Artykuły - Zbliżenia Interkulturowe
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Sylwetki<br />
Unvergessen und gern gelesen bleibt<br />
der „Taugenichts“. Über diese Novelle<br />
schrieb kein Geringerer als Thomas<br />
Mann: „Joseph von Eichendorffs wundersam<br />
hoch und frei und lieblich erträumte<br />
Novelle, die wir alle in unserer<br />
Jugend gelesen haben und von der uns<br />
allen all die Zeit her ein feiner Saitenschlag<br />
und Glockenklang im Herzen<br />
nachgeschwungen hat“. Dies allerdings<br />
im Jahre 1916.<br />
Zum hundertsten Todesjahr des Dichters<br />
(1957) bescheinigte Theodor W.<br />
Adorno Eichendorffs Gedichten Unsterblichkeit.<br />
Er stellte unter anderem<br />
fest: „Manche Verse Eichendorffs (…)<br />
klingen wie Zitate beim ersten Mal, memoriert<br />
nach dem Lesebuch Gottes“.<br />
Eine bemerkenswerte Feststellung für einen<br />
marxistischen Philosophen.<br />
Wolfdietrich Rasch schreibt in seinem<br />
einer Auswahl von Eichendorffs Werken<br />
beigefügten Essay (1988) zutreffend, dass<br />
die schönsten Gedichte und Erzählungen<br />
Joseph von Eichendorffs den Sinn des<br />
schlichten Lesers beglückend anrühren;<br />
aber auch dem Anspruch des Kenners Genüge<br />
tun, sie seien sprachliche Gebilde<br />
von reinstem Klang und zartester Schönheit.<br />
Die große Kunst des großen und<br />
gleichzeitig letzten Romantikers sei einfach<br />
und gleichzeitig kostbar echt.<br />
Und Hermann Hesse, der eigentliche<br />
Sukzessor Eichendorffs in der Moderne,<br />
äußerte sich enthusiastisch: „Was in jenen<br />
ersten Liedern klang, das geht weiter<br />
durch seine ganze Dichtung: eine<br />
halb ritterliche, halb idyllische, genügsame,<br />
aber reine Welt, in der die Melodie<br />
den Gedanken überwiegt und deren<br />
Ethos die Pietät ist. (…) und da er in der<br />
traumhaften Sicherheit seines Kindes-<br />
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herzens gleich in seinen frühen Dichtungen<br />
seinen Ton vollkommen rein getroffen<br />
hatte, kann man von einer literarischen<br />
Entwicklung bei ihm kaum reden.<br />
Dass die Lieder Eichendorffs zum unverlierbaren<br />
Gut deutscher Dichtung gehören,<br />
daran wurde auch früher schon selten<br />
gezweifelt.“ Hesse charakterisierte<br />
den Dichter wie folgt: „Nie hat Eichendorff<br />
eine Mode mitgemacht, nie hatte<br />
er sich zu ihm nicht gemäßen Leistungen<br />
empor zu schrauben versucht, nie<br />
hatte er sich interessant gemacht. Zwischen<br />
dem wildem Geniewesen mancher<br />
seiner romantischen Kameraden steht er<br />
freundlich, still und lächelnd wie ein<br />
Gast vom Lande, etwas verwirrt vom<br />
Getriebe, aber seines eigenen Wesens und<br />
Wertes sicher und seiner angeborenen<br />
Liebe treu, der Liebe zum Frieden, zur<br />
Natur und zu einem Leben, wie er es in<br />
den Heimatjahren auf Schloss Lubowitz<br />
kennen gelernt hatte.“<br />
Theodor Fontane, noch Zeitgenosse<br />
Eichendorffs, brachte seine Verehrung<br />
für den in Berlin kennen gelernten Dichter<br />
mit den Worten zum Ausdruck: „Es<br />
ist doch etwas Famoses um einen alten<br />
Poeten, wenn es ein echter ist!“ Und urteilte<br />
später u.a. über den Taugenichts –<br />
„kein anderes Volk hat solch Buch“.<br />
Dennoch kommt diesem großen Romantiker<br />
in unserer hastigen kommerzialisierten<br />
Welt zu wenig Beachtung zu. Die<br />
akribische und leicht erzählte Biographie<br />
von Günther Schiwy (2000) könnte zu<br />
einer ihm, besonders in seinem 150. Todesjahr<br />
(2007) gebührenden, größeren<br />
Aufmerksamkeit beitragen. Eichendorffs<br />
Lebensweisheit, das Anrührende seiner<br />
tief empfundenen Lyrik und insbesondere<br />
die Erzählung vom „ewigen Sonntag