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Artykuły - Zbliżenia Interkulturowe

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Komunikacja interkulturowa<br />

bung der Schwerkraft der Erde ist demgegenüber<br />

vielleicht das leichtere Kunststück.<br />

Ich kann mir gerade noch vorstellen,<br />

dass man einzelne Literaturlehrer<br />

dazu bringen kann, sich mit der Literatur<br />

von Minderheiten, Immigranten und<br />

Gastarbeitern zu beschäftigen und diese<br />

auch im Literaturunterricht zu vermitteln,<br />

aber die Literaturwissenschaft, das<br />

ist doch jenes kollektive Unternehmen,<br />

welches den Zweck hat, manches als groß<br />

herauszustellen und es eben deswegen<br />

breit darzustellen und sich daran zu erinnern.<br />

Das ist sozusagen die Dynamik<br />

der wissenschaftlichen Arbeitsweise:<br />

Selbst wenn ein unbekannter oder vergessener<br />

Autor wiederentdeckt wird, so nicht<br />

deswegen, weil er unbekannt oder „klein“<br />

ist, sondern weil er so gut geschrieben hat,<br />

dass er, jedenfalls nach der Meinung seiner<br />

Wiederentdecker, ebenfalls das Recht<br />

haben sollte, oben auf dem Sockel neben<br />

den großen Literaten zu stehen.<br />

Nun haben wir ohnehin schon durch<br />

die Aufteilung der Welt in viele Nationen<br />

das Kunststück zuwege gebracht, dass es<br />

viele verschiedene Systeme von großen<br />

Literaten geben kann, nämlich für jedes<br />

Land eines, was die Anzahl der großen<br />

und damit der wahrgenommenen Autoren<br />

beträchtlich vergrößert hat. Demgegenüber<br />

nun auch noch die kleinen Literaturen<br />

und die kleinen Literaten wahrnehmen<br />

zu sollen, wird die Zahl der Namen,<br />

die man kennen sollte, explodieren<br />

lassen und niemand wird mehr die Übersicht<br />

behalten können.<br />

Das Hauptargument gegen eine solche<br />

Aufwertung der „kleinen Literaturen“,<br />

wie sie Werner Wintersteiner vorschlägt,<br />

scheint mir aber das zu sein, dass<br />

das diametral gegen die soziale Funk-<br />

132<br />

tionslogik des gesamten Literaturbetriebs<br />

und Literaturwissenschaftsbetriebs geht.<br />

In diesem „Betrieb“ werden Autoren deshalb<br />

untersucht, weil man sie für „groß“<br />

oder „bedeutend“ hält, und auch der<br />

nächsten Generation werden gelehrt mit<br />

der Rechtfertigung, dass sie wirklich „große“<br />

Dichter seien. Und wie soll das in<br />

Zukunft funktionieren?<br />

3. Die derzeitige Situation: Erhaltung<br />

der Interkulturellen Kommunikation<br />

innerhalb des nationalen Paradigmas<br />

Werner Wintersteiner kann allerdings für<br />

sein Konzept einer neuen interkulturellen<br />

Literaturdidaktik einen guten Grund,<br />

einen guten Rechtfertigungsgrund vorweisen,<br />

den ich insbesondere auf dem<br />

Gebiet der interkulturellen Kommunikation<br />

auch sehe. Dieser Grund kommt an<br />

ganz wenigen Stellen in der Poetik der Verschiedenheit<br />

explizit vor, an einer davon liest<br />

es sich so:<br />

Die Tatsache, dass heute internationale<br />

Erziehung, Europa-Erziehung, interkulturelles<br />

Lernen, globales Lernen usw.<br />

propagiert (und bis zu einem geringen<br />

Grade auch wissenschaftlich betrieben)<br />

werden, reicht keineswegs aus. Sie sind<br />

eher ein Symptom dafür, dass im Zentrum<br />

für Pädagogik und Fachdidaktik<br />

das nationale Paradigma noch nicht<br />

überwunden ist.<br />

(Poetik der Verschiedenheit S. 285)<br />

Hier handelt es sich um ein äußerst<br />

ernstes Problem: Die Mode der interkulturellen<br />

Kommunikation, die wir<br />

jetzt haben und die sich in einer Masse<br />

an Büchern und Angeboten für interkulturelle<br />

Trainings äußert, scheint mir<br />

eigentlich eher nicht so sehr darauf hin-

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