Artykuły - Zbliżenia Interkulturowe
Artykuły - Zbliżenia Interkulturowe
Artykuły - Zbliżenia Interkulturowe
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Rozważania literackie<br />
Und das „Licht“ von einst wird nun<br />
zum „Zeugen“, der erkennen muss:<br />
64<br />
Wohin du stürzt, o Seele,<br />
Nicht weiß es die Nacht. Denn da ist<br />
nichts<br />
als vieler Wesen stumme Angst.<br />
Der Zeuge tritt hervor. Es ist das Licht.<br />
Dass es sich bei Brechts Gedicht „An<br />
Eluard“ nicht um einen Epitaph handeln<br />
kann, geht schon aus dem Datum seiner<br />
Entstehung hervor: August 1956, also wenige<br />
Tage vor Brechts eigenem Tod geschrieben.<br />
In der Werkausgabe (Gedichte<br />
5) folgt es, ohne die Nummerierung der<br />
vorher stehenden Textteile von „Poem für<br />
Erwachsene“ fortzusetzen, als selbständiges<br />
Gedicht mit eigener Überschrift: „An<br />
Paul Eluard“. Die Überschrift weist es als<br />
Anrede an einen noch lebenden Schriftsteller<br />
aus, mittels derer ein in Polen lebender<br />
Autor einen Weltenvergleich anstellt und<br />
sich mit Paul Eluard eine paradiesische<br />
Zukunft erhofft und erträumt, für die der<br />
französische Dichter als Gewährsmann<br />
und Freund apostrophiert wird:<br />
Freund der Kinder, der Früchte<br />
des sanften Klimas<br />
Da ist ein Land, das das Innere<br />
der Früchte verändert<br />
Da ist ein Land, das den Menschen<br />
Ein Land, das das Klima verändert.<br />
Freund der Heiterkeit, es breite sich der<br />
Garten aus<br />
Wo Wohlstand auf Erden, wo Brot<br />
umsonst ist<br />
Was einst Europas Sorge und Asiens<br />
Traum war<br />
Wird nun bestimmt von Plan und<br />
Bewußtsein<br />
Was einst der Mensch dem Gott gab<br />
Wird jetzt zur Menschenmacht.<br />
Diese Strophen könnten ebenso in Johannes<br />
R. Bechers letztem Gedichtband<br />
„Schritt der Jahrhundertmitte“ stehen,<br />
denn auch Brecht huldigt hier einem<br />
Zukunftsglauben, der von einem für ihn<br />
untypischen platten Optimus sowjetischer<br />
Prägung gespeist wird, wie er auch<br />
in den „Buckower Elegien“, „Bei der Lektüre<br />
eines sowjetischen Buches“ anklingt:<br />
Die Wolga, lese ich, zu bezwingen<br />
Wird keine leichte Aufgabe sein.<br />
(…)<br />
aber, lese ich, die Sowjetmenschen<br />
Die sie lieben, die sie besingen, haben sie<br />
Neuerdings studiert und werden sie<br />
Noch vor dem Jahre 1958<br />
Bezwingen.<br />
Solcher Überschwang findet in den<br />
ersten Strophen seine Legitimation beim<br />
Verfasser der „Politischen Gedichte“, der<br />
darin „Freund im Hoffen“, „Freund im<br />
Schwärmen“ genannt wird und in seinem<br />
polnischen Bewunderer Ważyk ein Pendant<br />
hat, dessen Strophe Brecht mit folgenden<br />
Worten überträgt:<br />
Die Stunde des schmerzlichen und<br />
freudigen Vergleichs<br />
Genosse Eluard, Freund im Schwärmen<br />
In meinen Worten glänzt Kohle und<br />
Metall aus Schlesien<br />
Die Bergleute übertreffen den Plan<br />
Schon bereitet meine Partei den Plan<br />
für morgen.<br />
Keine Frage: in diesem Text schäumt<br />
Aufbaupathos auf, das in den von Brecht<br />
übertragenen Gedichtteil aus Ważyks<br />
Poem und mehr noch in den „Buckower<br />
Elegien“ gesellschaftskritischer Beobachtung<br />
gewichen ist und eine Stufe der Ernüchterung<br />
erreichte, die nach dem ungarischen<br />
Herbst von 1956 mehr und