vor

sich liegen. Es war Oesselse, wo sie wieder zu Menschen kamen; die Kirchenglocke hatte

die Schwestern gerettet. –

Die drei Jungfrauen hielten ihr Gelöbnis und schenkten "das Bockmer Holz" der Kirche zu Oesselse. Da

aber die Gemeinden Ingeln und Müllingen zur Oesselser Kirche gehörten, erhielten sie auch Rechte an

dem Walde. So kommt es, daß noch jetzt das Bockmer Holz den drei Dörfern Oesselse, Ingeln und

Müllingen gehört, es wird bis an den heutigen Tag das "Erbenholz" genannt. – Die Sage deutet die

geschichtlichen Tatsachen in ihrer Weise.

Das Dorf Bodeken, auch Bodeke geschrieben, wird in Urkunden der Jahre 1282, 1292, 1309 und 1378

genannt. Es wird als am "Nordwalde" liegend bezeichnet, das Bockmer Holz ist also ein Rest des

Nordwaldes, der den Ostfalengau im Norden begrenzte. Das Johannis- und das Kreuzstift in Hildesheim

hatten in Bodeken Besitzungen.

Das Dorf ist vor 1450 untergegangen d. h. die Einwohner gaben ihre Dorfstätte auf und siedelten sich in

der Nachbarschaft an; 3 Halbmeier und 3 Köter zogen nach Ingeln, 2 Halbmeier und 3 Köter nach

Müllingen und 3 Halbmeier und 2 Köter nach Oesselse. Von hier aus beackerten sie ihre alte Feldmark.

Nach ihrer neuen Heimat nahmen sie auch die Rechte an ihrer alten Waldmark, am Bockmer Holze, mit.

Der Name "Erbenholz" ist daraus entstanden, daß die Holzberechtigten "Holzerben" genannt wurden. Das

Erbenholz ist der südlichste Abschnitt des Bockmer Holzes.

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