Artykuły - Zbliżenia Interkulturowe
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Recenzje<br />
Auch blieb die Wahrnehmung Gombrowiczs<br />
durch deutsche Schriftsteller eher<br />
Privatsache. Im Hinblick auf die Übersetzung<br />
von Tiel kritisiert der Autor deren<br />
Orientierung an der Ausgangssprache. Alsdann<br />
berichtet Fieguth über das gemeinsam<br />
mit Fritz Arnold unternommene Projekt,<br />
eine neue Gesamtausgabe Gombrowiczs<br />
beim Hanser-Verlag zu veröffentlichen,<br />
was auch eine Überarbeitung der<br />
Tielschen Übersetzung implizierte. Fieguth<br />
räumt ein, dass dieser ehrgeizige und<br />
aufwändige Versuch nicht nur an widrigen<br />
Umständen scheiterte (Abklingen der erhofften<br />
neuen polnischen Welle im Zusammenhang<br />
mit der Papstwahl, dem Entstehen<br />
der Solidarność und der Verleihung<br />
des Nobelpreises für Literatur an Czesław<br />
Miłosz 1980), sondern ebenfalls am Desinteresse<br />
der deutschen Literaturkritik. Insofern<br />
erwies sich der zweite Versuch, Gombrowicz<br />
eine „deutsche Fresse“ zu verpassen,<br />
in der Tat als Misserfolg.<br />
In dem sich anschließenden Beitrag erklärt<br />
Walter Schmitz, weshalb die Gombrowicz-Aufführungen<br />
Anfang der 1970er<br />
Jahre in der Bundesrepublik als nachgeholten<br />
Moderne eine ausgesprochene Surrogatfunktion<br />
hatten. Dabei weist der Autor<br />
zunächst nach, dass die Dramen Gombrowiczs<br />
für die deutsche Kritik mit einem<br />
klaren poetischen Profil ausgestattet sind.<br />
Typisch sei die Dekontextualisierung, die<br />
von der Aktualisierung bis hin zum feministischen<br />
Diskurs begleitet werde. Hervorgehoben<br />
wird ebenfalls die Sinnlichkeit des<br />
Gombrowiczschen Theaters, etwa in „Operette“.<br />
Leitthema bleibe die Poetisierung<br />
der Rebellion, der Übergang von Utopie in<br />
Terror und der Umschlag von Geschichte<br />
in Utopie. In besonderem Maße gehe es<br />
aber auch um die Demonstration von Modernität,<br />
denn die Modernität des Gombrowiczschen<br />
Theaters wird zum Maßstab<br />
der deutschen Kritik. Unter Berufung auf<br />
Herbert Gamper resümiert Schmitz demzufolge<br />
für das Jahr 1970, dass die Polen<br />
194<br />
(Gombrowicz, Mrożek) eine Moderne vorführten,<br />
die es in Deutschland so nicht gab:<br />
avantgardistisch und politisch engagiert.<br />
Insofern dienten polnische Dramaturgien<br />
als „Ersatz-Moderne“ für die deutsche Bühne<br />
(S.141).<br />
Jürgen Joachimsthaler analysiert das<br />
provozierende Schweigen der Gombrowiczschen<br />
„Yvonne“ und bezeichnet die so<br />
entstehende Leere als Spiegel, der dem bei<br />
der deutschen Erstaufführung mit Unverständnis<br />
reagierenden Publikum (Dortmund<br />
1965) vorgehalten wird. Der Autor<br />
zeichnet die deutsche Rezeptionsgeschichte<br />
des Stücks bis in die 1990er Jahre nach und<br />
erläutert, warum das Drama zu diesem Zeitpunkt<br />
seine Provokationskraft bereits verloren<br />
hatte. So in der Münchener Aufführung<br />
von 1998, in der jegliche Bedeutungssuche<br />
bereits beerdigt worden sei (S. 158).<br />
Mit dem Bühnenbild ausgewählter Aufführungen<br />
der „Trauung“ beschäftigt sich<br />
Daniel Pietrek. Der Autor bespricht die<br />
beiden West-Berliner Aufführungen im<br />
Théâtre Récamier (1965) in der Regie von<br />
Jorge Lavalli und im Schiller-Theater<br />
(1968), wobei er hier besonders auf das von<br />
Schröder und Svoboda entworfene Bühnenbild<br />
abhebt. Schließlich widmet er sich<br />
der Ulmer Aufführung von Friedrich Beyer<br />
(1972). Pietrek kommt zum Ergebnis, dass<br />
das Bühnenbild in der „Trauung“ ganz besonders<br />
wichtig sei, da es den „formalen“<br />
Rahmen für die Wiedergabe des sehr komplexen<br />
Wirklichkeitsbezuges schaffe. Er<br />
betont auch, dass sich aus dem sehr gelungenen<br />
Bühnenbild Schröders und Svobodas<br />
Innovationsimpulse für das damalige<br />
deutsche Theater ergaben (S. 169).<br />
Im dritten Kapitel geht es um die philosophischen<br />
Ansichten Gombrowiczs, die<br />
er in seinem Werk zumeist in codierter literarischer<br />
Form formuliert hat, während<br />
sich in seinem Tagebuch und anderen<br />
Schriften auch diskursive Auseinandersetzungen<br />
mit der klassischen und zeitgenössischen<br />
Philosophie und den Ansichten