Ingeln - Die Chroniken
Eine Zusammenfassung und Ergänzung aller Chroniken für den Ortsteil Ingeln in der Stadt Laatzen.
Eine Zusammenfassung und Ergänzung aller Chroniken für den Ortsteil Ingeln in der Stadt Laatzen.
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Kommando 30 Mal. Die Jugendlichen des Dorfes haben ihn oft geärgert, indem sie z.B. einen Schneemann
an seine Haustür stellten. Sie hatten leichtes Spiel, denn mit seinen kurzen Beinen konnte er nicht
besonders schnell laufen. Wenn er mal wieder betrunken nach Hause kam, schrie er immer: Hausschlüssel
im Hühnerloch (Haunerlock!!!).
Putzer August Heise
E
in weiteres Original war der Friseur August Heise (man nannte ihn auch den lütchen Putzer). Er war
klein, etwas verwachsen und hatte wie man so sagte einen „Ast“. Er bewohnte das letzte Haus oben
rechts auf dem Sacke (Hoher Weg). Bei ihm trafen sich zweimal in der Woche abends nach Feierabend die
Männer zum Rasieren, denn einen Rasiersalon gab es nicht. Alles spielte sich in seiner Wohnstube ab. An
der Wand klebte eine Plastikfolie, an die der Kopf der Kundschaft angelegt wurde, damit die Tapete nicht
schmutzig wurde. Auf einem normalen Stubenstuhl wurde dann die Rasur vollzogen.
Wenn alle rasiert waren, wurde oft bis spät in der Nacht bei Schnaps und Bier noch Skat gespielt. Seine
Stammkunden waren unter anderem K. Thiemann und K. Kebel. An zwei anderen Abenden in der Woche
fuhr er per Fahrrad zu Hausbesuchen. In einer kleinen Ledertasche war sein Rasierzeug, ein Seifentopf mit
Pinsel, einige Rasiermesser und ein Lederriemen. Ein kariertes Küchentuch und den Lederriemen hängte
er bei den Kunden ans Fensterkreuz, um darauf seine Messer zu schärfen. Eingeseift wurden alle mit
demselben Pinsel und was bei dem einen Kunden an Seifenschaum übrig blieb, bekam der nächste gleich
wieder in Gesicht gerieben.
Er kam grundsätzlich in den Abendstunden, wenn die Männer zu Hause waren. Oftmals beim Abendessen,
sodass das gemeinsame Speisen unterbrochen werden musste, aber es waren da ja noch andere
Dorfbewohner, die auf ihn warteten. Das alles ging oft sehr schnell und manchmal floss dabei auch Blut,
aber dafür diente ja das Geschirrtuch. Wenn sich jemand über seine stumpfen Messer beschwerte, bekam
er nur zu hören, man solle sich nicht so anstellen.
Die Kinder gingen nachmittags zum Haare schneiden. Oft war er auf seinem Garten hinterm Haus und
musste erst rein gerufen werden. Nun konnte man selbst entscheiden, ob mit der Handmaschine, dem
Flieger oder mit der elektrischen Maschine geschnitten werden sollte. Vorn blieb ein Pony, alles andere
wurde kahl geschoren, man nannte das „Glatze mit Vorgarten“. Das Ganze dauerte zehn Minuten, zum
Schluss musste seine Frau Emmi kommen und sehen, ob er alles getroffen hatte. War alles in Ordnung
spuckte er in die Hand, strich über den Kopf und sagte: „So, nun bist du blank, 50Pf. und raus!“
164