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Artykuły - Zbliżenia Interkulturowe

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Komunikacja interkulturowa<br />

ausbrechen, muss, um überhaupt in der<br />

Lage zu sein, etwas Neues und Interessantes<br />

zu sagen. Wintersteiner nennt dieses<br />

Phänomen den „implizit oder latent interkulturellen<br />

Charakter der Literatur.“<br />

128<br />

Jede Literatur der Fremdheit basiert, wie<br />

sich gezeigt hat, auf der Fremdheit der<br />

Literatur, d.h. auf ihrem implizit oder<br />

latent „interkulturellen Charakter“, aus<br />

ihrer grundsätzlichen Opposition zur<br />

Kultur des Mainstreams. Diese latente<br />

Interkulturalität von Literatur manifestiert<br />

sich in vierfacher Weise:<br />

– von ihrer Perspektive her: als der<br />

„fremde Blick“ auf die Gesellschaft<br />

– von ihrer Machart her: als von der<br />

Norm abweichender Umgang mit Sprache<br />

mit Hilfe fremder Elemente<br />

– von ihrer Wirkung her: als Des-Automatisierung<br />

der (kulturell beeinflussten)<br />

Wahrnehmung<br />

– von ihrem Kulturverständnis her: als<br />

Überschreiten der Kulturgrenzen (und<br />

ihre gleichzeitige Erweiterung).“<br />

(Poetik der Verschiedenheit, S. 277)<br />

Wenn Literatur verfremdet, mit neuen,<br />

noch fremden Formen experimentiert<br />

und uns aus dem Alltagswahrnehmen<br />

herausholt, dann hat sie, wenn<br />

man so will, gewissermaßen die Funktion,<br />

das Fremde in unser Leben hineinzubringen<br />

– und dann unterscheidet unsere<br />

eigene Literatur auch nicht mehr soviel<br />

von der fremden, haben sie doch beide<br />

dieselbe Funktion, nämlich die Fremdheit,<br />

das Befremden gegenüber ihrer eigenen<br />

Kultur zu verkörpern und darzustellen.<br />

Möglicherweise verwendet ein<br />

Schriftsteller/eine Schriftstellerin zum<br />

Zwecke der Verfremdung und des Ausbruchs<br />

aus der eigenen Kultur auch Elemente<br />

aus einer fremden Sprache oder<br />

Kultur (wofür es konkrete Beispiele gibt).<br />

Ich möchte hier schon gestehen, dass<br />

Werner Wintersteiner mit diesem Konzept<br />

von der Literatur als etwas an sich<br />

Interkulturellem meine Sympathie gewonnen<br />

hat. Der Grund dafür liegt darin,<br />

dass Literatur in dieser Konzeption<br />

ausgehend vom einzelnen Schreiber<br />

(Schriftsteller) oder Leser aus betrachtet<br />

wird. Wintersteiner hat mit seiner Darstellung<br />

der Literatur als an sich interkultureller<br />

gut das getroffen, was der einzelne<br />

Schriftsteller/die einzelne Schriftstellerin<br />

mit seinem/ihrem Schreiben erreichen<br />

will. Und auch von Seiten des<br />

Lesers her gesehen gibt es keinen größeren<br />

Gewinn zu verzeichnen, als aus der<br />

Alltagsroutine hinausgeworfen zu werden<br />

und die seltene und kostbare Gelegenheit<br />

zur Reflexion über diese oder jene<br />

einzelne Frage zu erhalten; das fühlt sich<br />

so an, wie wenn man aus einem langen,<br />

engen Tunnel für kurze Zeit ins Freie hinaustreten<br />

darf.<br />

Das ist die eine Seite, die Seite der persönlichen<br />

Vorliebe. Ich lese und schreibe<br />

aus genau dem von Werner Wintersteiner<br />

beschriebenen Grund: Um aus dem<br />

Alltag hinaustreten zu können, um die<br />

Entfremdung und Selbstentfremdung zu<br />

überwinden und zur Reflexion angeregt<br />

zu werden, kurz: um zu Bewusstsein zu<br />

kommen. Die andere Seite dieser sehr<br />

persönlichen Bestimmung von Literatur<br />

ist die Frage, ob sie sich denn wissenschaftlich<br />

auch durchsetzen ließe? Literaturdidaktisch<br />

schon eher, besonders<br />

wenn man die Schüler/Schülerinnen und<br />

Studenten/Studentinnen als Individuen<br />

sieht, als individuelle Leser/Leserinnen,<br />

die durch die Lektüre zur persönlichen<br />

Reflexion angeregt werden sollen, was<br />

wiederum ihre geistige Selbstständigkeit

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