Ingeln - Die Chroniken
Eine Zusammenfassung und Ergänzung aller Chroniken für den Ortsteil Ingeln in der Stadt Laatzen.
Eine Zusammenfassung und Ergänzung aller Chroniken für den Ortsteil Ingeln in der Stadt Laatzen.
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Ich hoffe, daß Euch diese kurzen Zeilen genügen werden und würde ich mich sehr freuen, wenn ich von
Euch mal wieder einen Gruß aus der Heimat erhalten würde. Euer Soldat Erich Krüger.
5. Im Osten, am 19.3.1942.
Liebe Familie Borchers!
Obwohl die Winterstürme, die ja gleichzeitig hier nie Vorboten des Frühlings sind, über das flache Land
fegen, noch dazu mit solcher Heftigkeit und Kältegraden bis zu 38 (gestern gemessen), daß ich lebhaft an
die Schneezeit um die Jahreswende erinnert werde, läßt sich der Frühling nicht aufhalten. In wenigen
Tagen ist Frühlingsanfang, das Osterfest ist nicht mehr weit und alltäglich bekräftigt die Sonne unsere
Hoffnungen, wenn sie mittäglich ihre Kreise höher und höher zieht. Es ist doch ein ganz anderes Gefühl
zu wissen, daß die Macht des Winters gebrochen ist. In diesem Feldzuge sind mir die Augen erst richtig
aufgegangen, und jedem Kameraden wird es ähnlich ergangen sein. Man weiß, was Leben ist, lernt die
Sonne kennen und weiß, was Brot ist. So gibt es noch vieles, was man im alltäglichen Leben noch gar nicht
erkannt und begriffen hat. Kleinigkeiten erhalten hier ganz andere Maße. Welche Freude kann eine Karte,
ein Brief oder ein Päckchen auslösen. Und dann all die guten Sachen darin, sie bedeuten ein
Schlaraffenland. -
Ja, es ist alles wohlbehalten angekommen, wenn auch nach einem Zeitraum von drei Monaten…
Es grüßt Euch vielmals
Euer Wilhelm.
6. Im Osten, am 3.5.42.
Liebe Familie Borchers!
Fast hätte uns der Frühling, wie er sich hierzulande oft seltsam auszutoben scheint, einen weißen Mann
gebracht. Zwei Tage vor dem so vielversprechenden Monat war das ganze Land noch einmal mit einem
weißen Mantel bedeckt. Aber auch diese Erscheinung und die Nachtfröste haben nichts mehr von dem
winterlichen Schrecken an sich. Dafür wechselt dieses Land das Thema und schreibt auf sein Programm
den Kampf mit Schlamm und Wasser. Alles jedoch, was man schon einmal erlebt hat, läßt die Wirklichkeit
nicht so schlimm erscheinen, und so ist es auch gewesen. Ich glaube, wir haben das „dreckigste“ Ende
schon überwunden, und es ist wirklich ganz gut gegangen. Zumindestens war es nicht schlimmer als im
letzten Herbst. – Es ist dies Land ein Land, in dem die Menschen stets ein Gefecht mit der Natur
durchzustehen haben. Nach dieser Zeit kommt die heiße Zeit, auf die wir uns jedoch, wie ihr verstehen
werdet, alle freuen. Endlich Sonne und Luft an den Körper! Sand und Dürre vermögen uns nicht zu
schrecken und dann, das vergessen wir nicht, kommt der Tag der Abrechnung. Der Volksmund sagt: Rache
ist süß. – Die ersten Anzeichen der kommenden Offensive sind schon da. Glaubt mir, wir alle warten schon
auf den Tag. Ob wir wohl wieder dabei sind? –
Es grüßt Euch bei bester Gesundheit
Euer Wilhelm.
7. Im Westen, 13.5.42.
Liebe Schüler und Schülerinnen!
Für Eure Zeitung, die ich gestern erhalten habe, sage ich allen meinen herzlichsten Dank. Jeder Soldat
freut sich, wenn er eine Botschaft aus der Heimat bekommt, zumal, wenn er in Rußland ist. Da wir hier
nicht an Land kommen und auch aus keiner Zeitung etwas aus der Heimat erfahren können, habe ich mich
doppelt gefreut über Eure Zeitung und vor allem über den Ausschnitt aus der Ortsgruppe Ingeln.
Ich stehe hier mitten in der Ausbildung. Diese ist aus irgend welchen Gründen verkürzt. Ich werde wohl
schon Ende Mai hier wegkommen. Richtet Euch bitte danach, wenn Ihr zurückschreiben wollt. Meine neue
Adresse werde ich Euch dann bekannt geben. Durch das Verschicken von Zeitungen an Soldaten tut Ihr
eine gute Tat. Ein Soldat an der Front fühlt sich unwillkürlich stärker mit der Heimat verbunden, wenn er
eine Zeitung bekommt. Meine Zeit ist leider knapp bemessen, so daß ich jetzt schließen muß.
Euer Matrose
Walter Blumenthal.
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