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Ingeln - Die Chroniken

Eine Zusammenfassung und Ergänzung aller Chroniken für den Ortsteil Ingeln in der Stadt Laatzen.

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Der erste Lehrer in Ingeln.

m 29.Juli 1886 in Freiheit Kr. Osterode a. H. als Sohn des Zeugmachermeisters Karl Borchers und

seiner Ehefrau Minna geb. Pöhler geboren, verlebte ich meine Jugendjahre an meinem Geburtsorte

und besuchte dort auch zunächst die Dorfschule, später die Knaben-Bürgerschule in Osterode. Meine

Eltern führten ein glückliches Familienleben und waren uns Kindern, ich besaß noch eine 1 1/2 Jahre

jüngere Schwester, in Liebe zugetan. Zwei ältere Schwestern waren wenige Wochen nach ihrer Geburt

gestorben. Bis zum Jahre 1900 haben wir beide eine sonnige Jugend verlebt.

Am schönsten war es an den Sonntagnachmittagen. Da ging es im Sommer bei schönem Wetter hinaus in

die Berge des Harzes. Vier Familien waren wir, die sich zu gemeinsamem Wandern zusammengetan

hatten. Oft ging es schon morgens hinaus. Das war für uns eine besondere Freude. An regnerischen Tagen

oder im Winter kamen dieselben Familien in ihren Wohnungen zusammen. Nachmittags wurden wir

Kinder auch mitgenommen. Die Männer spielten Karten, die Frauen hatten sich eine Handarbeit

mitgebracht, während wir Kinder meistens auf dem Flur spielten.

Im Januar 1900 traf unsere Familie ein schwerer Schicksalsschlag. Meine Schwester wurde uns nach

schwerer Krankheit durch den Tod entrissen.

Als ich 15 Jahre alt war, kam ich auf die Präparandenanstalt in Alfeld a. d. Leine, da ich mich entschlossen

hatte, Lehrer zu werden. Nach dreijährigem Besuch dieser Anstalt und bestandener Abschlußprüfung

wurde ich dem dortigen Lehrerseminar überwiesen, an dem ich im September 1907 die erste

Lehrerprüfung ablegte.

Am 1. Okt. desselben Jahres erhielt ich meine erste Anstellung an der Volksschule in Ilfeld i. H. Dort wurde

ich mit der Verwaltung der 2. Lehrerstelle beauftragt, mit der auch der Organistendienst an der

Klosterkirche verbunden war. Diese Tätigkeit dauerte 1/4 Jahr. Am 1.1.1908 erhielt ich die

kommissarische Verwaltung der Lehrerstelle an der einklassigen Volksschule in Esebeck bei Göttingen.

Seit dieser Zeit habe ich ununterbrochen meine Arbeit an einklassigen Schulen verrichtet. Nach abermals

1/4 Jahr wurde ich an die einklassige Schule in Ellershausen Kreis Hann. Münden versetzt, wo ich 2 Jahre

tätig war. Im Nov.1909 bestand ich am Seminar zu Alfeld die 2. Lehrerprüfung.

Um meiner Militärpflicht zu genügen, trat ich am 1.4.1910 als Einjährig-Freiwilliger in das 2. Kurhessische

Infanterie-Reg. 82 in Göttingen ein. Man teilte mich der 10. Komp. zu. Am 1.10. zum Gefreiten, am 27.1.11

zum Unteroffizier befördert, wurde ich am 31.3.11 nach bestandener Offiz.-Aspirantenprüfung entlassen

und ab 1.4.11 mit der komm. Verwaltung der Lehrerstelle in Ingeln betraut. Am 1.6.11 erfolgte meine

endgültige Anstellung in Ingeln.

Um mir die Stelle anzusehen und mich vorzustellen, fuhr ich noch im März als Soldat nach Ingeln. Auf

halbem Wege zwischen Oesselse und Ingeln begegnete mir eine Frau in mittleren Jahren. Bei ihr

erkundigte ich mich nach dem Dorfe Ingeln. "Da haben Sie nicht mehr weit. Das Dorf, das vor Ihnen liegt,

ist Ingeln." Wie sich später herausstellte, war die angeredete Person Frl. Festerling, bei der ich 1/2 Jahr

auf dem Stiftungshofe gewohnt habe. Mitten im Dorf begegnete mir ein junger Bauer, der zum Felde

wollte. Es war Herr Heinr. Hinze, mit dem mich später enge Freundschaft verband. Nach kurzer Begrüßung

und Vorstellung fragte ich nach dem Gemeindevorsteher Wolters. "Ja," wurde mir zur Antwort, „den

treffen sie nicht zu Hause. Aber wenn Sie hier in der Wirtschaft vorsprechen wollen, da werden Sie ihn

finden."

Gesagt, getan! Herr Wolters war anwesend und gleichzeitig auch ein 2. Schulvorstandsmitglied, der Bauer

Heinr. Crone Nr.16. Der 3. im Bunde, Schneidermeister Heinr. Lücke, stellte sich auch bald ein, denn die

Ankunft des neuen Lehrers hatte sich bald im Dorf herumgesprochen.

Hier muß ich eine kleine Episode anführen, die ich erst viel später erfuhr. „In Ingeln gab es s.Z. viele junge

Mädchen, die alle ein Auge auf den neuen Lehrer geworfen hatten. Doch als er sich seiner Handschuhe

entledigte, o Schreck, er trug einen Ring, war verlobt. Die Enttäuschung soll groß gewesen sein."

Ein Schulgebäude war in Ingeln noch nicht vorhanden. Bislang hatten die Schulkinder von Ingeln nach

Oesselse zur Schule müssen. Aber der Grundstein zum neuen Schulhaus war gelegt. Darum wurde

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