Ingeln - Die Chroniken
Eine Zusammenfassung und Ergänzung aller Chroniken für den Ortsteil Ingeln in der Stadt Laatzen.
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mit Heinr. Blumenthal telefonisch verständigt, und waren am nächsten Tage bei Hermann an Bord. Von
W. Blumenthal habe ich sehr lange keine Post erhalten.
Indem ich Ihnen auch in diesem Jahre alles Gute und Schöne wünsche, verbleibe ich mit freundlichen
Grüßen
Ihr Karl Blumenthal.
22. Im Osten, 11.1.43.
Werte Familie Borchers!
Für die gesandten Zeilen schreibe ich meinen herzlichsten Dank. Insbesondere bedanke ich mich für die
beigelegten Zigaretten. Die vielen Festtage sind nun alle vorüber und gut hinter uns gekommen. Jetzt
gehts in alten Text im neuen Jahre weiter. Was bringt uns 1943? Ja, diese Frage zu beantworten, muß
wohl der Zeit überlassen werden, aber zumindest, - wieder dem Endsiege näher!
Mir selbst geht es bestens. Augenblicklich sind wir dabei, noch ein paar Bunker zu bauen. Bei die diesem
gefrorenen Boden gerade kein all zu großes Vergnügen, aber Befehl ist Befehl! Da wird einfach gesprengt,
und wenn dann die Brocken durch die Gegend fliegen, macht´s Spaß. Der Winter ist uns diesmal etwas
freundlicher zu. Der kälteste Tag war wohl mit 24 Grad, also die Hälfte vom Vorjahr. Da wird niemand
etwas dagegen haben! Im allgemeinen ist es hier verhältnismäßig ruhig. Ich nehme an, daß zum Frühjahr
unsere Rohre wieder etwas mehr in Tätigkeit kommen werden. Nochmals vielen Dank verbunden mit den
besten Grüßen aus dem „Paradiese“.
Unteroffz. Wehrhahn
23. Am Schw. Meer, d. 24.1.43.
Sehr geehrter Herr Borchers!
Ihren Brief vom 29.12.42 sowie die Zigaretten habe ich schon vor längerer Zeit erhalten. Für beides sage
ich Ihnen meinen herzlichsten Dank. Da wir in letzter Zeit einen neuen Wachtörn und dadurch mehr Arbeit
bekennen haben, war es mir nicht möglich, Ihnen früher zurückzuschreiben.
Zunächst vielen Dank für Ihre Gefälligkeit. Es stehen also 49 aktiv dienende Männer unseres kleinen Ortes
unter den Waffen. Das ist schon allerhand. Die Mehrzahl dieser Soldaten wird wohl an
der Ostfront kämpfen. Augenblicklich wird hier im Osten ja ein schwerer, heldenhafter Kampf geführt.
Mein Posten ist ja nicht unmittelbar an der Front, kann es aber über Nacht werden. Unsere tapferen
Infanteristen haben dem ungeheuren Druck der russischen Übermacht nicht standhalten können. Sie
müssen sich langsam zurückziehen. Der Führer selbst leitet hier im Süden der langen Front die Kämpfe.
Im Vertrauen auf ihn leisten die Soldaten schier Unmögliches an Widerstand. Bei der ganzen Sache hat
die Witterung auch einen großen Einfluß. Wenn sie erst wieder auf unserer Seite ist, wird sich das Blatt
schon wieder wenden. In jedem Krieg gibt es Ja kleine Rückschläge. Ein Volk, das siegen kann, muß auch
mal einen Rückschlag hinnehmen können. Die Heimat braucht sich darüber keine Gedanken zu machen.
Der deutsche Soldat läßt sich nicht unterkriegen.
Und wenn wir bis an die polnische Grenze zurück müssen, der Krieg ist darum längst nicht verloren. Es
mag sich nur Jeder die Worte des Führers ins Gedächtnis rufen: “Das letzte Regiment auf den
Schlachtfeldern dieses Krieges wird ein deutsches sein“. Das wird auf Jeden Fall wahr werden und wird
der Krieg noch so lange dauern.
In letzter Zeit haben wir oft Fliegerangriffe gehabt. So etwas kann einen Seemann natürlich nicht
erschüttern. Man ist Ja nicht Soldat geworden, damit man spazieren fahren kann.
Ich kann Ihnen nun noch kurz mitteilen, daß ich mit Wirkung von 1. Jan. zum Gefreiten befördert bin.
Darüber freue ich mich natürlich sehr. Als einfacher Matrose hat mich aus der Heimat nun gar keiner
gesehen.
In der Hoffnung bald mal persönlich mit Ihnen sprechen zu können, grüßt Sie
Ihr Walter Blumenthal.
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