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IAA Spot 2019

Das offizielle Magazin der IAA 2019 in Frankfurt

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Roboterautos im Stadtverkehr<br />

DER PROGRAMMIERTE STAU<br />

ROBOTERAUTOS SIND MÖGLICHERWEISE NICHT DIE LÖSUNG, SONDERN DAS PROBLEM. ZU-<br />

MINDEST WENN ES UM DIE VERSTOPFTEN STRASSEN DER INNENSTÄDTE GEHT.<br />

A<br />

utonom fahrende Autos versprechen nicht<br />

nur mehr Verkehrssicherheit sondern auch<br />

weniger Staus. Ob sie letzteres halten können,<br />

ist aber mehr als ungewiss. Experten<br />

befürchten sogar noch größeres Chaos auf den Straßen.<br />

Die Idee mit den Roboterautos klingt für Stadtplaner<br />

zunächst attraktiv. Die vernetzten Pkw fahren enger<br />

gestaffelt als es Menschen könnten, trödeln nie, wählen<br />

automatisch die beste Route und müssen am Zielort<br />

nicht nach einem Parkplatz suchen. Doch das Roboterauto<br />

kommt nicht plötzlich von heute auf morgen, sondern<br />

langsam und über Jahre. In diesem Zeitraum würden sich<br />

autonome und menschlich gesteuerte Fahrzeuge den<br />

Straßenraum teilen.<br />

Eine Studie der Unternehmensberatung Arthur D. Little<br />

hat die Effekte des Mischverkehrs an einer realen Ampel<br />

beobachtet. Aktuell – noch ganz ohne Roboterfahrzeuge<br />

- passieren die Lichtzeichenanlage an der B3 nahe<br />

Frankfurt 43 Autos pro Grünphase. Wären nur noch autonome<br />

Pkw unterwegs, würden es 500 über die Kreuzung<br />

schaffen, bevor die Ampel wieder Rot zeigt. Allerdings<br />

nur, wenn alle Pkw eine Standardlänge von 3 Metern<br />

hätten und der Abstand zwischen ihnen elektronisch geregelt<br />

konstant einen Meter betrüge – dann könnte die<br />

Autoschlange wie ein Güterzug in einem Rutsch über die<br />

Kreuzung fahren. Im Mischverkehr jedoch, wenn zum Beispiel<br />

nur jedes zweite Fahrzeug automatisiert ist, sinkt<br />

die Zahl der Fahrzeuge auf 36 – also sogar unter den<br />

heutigen Wert. Denn während Menschen Vorschriften zu<br />

Tempo und Sicherheitsabstand missachten, halten sich<br />

Computer strikt an die Regeln. Und stören damit letztlich<br />

den Verkehrsfluss.<br />

Ein weiteres Problem: Bequemlichkeit und Geiz. Gerade<br />

die Kombination beider menschlichen Schwächen könnte<br />

für verstopfte Straßen sorgen, zeigt eine Studie der Boston<br />

Consulting Group. Weil das Roboterauto bequemer<br />

ist, dürften zahlreiche ÖPNV-Nutzer auf den Pkw wechseln.<br />

Im Ergebnis erhöht sich die Fahrzeit in den Stadtzentren<br />

um 5,5 Prozent. Forscher der Universität in Santa<br />

Cruz befürchten zudem, dass autonome Privatfahrzeuge<br />

nach dem Abladen ihrer Passagiere dauerhaft in der Umgebung<br />

kreuzen und auf die Rückfahrt warten, um die<br />

innerstädtischen Parkgebühren zu sparen.<br />

Stimmen die Analysen, müssen sich die Städte für die<br />

autonome Zukunft Regeln einfallen lassen, die die Effekte<br />

von Roboterautos in die richtige Richtung lenken.<br />

Dazu könnten Vorschriften zu Energieverbrauch und Parken<br />

genauso zählen wie die Beschränkung auf bestimmte<br />

Bereiche. Aber auch umfassende Verkehrskonzepte<br />

mit einer Mischung aus Robotertaxis, Car-Sharing und<br />

intelligenter Verkehrsleitung könnte für Erleichterung<br />

sorgen. Und das durchaus schon lange bevor eine hundertprozentige<br />

Autonomie-Quote erreicht ist.<br />

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ROBOTERAUTOS

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