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Ingeln - Die Chroniken

Eine Zusammenfassung und Ergänzung aller Chroniken für den Ortsteil Ingeln in der Stadt Laatzen.

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6. Der Haushalt

I

n der Kriegszeit hat der Haushalt in vielen Familien insofern eine Änderung erfahren, als weniger

Geldmittel zu Gebote standen, die Lebensmittel aber teurer waren und vielfach sehr knapp wurden.

Was vorerst die Einnahmen betrifft, so waren viele Familien ganz oder teilweise auf die Unterstützung

angewiesen, die sie vom Reiche und von der Gemeinde erhielten. Viele Soldaten schickten aber auch ihre

Löhnung nach Hause. In unserer Gemeinde lagen die Verhältnisse insofern anders, als die Frauen ihrer

Beschäftigung weiter nachgehen konnten. Als Tagelöhner halfen sie bei den landschaftlichen Arbeiten

und konnten so weiter verdienen. Auch die älteren Kinder konnten mithelfen oder ihre jüngeren

Geschwister beaufsichtigen. Unter Nahrungssorgen brauchten diese Familien weniger zu leiden, da die

ganze Familie vom Arbeitgeber versorgt wurde wie in Friedenszeiten.

Der Krieg schlägt tausend Wunden, aber mit tausend milden Händen ist die Liebe bemüht, die Wunden

zu heilen und die Schmerzen zu lindern. Wieviel wird zunächst getan für die Angehörigen, denen Briefe

und Gaben geschickt werden. Dazu kommt die allgemeine Liebestätigkeit, die über den Nächsten

hinausgreift und überall zu helfen sucht wo Hilfe nottut. Jetzt wo die Frau in Abwesenheit ihres Mannes

Vater und Mutter, Erzieherin und Hausfrau in einer Person sein muss, hat sie bei ihrem Einfluss auf die

heranwachsende Jugend auch eine gesteigerte Verantwortung in den Erziehungspflichten. Und es war

keineswegs leicht, diesen immer zu genügen. Zudem mussten die Frauen unserer Gemeinde die Arbeiten

ihrer Männer übernehmen. Aber voll Mut und Ausdauer haben sie das alles auf sich genommen und so

mitgeholfen, den Plan unserer Feinde, uns auszuhungern, zu vereiteln.

7. Die Jugend in der Kriegszeit

S

o wie in den Freiheitskriegen tausende junger Männer freiwillig zu den Waffen eilten, so meldeten

sich auch jetzt viele junge Leute, um die Grenzen des Vaterlandes zu verteidigen. Mit grosser

Begeisterung eilte namentlich auch die studierende Jugend zu den Fahnen, nachdem viele von ihnen noch

in den letzten Tagen eine Notprüfung bestanden hatten.

Auch aus unserer Gemeinde zogen Kriegsfreiwillige hinaus, um dem Vaterlande in seiner grossen Not zu

dienen. Als einer der ersten eilte der Dienstknecht Wilhelm Stange, der damals auf Liehens Hofe diente,

zu den Fahnen. Er wurde sofort angenommen und im Rekruten-Dep. des Inf.Reg. 79 in Hildesheim

ausgebildet. Nach 6 wöchentlicher Ausbildung kam er zu dem 3.Btl. des H.I.R. 215 und hat in der 12.Komp.

dieses Regimentes mit dem Schreiber dieser Zeilen die Oktoberkämpfe in Flandern mitgemacht.

Kurze Zeit nach ihm zog der Dienstknecht W. Schreiber vom Hofe Otto Hinze als kriegsfreiwilliger Jäger zu

Pferde hinaus.

Auch Herr Arnold Hinze, der sich bei Ausbruch des Krieges als Student in Göttingen aufhieIt, unterbrach

seine Studien, um zunächst die Stelle seines älteren Bruders auf dem elterlichen Hofe zu vertreten.

Nachdem dann aber die Ernte geborgen war, eilte auch er als Kriegsfreiwilliger zu den Waffen.

Die Schuljugend unserer Gemeinde zeigte gleichfalls eine grosse Begeisterung. Zwar konnte sie ja nicht

mit hinaus ziehen, um Gut und Blut für das Vaterland zu opfern, desto rühriger aber zeigte sie sich im

Kriegshilfsdienste.

Mehr als sonst wurde die Schuljugend infolge der geringen Arbeitskräfte zur Feldarbeit herangezogen.

Daneben hat gerade die Schuljugend durch ihren unermüdlichen Sammeleifer die verschiedensten

Sammlungen durchführen helfen.

Da galt es Brennnesseln zu sammeln zur Gewinnung der Nesselfaser. Zunächst wurden im Dorfe alle Plätze

aufgesucht, wo diese Pflanzen zu finden waren. Manche Turnstunde sind unsere Jungen mit kleinen

Handwagen hinausgefahren und haben die Nesseln zusammengeholt, während die Mädchen, nachdem

die Pflanzen trocken waren, die Blätter von denselben streiften. Als im Dorf und dessen nächster

Umgebung keine Nesseln mehr zu finden waren, ging es zum Bröhn und den Ellern, wo wir einen grossen

Bestand an Brennesseln antrafen, die der Gemeindediener Wiechers abmähte, während die Kinder

dieselben zusammentrugen und zu grösseren Bündeln banden. Am Abend konnte ein tüchtiges Fuder

heimgefahren werden.

Bei allen Sammlungen haben sich die Kinder durch regen Eifer ausgezeichnet.

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