Artykuły - Zbliżenia Interkulturowe
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Regiony<br />
ten zu haben. Wir stellen die Berechtigung<br />
eines noch stärkeren Einbezugs eines<br />
interkulturellen perspektivischen<br />
Wechsels, und einer damit verbundenen<br />
größeren Berücksichtigung der Alltagskultur<br />
keineswegs in Frage. Unsere Absicht<br />
lag aber stärker in der Vorstellung<br />
dort entstandener künstlerischer Werke,<br />
natürlich auch in ihrer sozialhistorischen<br />
Kommunikabilität, weshalb sich dieser<br />
Reisebegleiter auf der anderen Seite auch<br />
von einem reinen „Kunstführer” absetzt.<br />
Die Berechtigung für ein solches Modell<br />
eines Reisebegleiters neben anderen leiten<br />
wir nicht zuletzt von dem uns von der<br />
Berliner Kulturwissenschaftlerin Hannelore<br />
Scholz übermittelten Begriff des<br />
Kulturdesigns ab, der besagt, dass jeder Reisebegleiter<br />
letztlich auf die je besonderen<br />
und individuellen Bedürfnisse der Reisenden<br />
zuzuschneiden ist.<br />
Dabei war es uns wichtig, nicht zuletzt<br />
durch die Darstellung einiger junger Autorinnen<br />
und Autoren (Maria Nurowska,<br />
Malin Schwerdtfeger), durchaus auch das<br />
Vorwärtsgewandte dieser Region in einem<br />
kommenden Europa zu betonen.<br />
Wenn dabei einige der mit Pommern<br />
stark verbundenen „Heimatschriftsteller”<br />
wie etwa der spätere Hamburger<br />
Ohnsorg-Schauspieler Klaus Granzow etwas<br />
zu kurz gekommen sind, so liegt das<br />
in der oben genannten Vorgabe begründet.<br />
Uns selbst hat nicht zuletzt eine relativ<br />
unvoreingenommene Begeisterung<br />
für diese Gegend an sich geleitet und der<br />
Wunsch, sie der Wahrnehmung vieler<br />
anderer Reisender näher zu bringen. Dass<br />
dies in einem größeren Kontext im Sinne<br />
einer Literarisierung bzw. künstlerischer<br />
Verbildlichung geschehen sollte, die über die<br />
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reine Poetisierung einer Landschaft hinausgeht,<br />
versteht sich von selbst. Hierin unterscheiden<br />
sich viele der von uns gesammelten<br />
Darstellungen auch von einer<br />
„Heimatliteratur“, die rein affirmativ<br />
nur behauptet, dass „es dort, wo wir gerade<br />
zufällig leben immer am schönsten<br />
ist“, um mit Konrad Beikircher zu sprechen.<br />
Wir hoffen mit unserer Darstellung,<br />
der Forderung nach dem Wechsel von<br />
Nähe und Ferne, von identifikatorischen<br />
wie distanzierenden Bemerkungen und<br />
Zeugnissen, gerecht geworden zu sein.<br />
Die politische Ebene lässt sich dabei natürlich<br />
nicht ausklammern, wie allein die<br />
oft zweisprachig gebrauchten Ortsnamen<br />
belegen. Nicht zuletzt könnte man das<br />
von uns kulturell abgesteckte Gebiet historisch<br />
geographisch auch unter dem<br />
Titel Zwischen Golm und Goya zusammenfassen.<br />
Diese beiden Begriffe, als Bezeichnung<br />
für den mythischen Berg und zugleich<br />
einen der größten Kriegsopferfriedhöfe<br />
nach dem verheerenden Bombenangriff<br />
auf Swinemünde am 12. März<br />
1945 und dem Frachter, der am 16. April<br />
1945 mit 7000 Flüchtlingen von der Halbinsel<br />
Hel in Richtung Swinemünde in See<br />
stach und von zwei russischen Torpedos<br />
versenkt wurde, stehen heute neben der<br />
durch Günter Grass’ Werk Im Krebsgang<br />
wieder in Erinnerung gerufenen Wilhem<br />
Gustloff und des Flüchtlings- und Verwundetentransporters<br />
Steuben, dessen<br />
Wrack erst im August 2003 auf dem<br />
Grund der Ostsee auf der Höhe von<br />
Stolpmünde gefunden wurde, symbolisch<br />
für zwei der größten Katastrophen<br />
des Zweiten Weltkriegs in dieser Gegend.<br />
Trotzdem bzw. gerade deswegen haben<br />
wir uns ganz bewusst gegen eine ver-