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Ingeln - Die Chroniken

Eine Zusammenfassung und Ergänzung aller Chroniken für den Ortsteil Ingeln in der Stadt Laatzen.

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einige hundert Kilometer nach Osten. Der russische Winter wartet auf uns. Das soll uns aber nicht stören.

Wo wir hingestellt werden, da werden wir unsere Pflicht tun.

Für heute will ich schließen. Wir wollen nämlich nochmal an Land schießen. - In der Hoffnung, Ihnen eine

kleine Freude bereitet zu haben, grüßt Sie hochachtungsvoll Ihr Mtr. Walter Blumenthal

19. Am Schwarzen Meer, den 16.12.43

Sehr geehrter Herr Borchers!

Ihren Brief habe ich gestern erhalten. Auch der Heimatgruß ist vor einigen Tagen angekommen. Für beides

sage ich Ihnen meinen herzlichsten Dank.

Daß ich jetzt in Rußland bin, werden Sie wohl schon von meinen Eltern erfahren haben. Es hatte wohl

keiner erwartet, auch ich nicht. Per Bahn habe ich jetzt etwa 3600 km zurückgelegt. Ich war doch ziemlich

froh, als wir am Endziel angelangt waren.

Unsere Unterkunft liegt direkt am Wasser. Wir haben uns erst selbst hier einrichten müssen. Möbeln

nahmen wir uns aus den jüdischen Wohnungen, deren Inhaber schon beim Einmarsch beseitigt worden

sind. So haut unser Quartier ganz gut hin. Auch mit dem Funkdienst werde ich tadellos fertig. Man merkt

allerdings, daß man im Einsatz ist und nicht mehr in der Rekrutenkompanie und auf der Schule. Hier im

„Paradies“ der Arbeiter ist nun nichtviel los. Die halbe Stadt liegt in Trümmer. An Land ist also schon mal

nichts zu machen. Die Bewohner sind ziemlich stur. Sie machen sich nichts daraus, daß ihre Häuser in

Trümmer liegen und die Angehörigen zum Teil tot sind. Man hat den Eindruck, daß sich die Leute unter

unserer Herrschaft ganz wohl fühlen. Wenn man sie länger beobachtet merkt man aber auch, daß sie in

ihrem Innern anders denken wie sie tun. Die Verpflegung der Zivilbevölkerung ist hier ein Problem. Die

Russen haben bei ihrem Abzug alles vernichtet oder mitgenommen. Oft kommt es vor, daß sich ältere

Einwohner einem zu Füßen werfen und einem die Hände küssen, um ein Stück Brot zu erhalten.

Wie ich aus Ihrem Briefe ersehe, sind in letzter Zeit allerhand Kameraden auf Urlaub gewesen. Auf den

Frühling werde ich wohl auch an die Reihe kommen. Ich bin ja erst in den Einsatz gekommen und möchte

erstmal etwas leisten.

Nun wünsche ich Ihnen und Ihrer Frau ein recht frohes Weihnachtsfest und grüße Sie hochachtungsvoll

Ihr W. Blumenthal

20. Rußland, den 2.1.1943

Sehr geehrter Herr Borchers!

Vor einigen Tagen erhielt ich wieder den Heimatgruß, worüber ich mich sehr gefreut habe, denn es ist

doch allerhand Interessantes aus der Ortsgruppe darin zu lesen. Sage Ihnen auch recht vielen Dank dafür.

Das Weihnachtsfest und ein Jahr haben wir wieder hinter uns. Wenn es auch ein schweres und

schicksalsreiches Jahr war, so wollen wir es doch auch wieder vergessen und jetzt mit Hoffnung dem

neuen entgegen sehen, das uns hoffentlich dem Endsieg und den langersehnten Frieden bringt. Dieser

Winter scheint aber nicht so streng zu werden wie der vorherige. Wenn es auch schon mal 30 Grad kalt

war, so ist das auch kein Vergleich mit dem letzten. Aber im voraus wollen wir uns auch noch nicht freuen,

denn es kann noch dick wieder herkommen. Wir werden hier wohl diesen Winter noch in unseren

Quartieren bleiben, wenn nichts dazwischen kommt. Zu Weihnachten bin ich zum Obergefreiten

befördert worden. Mir geht es gut, hoffe dasselbe auch von Ihnen.

Die herzlichsten Grüße sendet Ihnen

Heinrich Klaus.

21. Norwegen, den 6.1.43

Lieber Herr Borchers!

Ihren lieben Brief mit den Zigaretten habe ich dankend und mit großer Freude erhalten. Mir geht es noch

sehr gut, welches ich auch von Ihnen wohl hoffen darf. Das Weihnachtsfest und den Jahreswechsel habe

ich gut überstanden. Augenblicklich ist hier eine strenge Kälte. Aber der Wintersport macht trotzdem

Spaß.

Vor zwei Tagen hatte ich eine kleine Überraschung. Hermann Michelius stand plötzlich bei uns im

Funkraum. Er war Sylvester eingelaufen. Die Freude war natürlich sehr groß. Wir haben uns dann gleich

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