Artykuły - Zbliżenia Interkulturowe
Artykuły - Zbliżenia Interkulturowe
Artykuły - Zbliżenia Interkulturowe
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Recenzje<br />
entsprechende Auswertung der politischen<br />
Dokumente der Hohenzollern, insbesondere<br />
ihrer Politischen Testamente, u.s.w. Man<br />
kann die Überzeugung äußern, dass die<br />
Philosophie der Beziehungen, nach einer<br />
eingehenden Berücksichtung der übergangenen<br />
Dokumente und Quellen doch andere<br />
bedeutende Akzente, wenn nicht eine<br />
modifizierte Darstellung erhalten würde!<br />
Es ist leider nicht akzeptabel, wie dies<br />
H. Olszewski (und viele polnische Historiker)<br />
formuliert, das die Grenze zwischen<br />
Preußen und Polen «normal» war. Im Verhältnis<br />
zwischen Polen und dem Ordenstaat,<br />
sowie seinem rechtlichen Nachfolger<br />
Preußen war nichts «normal», mit der Einladung<br />
Konrads von Masovien und der<br />
durch Heinrich von Salza wohl mitgeprägten<br />
(im Klartext wäre zu sagen manipulierten)<br />
Bulle von Rimini beginnend. Es kann<br />
sich ja in historiographischen Forschungen<br />
nicht nur um eine Auflistung und Beschreibung<br />
der Tatsachen handeln, sondern man<br />
sollte versuchen zu erkennen, warum gewisse<br />
Tatsachen von den Akteuren des Kulturprozesses<br />
so und nicht anders geprägt wurden,<br />
oder zumindest so angestrebt wurden.<br />
Das Beispiel Albrecht Hohenzollerns ist<br />
eklatant: Er versucht erst dem Fürstentum<br />
Moskau einen Krieg gegen Polen für den<br />
Preis der Teilung anzubieten. Als dies nicht<br />
– aus welchen Umständen auch immer –<br />
gelingt, huldigt der dem polnischen König<br />
vordergründig, unterhält aber zugleich ein<br />
ganzes Regiment öffentlicher und geheimer<br />
Informanten, um ev. daraus und gegen<br />
Polen Profite für sein Haus und seine<br />
Nachfolger schlagen zu können. Klaus<br />
Zernack unternimmt den wichtigen Versuch,<br />
zwar nicht ein philosophisch, aber<br />
doch ein weitgehend historiographisch<br />
fundiertes Bild der Beziehungen zwischen<br />
Slawen und Germanen, Polen und Deutschen<br />
zu rekonstruieren. Bedeutend erfolgreicher<br />
wären seine wertvollen und weiter-<br />
170<br />
führenden Untersuchungen, wenn der kulturhistorische<br />
Kontext ihre Dominante<br />
und nicht nur eine Marginalie sein würde.<br />
In diesen Bemühungen unterscheidet er sich<br />
von vielen deutschen Historikern, auch von<br />
denen, auf die (z. B. H. Treitschke oder L.<br />
Ranke) er sich in seinen Untersuchungen<br />
bezieht, die man aber doch eher der Geschichte<br />
belassen sollte.<br />
Es ist in Wirklichkeit so, dass sich polnische<br />
und deutsche Kulturhistoriker über<br />
viele Ereignisse des beziehungsgeschichtlichen<br />
Kulturprozesses nicht verständigen<br />
können. Die sich fast auf Buchveröffentlichungen<br />
beschränkenden Ergebnisse,<br />
also im Grunde im kulturhistorischen<br />
Leerlauf verlaufenden Schulbuchkonferenzen,<br />
oder der laufende Diskurs zwischen<br />
polnischen und deutschen Historikern<br />
belegt diesen Zustand. Aber es scheint<br />
aus unterschiedlichen Blickpunkten nützlich<br />
zu sein, dass polnischen Lesern diese<br />
Auswahl zugänglich gemacht wurde: Einerseits<br />
bekommen wir eine Einsicht in<br />
eine revidierende Richtung der deutschen<br />
Historiographie, die von Klaus Zernack<br />
vertreten wird; zum anderen erhalten wir<br />
eine kohärente Vision der Beziehungsforschung,<br />
die selbstverständlich ein Teil<br />
der europäischen Kulturgeschichte ist und<br />
die ohne diesen Teil bedeutend hinkt. Zudem<br />
wird von dem deutschen Historiker<br />
die interessante These vertreten, dass schon<br />
im Mittelalter Nationen diesen Prozess bestimmten,<br />
was auch für zeitgenössische<br />
Studien relevant ist. Es ist außerdem nicht<br />
bedeutungslos, dass sich aus seinen Texten<br />
auch eine Sympathie für die polnische Geschichte<br />
und die polnisch-deutschen Beziehungen<br />
ergibt. Klaus Zernack bringt uns<br />
mit seinen Forschungen einen bedeutenden<br />
Schritt weiter, aber das Forschungsproblem<br />
«polnisch-deutsche Beziehungen»<br />
ist weiterhin ein offenes und dringendendes<br />
Postulat.