Ingeln - Die Chroniken
Eine Zusammenfassung und Ergänzung aller Chroniken für den Ortsteil Ingeln in der Stadt Laatzen.
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Die Ebelingsche Stiftung
B
esondere Erwähnung verdient, dass der gebürtige Ingelner August Ebeling sein ganzes Vermögen dem
Dorf testamentarisch vermachte.
Am 18. Juli 1898 starb der einzige Nachkomme mit 19 Jahren an den Folgen eines schweren Reitunfalls.
Das Pferd scheute, als August Ebeling junior in der Oesselser Feldmark ausritt. Der junge Mann blieb mit
dem Fuß im Steigbügel hängen und das Pferd schleifte ihn mit. Er starb einige Tage danach an seinen
schweren Kopfverletzungen.
Bauer Ebeling verpachtete den Hof bald darauf und zog mit seiner Frau nach Hannover. Dort änderte er
1905 sein Testament: der Hof und sein Barvermögen sollten in einer Stiftung aufgehen. Sobald das
Vermögen auf 20.000 Mark (Kaufkraft-äquivalenter Wert heute: etwa 120.000 €) 45 angewachsen sei,
sollte auf dem Grundstück seines Bauernhofes ein Krankenhaus errichtet werden. Dort sollten Arme und
Bedürftige unentgeltlich behandelt werden – insbesondere, wenn sie aus Ingeln kamen.
Drei Jahre darauf verstarb Ebeling. Der König von Preußen erklärte sich mit dem ungewöhnlichen
Vermächtnis einverstanden und die Stiftung wurde aus der Taufe gehoben.
Die Grabstätte befindet sich auf dem Stadtfriedhof Engesohde (Hannover).
Das Familiengrab wird auch aus den Erlösen der Stiftung in Ordnung gehalten.
Zum Stiftungsland gehören auch verpachtete Ackerflächen sowie Baugrundstücke. Weil Ebeling in seinem
Testament festgelegt hatte, dass kein Quadratmeter seines Landes verkauft werden darf, konnten 21
bauwillige Ingelner ihr Bauland der Stiftung nicht abkaufen, sondern lediglich so genannte
Erbbaurechtsverträge abschließen, d.h. auf 99 Jahre von der Stiftung pachten.
Ebelings Absicht, ein Krankenhaus zu errichten, konnte jedoch nicht verwirklicht werden. Die Inflation von
1923 machte den Finanzplanungen des Kuratoriums, das die Stiftung bis heute verwaltet, einen Strich
durch die Rechnung. Stattdessen erhielten schon in den 1920er Jahren die örtlichen
Krankenpflegestationen Zuschüsse aus dem Stiftungsvermögen. In den 1930er Jahren entstand auf dem
Hof eine Schwesternstation sowie ein Badehaus für Bedürftige. Mit Ausnahme des Zweiten Weltkrieges
finanziert die Ebelingsche Stiftung die Stelle für die Gemeindeschwester und unterstützt u.a. das
Laatzener Agnes-Karll-Klinikum regelmäßig mit größeren Beträgen.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden in den Ebelingschen Höfen Flüchtlinge aufgenommen und es wurde
ein Schulraum ausgebaut.
Im Jahr 2016 betrug das Stiftungsvermögen mehr als 4 Millionen Euro. Der Erlös aus den Pachtzahlungen
der Ebelingschen Ländereien liegt bei rund 100.000 Euro pro Jahr. Das dreiköpfige Kuratorium der Stiftung
besteht aus dem Regionspräsidenten, Laatzens Bürgermeister sowie einem Ingelner, der vom
Gemeinderat für jeweils fünf Jahre gewählt wird. 46
Segensreich war die gegründete Stiftung für die Ingelner allemal, denn die Mittel werden bis heute für
soziale Zwecke, die Gesundheitsfürsorge und allgemeine Wohlfahrtszwecke verwendet.
Die Stiftungsstraße und der August-Ebeling-Weg erinnern noch heute in Ingeln an das wohltätige
Vermächtnis August Ebelings.
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Quelle: https://www.bundestag.de › wd-4-096-16-pdf-data
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Quelle (Auszug): https://de.wikipedia.org/wiki/Ingeln-Oesselse
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