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Artykuły - Zbliżenia Interkulturowe

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Recenzje<br />

spricht, dem Heiligen Stuhl als «Patrimonium<br />

Petri» überweist. Es wird hiermit<br />

der Anspruch der deutschen Kirche, insbesondere<br />

des Erzbistums Magdeburg auf<br />

Eingliederung der polnischen Kirche, vor<br />

allem des Bistums Poznań (jedoch nicht<br />

nur) unterbunden, aber von der deutschen<br />

Historiographie dennoch bis in die Gegenwart<br />

weiter tradiert. In den übersetzten Untersuchungen<br />

K. Zernacks kommt die gesamte<br />

Bedeutung und Funktion der Kirche<br />

für diese Beziehungen wesentlich zu kurz,<br />

zumal im Mittelalter «sacrum» und «profanum»<br />

im Grunde nicht zu trennen ist. In<br />

der Konsequenz wird auch die Rolle<br />

Otto III. – der in der deutschen Historiographie,<br />

wie immer bedeutend marginalisiert<br />

wird – wesentlich vermindert. Wie<br />

das interessante Buch von Johannes Fried<br />

(in der erweiterten polnischen Fassung aus<br />

dem Jahre 2000) dokumentarisch und ausführlich<br />

belegt, war die von der Kirche, und<br />

insbesondere von Papst Silvester II. entwikkelte<br />

Konzeption des universalen «Orbis<br />

Christianum» mit den Teilreichen der<br />

Romania, Galia, Germania und Slavia (obwohl<br />

umfangreicher als nur Polen verstanden)<br />

der eigentliche Anfang des europäischen<br />

Universalismus. Der frühe Tod des<br />

Papstes und des jungen Kaisers, der doch<br />

nur die Konzeption seines Lehrers und der<br />

Kirche realisierte, machte diesem Universalismus<br />

ein jähes Ende, denn die Ottonen<br />

realisieren die Konzeption eines ethnischen<br />

Universalismus und dehnen zum ersten<br />

Mal in der europäischen Geschichte<br />

nach der Völkerwanderung die Expansion<br />

auf nichtgermanische Gebiete aus.<br />

Eine parallele Lektüre der Texte von<br />

Klaus Zernack, die dem polnischen Leser<br />

zugänglich gemacht wurden, mit entsprechenden<br />

Texten polnischer Historiker<br />

(z. B. von Gerard Labuda), lässt den Eindruck<br />

entstehen, dass diese nur einen Diskurs,<br />

aber im Grunde keine Diskussion,<br />

sowie keinen Dialog prägen, dass diese sich<br />

– um es euphemistisch zu formulieren –<br />

168<br />

nur auf parallelen und sich nicht kreuzenden<br />

Bahnen bewegen. Gerard Labuda, der<br />

sich mit dieser Problematik seit Jahrzehnten<br />

beschäftigt, sprach seiner Zeit vom<br />

«Dialog der Tauben» (Dialog głuchych; in:<br />

Gazeta Wyborcza 2002, 151, S. 16). So lassen<br />

sich auch die Anthologien von Klaus<br />

Zernack (1991) und Gerard Labuda (1996)<br />

lesen. Man gewinnt den Eindruck, dass die<br />

Verständigung über fundamentale Tatsachen<br />

des Kulturprozesses (wie dies J.<br />

Topolski formulierte «dzieje», also dessen<br />

was geschah) so vertrackt und mühevoll ist,<br />

weil einerseits eine Bezugsebene fehlt, andererseits<br />

in die Explannation und Darstellung<br />

der Erkenntnisse der Beziehungsgeschichte<br />

auch ihre Wertung – bewusst<br />

oder unbewusst, sei dahingestellt – einfließt,<br />

denn wir haben es mit Kulturprozessen<br />

zu tun. Im Klartext bedeutet dies,<br />

dass die Verflechtungen der ostmitteleuropäischen<br />

Geschichtsphänomene aus<br />

der deutschen oder österreichischen Perspektive<br />

einen anderen Stellenwert haben<br />

wird, als der polnischen oder tschechischen.<br />

Und es ist nicht nur ein Sprachspiel,<br />

wenn deutsche Forscher von deutsch-polnischen<br />

Beziehungen sprechen (denn es<br />

wird hiermit die in östliche Richtung erfolgende<br />

Verschiebung des deutschen<br />

Sprachraums mitthematisiert), die polnischen<br />

dagegen immer öfter und bewusster<br />

von polnisch-deutschen sprechen sollten<br />

(womit auch der polnische und slawische<br />

Einfluss in westliche Entwicklungsprozesse<br />

mitbedacht wird). Noch komplizierter<br />

wird diese Beziehungsgeschichte, weil diese<br />

noch in polnisch-preußische, polnischösterreichische<br />

und polnisch-sächsische<br />

aufgegliedert werden müssen. Im ersten<br />

Falle wird u. a. die langzeitige Richtung<br />

(west-ost) des Kulturprozesses mitberücksichtigt<br />

werden müssen, im zweiten die Bedeutung,<br />

die diese Beziehungen für die polnische<br />

Kultur haben. In den Veröffentlichungen<br />

von K. Zernack, kommt einerseits<br />

dieser fundamentale Grundsatz – im

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