Artykuły - Zbliżenia Interkulturowe
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„Kultura“ über lange Jahre fruchtbar kooperierte.<br />
Durchgängig wandte er sich gegen<br />
den „martyrologischen Duktus“ der<br />
polnischen (Exil)literatur sowie gegen die<br />
Zwänge eines das Individuum erstickenden<br />
Nationalismus und propagierte folgerichtig<br />
die „Befreiung des Menschen vom Polen“.<br />
Gleichzeitig blieb er als Exilautor der<br />
polnischen Sprache treu und erwog keinen<br />
Sprachwechsel. Auch stellte er mit seinen<br />
Werken unter Beweis, dass das Exil nicht<br />
unbedingt zu einer sprachlichen Verarmung<br />
der eigenen Texte führen muss, da es<br />
auch im Exil die Möglichkeit einer Spracherneuerung<br />
gebe. Insofern ist Trepte beizupflichten,<br />
wenn er resümierend betont, dass<br />
Witold Gombrowicz zu jenen Autoren gehörte,<br />
die unter den Bedingungen des Exils<br />
zu einem Schriftsteller von Weltrang wurden<br />
(S.66).<br />
Einem ähnlichen Thema widmet sich<br />
Dietrich Scholze, in dem er sich in seinem<br />
Beitrag mit dem Verhältnis Gombrowiczs<br />
zu Polen und zum Polentum beschäftigt,<br />
wobei ihm das „Tagebuch“ und der Roman<br />
„Trans-Atlantyk“ als Quellen dienen. Im<br />
„Tagebuch“ bemühte sich Gombrowicz<br />
bereits seit den 1950er Jahren, die feststehenden<br />
nationalpolnischen Klischees und<br />
Stereotypen in Frage zu stellen und geriet<br />
damit immer wieder sowohl mit Repräsentanten<br />
der Volksrepublik Polen als auch<br />
mit Vertretern des polnischen Exils in London<br />
in Konflikt. Die Emigration bezeichnete<br />
er nach zwanzig Jahren Auslandsaufenthalt<br />
als großen „Blindgänger“, da sie die<br />
Chancen, die ihr der Westen geistig bot,<br />
nicht zu nutzten wusste. Den Intellektuellen<br />
in der Volksrepublik Polen gestand er<br />
immerhin zu, dass sie trotz oder gerade<br />
wegen der widrigen Umstände einen Reifeprozess<br />
durchmachten, der sie abgehärtet<br />
habe (S.75). Noch wesentlich radikaler karikierte<br />
Gombrowicz in „Trans-Atlantyk“<br />
polnische Traditionen und polnisches<br />
Selbstverständnis, indem er sich in einer<br />
der Barockdichtung entlehnten Sprache<br />
Recenzje<br />
ironischer, satirischer und grotesker Stilmittel<br />
bediente. Ehrgeiziges Ziel war auch<br />
hier die Befreiung vom „polnischen Komplex“,<br />
von der „polnischen Form“.<br />
Im zweiten Kapitel des Sammelbandes<br />
setzen sich die Autoren mit der Rezeption<br />
des Gombrowiczschen Werks in Deutschland<br />
auseinander, wobei die Dramen einen<br />
Schwerpunkt bilden. Zunächst schildert<br />
Heinrich Kunstmann am Beispiel der Anfänge<br />
der deutschen Rezeption die Rückkehr<br />
Gombrowiczs nach Europa. Dabei<br />
hebt der Autor die großen Verdienste des<br />
Neske-Verlags und des Übersetzers Walter<br />
Tiel alias Rudolf Richter für die Popularisierung<br />
des polnischen Exilschriftstellers<br />
hervor. Auf Grundlage der ausgewerteten<br />
Korrespondenzen der involvierten Personen<br />
beleuchtet Kunstmann die Motive für<br />
die Edition der Werke Gombrowiczs und<br />
für die Entscheidung, Rudolf Richter als<br />
Übersetzer auszuwählen. Auch beschreibt<br />
er in diesem Zusammenhang die wichtige<br />
Rolle von Alicja de Barca (Litka), die<br />
Gombrowicz zeitlebens unterstützte und<br />
den ersten Anstoß zur deutschen Übersetzung<br />
von „Ferdydurke“ gab. Sehr aufschlussreich<br />
sind auch die von Kunstmann<br />
rekonstruierten Verhandlungen zwischen<br />
den Verlegern Neske und Piper, in denen<br />
es um eine Übernahme der Herausgabe weiterer<br />
Werke Gombrowiczs ging.<br />
In seinem Aufsatz „Gombrowicz mit<br />
deutscher Fresse. Zweiter Versuch“ hebt<br />
Rolf Fieguth, der maßgeblich an der zweiten<br />
Herausgabe der Werke Gombrowiczs<br />
beim Hanser-Verlag beteiligt war, hervor,<br />
dass die im Neske-Verlag erfolgte erste Herausgabe<br />
des Gombrowiczschen Oeuvres<br />
den Vorteil hatte, auf einer ganzen „Welle“<br />
polnischer Literatur, die zuvor ins Deutsche<br />
übersetzt worden war, getragen zu werden.<br />
Nach 1968 fanden die Schlagworte<br />
Gombrowiczs dagegen keinen Eingang<br />
mehr in linken Theoriediskurs der deutschsprachigen<br />
tonangebenden Intelligenz<br />
(S.120).<br />
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