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Ingeln - Die Chroniken

Eine Zusammenfassung und Ergänzung aller Chroniken für den Ortsteil Ingeln in der Stadt Laatzen.

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Vergrabene und versunkene Glocken Delm

ie Sagen von "versunkenen Glocken" werden überwiegend von den Wüstungen unserer Heimat

berichtet. Unter ihnen kommt der Wüstung "Delm" eine besondere Bedeutung zu. Es soll darum

hier ausführlicher darüber berichtet werden.

Mitten in dem Viereck, das von den Dörfern Oesselse, Ingeln, Hotteln und Gödringen gebildet wird, liegen

die "Delmschen Eichen". Sie kennzeichnen die Stelle, wo einst das Dorf Delm lag, das urkundlich 1173 zum

ersten Mal erwähnt wird. Der Name wird in den alten Urkunden auch "Dellenem" oder "Delnem"

geschrieben. Es ist wahrscheinlich, daß das Dorf, das 1382 noch in einer Urkunde genannt wird, im 15.

Jahrhundert wüst geworden ist. Die Gründe, die zum Verlassen des Dorfes geführt haben, sind uns nicht

bekannt. Es ist möglich, daß der Ort in einer der vielen Fehden des 15. Jahrhunderts zerstört wurde. Die

Bewohner haben sich in den oben genannten Dörfern Oesselse, Ingeln, Hotteln und Gödringen

angesiedelt. Auf diese Orte wurde somit auch die Feldmark Delm aufgeteilt.

Die Nachkommen der ehemaligen Einwohner von Delm nennen sich noch heute "Delmsche Bürger". Sie

bilden die "Delmsche Gemeinde" und wählen unter sich noch immer einen eigenen Bürgermeister und

einen Rechnungsführer. Nach alter Tradition wird der Bürgermeister von der Gemeinde Ingeln, der

Rechnungsführer von Hotteln gestellt. Die Gemeinde Delm hat auch noch einen in der politischen

Gemeinde Hotteln gelegenen gemeindeeigenen Landbesitz von 12 Morgen Ackerland, Wiesen und

gemeindeeigenen Wegen, die verpachtet werden.

Alljährlich wird noch heute in Hotteln traditionsgemäß eine Generalversammlung abgehalten, in der

Rechnungslegung, Hebung der Pachten und Wahlen regelmäßig auf der Tagesordnung stehen.

In dieser Versammlung werden auch die neuen Bürger in die Gemeinde aufgenommen. Das Bürgerrecht

in der Gemeinde Delm vererbt sich vom Vater auf den Sohn, bzw. Schwiegersohn. Es liegt in der Familie

und kann nicht durch Kauf von Land oder einer Hofstelle der ehemaligen Feldmark Delm erworben

werden. Die Aufnahme wird heute noch nach altem Brauch vorgenommen. Der neue Bürger erhält einen

mit Immergrün geschmückten Teller, auf dem ein großes Glas Schnaps steht. Der Bürgermeister, vor

dessen Platz ebenfalls ein großes Glas Schnaps hingestellt worden ist, erhebt sich und nimmt mit den

Worten: "Preost, Gesundheit, der ganzen Delmschen Gemeine un iusen neien Bürger eok!" den neuen

Bürger in die Gemeinde auf. Darauf trinkt er und läßt das Glas unter den Anwesenden runden. Nun erhebt

der neue Bürger sein Glas und sagt: "Preost, Gesundheit der ganzen Delmschen Gemeine un meck as

neien Bürger eok!" Im Anschluß an die Versammlung findet ein gemütliches Beisammensein mit

gemeinsamem Essen (Vesper) statt.

In früheren Zeiten mußte bei dieser Jahresversammlung, die auch "Kirmiß" genannt wurde, ein Hof in

Hotteln ein Essen liefern, das aus dicken Erbsen und ausgebratenem Speck bestand. Es wird erzählt, daß

immer der Speck oben abgegessen wurde und der Gastgeber mehrere Male frisch überbraten lassen

mußte. Ein Hof in Gödringen hatte zu dieser Versammlung einen großen Schinken zu liefern, der über 40

Pfund wiegen mußte. Mehrere Jahre, nachdem dieses Essen abgelöst war, wurde einmal unter den

Delmschen Eichen ein Schützenfest gefeiert.

Der Platz, auf dem die Eichen stehen, ist von einer Weißdornhecke umgeben. Die Erinnerungsstätte, die

von den Bürgern der Delmschen Gemeinde vorbildlich gepflegt wird, steht unter Landschaftsschutz.

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