Artykuły - Zbliżenia Interkulturowe
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Sylwetki<br />
Eichendorffs unvergessene Landschaft<br />
seiner Kindheit, das vorindustrielle<br />
Oberschlesien war kulturell ein<br />
besonderes Land, in dem ein Netz größerer<br />
und kleinerer Schlösser und Gutshäuser<br />
zusammen mit den Städten Kristallisationspunkte<br />
eines regen deutschen<br />
Kulturlebens bildeten. Die mehrheitlich<br />
slawische Bevölkerung wurde in kulturelle<br />
Aktivitäten, insbesondere ins häufige<br />
Musizieren mit einbezogen. Gleichzeitig<br />
aber wies diese scheinbare Idylle immer<br />
größere Risse auf. Die herkömmlichen<br />
Strukturen mit ihren bäuerlichen Abhängigkeiten<br />
gerieten nicht nur durch die<br />
Parolen der französischen Revolution<br />
sondern auch durch die sich anbahnende<br />
Industrialisierung ins Wanken.<br />
In der Novelle „Schloss Dürande“<br />
(1836) setzte Eichendorff der Revolution<br />
und den mit ihr verbundenen Gefahren<br />
ein wichtiges Mahnmal. Er zeichnete eine<br />
durch Standesvorurteile tragisch gescheiterte<br />
Liebe. Der zutiefst gläubige Dichter<br />
hielt das Verhängnisvolle der revolutionären<br />
Neuerungen vermeidbar durch<br />
guten Willen und überwindbar durch<br />
Liebe.<br />
Die Französische Revolution hatte<br />
Unruhe in das Gefüge Europas gebracht,<br />
insbesondere die darauf folgenden Napoleonischen<br />
Kriege stürzten den Kontinent<br />
ins Chaos. Die alte Kastengesellschaft<br />
wurde gewaltsam aufgehoben und<br />
der Eroberungsdrang Napoleons führte<br />
zum Krieg. Napoleon wurde von vielen<br />
zunächst als Erneuerer der verkrusteten<br />
Gesellschaft begrüßt. Bald darauf aber<br />
weckte die französische Okkupation Widerstand<br />
und das nationale Bewusstsein<br />
der unterworfenen Völker. Insbesondere<br />
die Deutschen fanden sich im Anbe-<br />
84<br />
tracht der Fremdherrschaft zusammen.<br />
Die nationale Bedrohung hob die Zersplitterung<br />
des von Napoleon zerschlagenen<br />
Reiches auf. Eine patriotische Stimmung<br />
einte Preußen und trug zum Sieg<br />
über Napoleon bei. Eine durchgreifende<br />
politische Neuordnung Europas war die<br />
Folge. Ein geeintes und patriotisch eingestimmtes<br />
Deutschland trat auf den<br />
Plan, das in der folgenden Zeit einen bedrohlichen<br />
Nationalismus entwickelte.<br />
Die Polen aber, die sich die Restitution<br />
der Staatlichkeit erhofft hatten, wurden<br />
von Napoleon enttäuscht, die Teilung<br />
Polens blieb erhalten, aber auch im geteilten<br />
Polen machte sich zunehmend die erstarkende<br />
nationale Bewegung bemerkbar.<br />
Zu den frühen glücklichen Lebensgegebenheiten<br />
des großen romantischen<br />
Dichters gehörte die enge Verbundenheit<br />
mit seinem nur eineinhalb Jahre älteren<br />
Bruder Wilhelm, mit dem er nicht nur<br />
die Erlebnisse der Kindheit teilte, sondern<br />
auch die prägenden Lehr- und Wanderjahre:<br />
die Studienzeit in Breslau, danach<br />
in Halle, in Heidelberg und in<br />
Wien. Dazu zahlreiche Reisen zwischen<br />
Breslau, Berlin und Wien, sowie eine Studienreise<br />
nach Paris, die ein begüterter<br />
Onkel finanzierte. Eine Italienreise blieb<br />
Wunschtraum.<br />
Die Brüder führten zunächst ein Leben,<br />
wie es in ihrer Gesellschaftsschicht<br />
zur damaligen Zeit üblich war. Das Leben<br />
auf dem Lubowitzer Schloss war von unbekümmerter<br />
Heiterkeit geprägt. Gesellschaftliche<br />
Belustigungen wie Jagden und<br />
andere Festivitäten, Theaterbesuche in<br />
Ratibor waren an der Tagesordnung.<br />
Nach den Studien und dem Erkunden<br />
der Welt gewidmeten Jugendzeit sollte