Ingeln - Die Chroniken
Eine Zusammenfassung und Ergänzung aller Chroniken für den Ortsteil Ingeln in der Stadt Laatzen.
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Wie der Schützenverein entstand.
olgende Ausführungen sind zusammengestellt nach Protokollen der Gemeinde und Niederschriften
des Schützenvereins Ingeln.
Nach der Revolution vom 9. Nov. 1918 folgte eine Zeit der allgemeinen Unsicherheit im ganzen Lande.
Spartakus erhob sein Haupt und suchte überall die Macht an sich zu reißen. Selbst auf dem platten Lande
wurde die Unsicherheit immer größer. So mußte unser Dorf es erleben, daß eine Schar jugendlicher
Burschen aus Gleidingen versuchte, in den Besitz unserer Waffen zu kommen. Sie mußten jedoch
unverrichteter Sache wieder abziehen, da mit Alarmierung der Ortswehr gedroht wurde, wenn sie nicht
ebenso schnell wie sie gekommen, das Dorf wieder verlassen würden. (Im März 1920)
Angesichts solch unsicherer Lage entstanden überall Ortswehren. Nach dem Prot. vom 21.5.19 wurde die
Gründung einer Einwohnerwehr für Ingeln beschlossen. Die Mitglieder der Wehr waren gegen Unfall und
sonstige Schäden, die etwa der Dienst mit sich brachte, versichert. Von den Kosten dieser Versicherung
trug lt. Prot. vom 2.10.19 ⅓ die Provinz, ⅓ der Kreis und das letzte Drittel die Gemeinde.
Da hauptsächlich in der Nacht sehr viele Einbrüche verübt wurden, man stahl alles, was man fand, denn
man konnte alles gebrauchen, selbst Schweine wurden abgeschlachtet, richtete die Gemeinde
Nachtwachen ein, wie aus dem Prot. v. 4.12.19 hervorgeht, die später von der Ortswehr übernommen
wurden. Die Ortswehr zählte zu der Zeit 51 Mitglieder.
Aus der Niederschrift des jetzigen Schützenvereins vom 17.5.20 wird mitgeteilt, daß, nachdem in
verschiedenen Dörfern der Umgegend schon Putschversuche wegen Auslieferung von Waffen an die
Spartakisten stattgefunden hatten, nun auch ein solcher auf Ingeln erfolgen sollte. Auf Grund
eingegangener Mitteilungen, sollte die Zahl der Angreifer 2oo – 5oo Mann, ausgerüstet mit 4
Maschinengewehren und einer Anzahl Gewehre, betragen. Ein Widerstand gegen solche Übermacht war
ausgeschlossen. Infolge dessen hatte man am vorhergehenden Abend die Waffen, die sich in der Hand
Bürgerlicher befanden, an die Arbeiter abgegeben, während die Maschinengewehre, 2 an der Zahl, am
folgenden Tage einer durchfahrenden Reichswehrtruppe mitgegeben wurden. Für die kommende Nacht
wurden Wachen gestellt und die Wachmänner ermächtigt, mit etwa eintreffenden Putschisten zu
verhandeln.
Der Angriff auf lngeln unterblieb. Spät abends überbrachten 3 Herren der Ortswehr Gleidingen, die an
einer Versammlung in Sehnde teilgenommen hatten, die Nachricht, daß die Spartakisten dort erklärt
hätten: Wir werden nichts mehr gegen die Dörfer unternehmen.
Nach einer Niederschrift vom 4.5.1920 mußten lt. Verfügung des Innenminister Severing sämtliche
Einwohnerwehren aufgelöst werden. Was sollte nun mit der Ingelner Wehr werden? Ein Antrag des
Mitgliedes Prellberg lautete dahin: Es ist nur der Name zu ändern. Dieser Antrag wurde einstimmig
angenommen und auf Vorschlag des Wehrführers H.Hinze erhielt die Wehr den Namen:
Schützenvereinigung Ingeln.
Patrouillengänge und Wachen sind auch da noch beibehalten und bis 1925 fortgeführt. Die Waffen
wurden nach und nach an den Kreis abgegeben. Zu jedem Patrouillengange wurden vom Gruppen-Führer
4 Mann bestimmt. Wer nicht erschien, hatte 5 M Strafe zu zahlen.
Der Schützenverein beschloß, die früheren Schützenfeste wieder ins Leben zu rufen. Am 11.Sept. 1921
wurde nach langer Zeit wieder ein Schützenfest gefeiert. Seit etwa 1840 sind in Ingeln solche
Schützenfeste gefeiert worden. Damals wurden sie von den jungen Leuten im Dorf veranstaltet, die dazu
ihre Schäffer und Schäfferinnen wählten. Seit dem Bestehen des Schützenvereins hat dieser die
Ausgestaltung des Festes übernommen. Aus der ersten Zeit der Schützenfeste (1863) stammt eine alte
Schwenkfahne, die noch heute dem Schützenfestzug vorangetragen und beim Anbringen der Scheibe am
Haus des Schützenkönigs geschwenkt wird. Auch die Kinder nehmen am Festzuge teil und veranstalten
am 2.Nachmittag des Schützenfestes Spiele und Wettkämpfe, bei denen Preise, die vom Schützenverein
gestiftet sind, zur Verteilung kommen.
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