Ingeln - Die Chroniken
Eine Zusammenfassung und Ergänzung aller Chroniken für den Ortsteil Ingeln in der Stadt Laatzen.
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44. Wehrhahn, Wilhelm, Ldstm., eingez. 1.9.15 beim Landwehr-Inf.Reg. 74. Ins Feld gekommen: 1.11.16
zum Landwehr-Inf.Reg 46. Vom 6.11.16 - 29.8.17: Stellungskämpfe a.d. oberen Tschara. 26.3.17: Angriff
bei Labasy-Darcivo im Mittelwalde. Als herzkrank entlassen.
4. Liebestätigkeit.
U
nmittelbar nach der Kriegserklärung hat im ganzen Deutschen Reiche eine Opfertätigkeit eingesetzt,
die ihresgleichen nicht in der Welt haben dürfte. Staat, Stadt und Dorf, Partei und Privatmann, Reich
und Arm - alles wetteiferte, die Not in der Heimat und im Felde zu steuern und vor allem die Angehörigen
der deutschen Heeresmacht sicherzustellen.
Diese freiwillige Liebestätigkeit fand auch in unserer Gemeinde weitherziges Verständnis. Gleich in den
ersten Wochen wurde eine Geldsammlung zu Gunsten des Roten Kreuzes veranstaltet. Fräulein Olga
Wolter und Fräulein Emmi Hinze hatten sich in den Dienst dieses Liebeswerkes gestellt. Sie konnten am
Schluss der Sammlung den erfreulichen Betrag von 700 Rm dem Roten Kreuz überweisen. Dienstmädchen
gaben ihre Ersparnisse hin und mancher einfache Bürger opferte verhältnismässig mehr als ein
schwerreicher.
Überall regten sich fleissige Hände, um unsern Truppen den schweren Kampf so leicht wie möglich zu
machen. Noch jetzt nachdem bereits 1 1/2 Jahre seit Beginn des gewaltigen Ringens verflossen sind,
zeugen die täglich bei unserer Posthilfsstelle noch in grosser Zahl einlaufenden Liebesgabenpakete,
welche Opferfreudigkeit auch in unsere Gemeinde herrscht. Eine im Dezember 1915 aufgestellte Statistik
über die in unserer Gemeinde ins Feld oder in die Lazarette bezw. dem Roten Kreuz übersandten
Liebesgaben, sei es in barem Geld oder in natura, hat den ansehnlichen Ertrag von M 5000.- ergeben.
Vielfach wurden auch Liebesgaben von Haus zu Haus gesammelt. Das geschah in unserer Gemeinde
hauptsächlich dann, wenn es galt, den Lazaretten zukommen zu lassen. So wurden gleich zu Anfang des
Krieges in den verschiedensten Haushaltungen alle auf dem Garten vorhandenen entbehrlichen Früchte
eingekocht. Diese sollten dem in Sarstedt ins Leben zu rufenden Lazarett überwiesen werden. Da letzteres
aber gar nicht eröffnet ist, wurden die eingekochten Sachen dem Lazarett in Hildesheim übersandt. Auch
jetzt werden noch allmonatlich die von Herrn Gemeindevorsteher Wolters in Empfang genommenen
eingekochten Sachen an das Lazarett in Hildesheim abgegeben.
An einzelnen Tagen wurden auch bestimmte Artikel, z.B. Wollsachen in allen Häusern abgeholt.
Namentlich fand in der Zeit vom 17. - 24.1.15 in ganz Deutschland eine ,,Reichswollwoche" statt. Der
Zweck dieser „Reichswollwoche" bestand darin, für die im Felde stehenden Truppen die in den Familien
noch vorhandenen überflüssigen Sachen und getragenen Kleidungsstücke zu sammeln. Es wurden nicht
nur wollene, sondern auch baumwollene Sachen, sowie Tuche eingesammelt, um daraus namentlich
Überziehwesten, Unterjacken, Beinkleider vor allem aber Decken anzufertigen. Alle Ecken und Winkel,
alte Laden und Schränke wurden ausgekramt. Zu Bergen türmten sich die Sachen auch in unserer
Gemeinde.
Zu den Kriegsweihnachten haben Gemeinde, Kriegerverein und Schule es sich nicht nehmen lassen,
unseren Gemeindegliedern im Felde wie auch in den Lazaretten eine Weihnachtsfreude zu bereiten.
Neben warmen Wollsachen, die Weihnachten 1914 geschenkt wurden, sorgten Kriegerverein und Schule
dafür, dass es auch an Zigarren, Schokolade und anderen Genussmitteln nicht mangelte. Eine wahre
Freude war es, zu sehen, mit welcher Begeisterung unsere Schulkinder bei der Arbeit waren. In wenigen
Tagen war das Geld für die von der Schule ins Feld zu schickenden Pakete gesammelt. Da hiess es nun, die
Liebesgaben besorgen, Packmaterial heranzuschaffen und die Begleitbriefe zu schreiben. War alles bereit,
so ging es ans Packen. Eifrig regten sich die kleinen Hände. Die einen banden die schwarz-weiss-rote
Schleife um das Tannenreis, das als Weihnachtsgruss jedem Pakete beigelegt wurde, andere packten die
Schachteln, wieder andere schnürten sie zu und in gar kurzer Zeit war die Arbeit erledigt. – Welche Freude
gerade die von der Schule ins Feld gesandten Weihnachtspakete mit ihren Begleitbriefen erweckt haben,
davon zeugen die zahlreichen Dankkarten, die aus dem Felde einliefen.
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