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Artykuły - Zbliżenia Interkulturowe

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Stephan Wolting<br />

„Wie kann man einem die Welt<br />

erklären, der nicht fernsieht?“<br />

Bodo Kirchhoff: Die kleine Garbo. Frankfurter<br />

Verlagsanstalt 2006.<br />

Nicht einmal seine schärfsten Kritiker würden<br />

ernsthaft bestreiten, dass die Werke<br />

Bodo Kirchhoffs mit zu den wichtigsten<br />

und anspruchsvollsten Werken der zeitgenössischen<br />

deutschsprachigen Literatur<br />

gehören. Werke wie Infanta (1990), Der Sandmann<br />

(1992, Filmbuch 2000) oder auch Parlando<br />

(2003), das er selbst als sein wichtigstes<br />

Buch bezeichnet, gehören zum Kanon<br />

der Werke deutschsprachiger Literatur, die<br />

man gelesen haben sollte.<br />

In keiner Beziehung aber war Kirchhoff<br />

jemals ein „bequemer Autor“, wenn das<br />

nicht schon eine contradictio in adjecto<br />

sein sollte. Folgt man Hubert Winkels (der<br />

übrigens gerade den Alfred-Kerr-Literaturpreis<br />

vom Börsenverein des Deutschen<br />

Buchhandels erhalten hat) Einteilung in<br />

„emphatische“ und „agnostische“ Schriftsteller,<br />

so gehört Kirchhoff sicherlich zu<br />

den letzteren. Seine Werke sind keinesfalls<br />

unmittelbar eingängig und zum Teil immer<br />

auch Reflexionen über den Prozess des<br />

Schreibens, über die Literatur- oder Medienwelt<br />

selbst, wie etwa auch der Roman<br />

mit dem provokanten Titel Schundroman<br />

(Frankfurt 2002) näher legte. Diese Fährte<br />

wird auch in seinem im Dezember 2006<br />

erschienen Roman Die kleine Garbo wieder<br />

aufgenommen. Kirchhoff gilt für viele Kritiker<br />

sogleich als genialischer wie auch als<br />

kontroverser, zum Teil polarisierender<br />

Schriftsteller.<br />

Recenzje<br />

Er hat selbst darauf hingewiesen, dass<br />

in diesem Werk zum ersten Mal die Erotik<br />

keine oder wenn dann nur eine eher untergeordnete<br />

Rolle spielen würde und nennt<br />

seinen Roman ein „Kammerspiel“. Nicht<br />

von ungefähr hat im Hörbuch seine Tochter<br />

Sophia den Part der kleinen Garbo übernommen.<br />

In einem Interview innerhalb der<br />

Sendung Literatur im Foyer anlässlich der<br />

Frankfurter Buchmesse verweist Kirchhoff<br />

auf die engen autobiographischen Bezüge<br />

zu seiner Tochter, die natürlich nicht vorschnell<br />

zu übertragen und deshalb falsch<br />

zu verstehen sind. Das Buch ist im Übrigen<br />

der Tochter auch gewidmet. Die Geschichte<br />

ist relativ schnell erzählt:<br />

Die Geschichte spielt in einem verschneiten<br />

Wald- und Grenzgebiet (wahrscheinlich<br />

in der Lausitz) an der Grenze zu<br />

Polen. In diesem Gebiet sind wieder Wölfe<br />

angesiedelt worden, Wölfe, die in den Erzählungen<br />

der Menschen eher durch ihren<br />

Mythos als durch ihre reale Existenz auftauchen.<br />

So beginnt auch die Erzählung:<br />

„Nachts, getrieben von Hunger, ohne jede<br />

Idee, es könnte anderswo besser sein als in<br />

ihrer gewohnten Umgebung, waren sie über<br />

die Grenze gekommen, durch niederen Birkenwald,<br />

gescheckt wie ihr Fell, durch Kanäle<br />

und Flüsse, kaum den Kopf über Wasser,<br />

vielleicht auch auf Eisschollen, stehend<br />

ergeben, niemand konnte Genaueres sagen;<br />

nur daß sie hier wieder Fuß gefaßt hatten,<br />

war sicher.“ (Garbo, S.7)<br />

In diesem Wald begegnen sich die „kleine<br />

Garbo“, Malu, in Wirklichkeit Luise<br />

März, die zusammen mit ihrem Hund<br />

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