Artykuły - Zbliżenia Interkulturowe
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das Gesamtwerk Gombrowiczs durchziehende<br />
Vorstellung, dass die Teilnahme an<br />
der Jugend an der Begegnung mit der Frau<br />
scheitere, weil sie das Ich in die Konvention<br />
des Mannes zwinge (S. 317).<br />
Mit Ślub (Die Trauung) als Bewusstseinsund<br />
erkenntnistheoretischem Drama setzt<br />
sich Maria Maskała auseinander. Nach eingehender<br />
Analyse hebt sie hervor, dass man<br />
in dem Drama einige Anleihen aus dem<br />
deutschen Idealismus ausmachen könne.<br />
Hierzu gehöre unter anderem die Spaltung<br />
des Ichs in Subjekt und Objekt. Allerdings<br />
erweise sich Gombrowicz als Meister der<br />
Vieldeutigkeit und des Versteckens, die<br />
Kategorie der Offenheit und Unabgeschlossenheit<br />
bleibt also auch in seinen<br />
Dramen eine dominierende Konstante.<br />
Der Autor von Ślub – so Maskała - habe bereits<br />
1946 Positionen vorweggenommen,<br />
die heute der Kommunikationsforscher<br />
Watzlawick vertritt und in denen Normalität<br />
als „halluzinatorische Konstruktion“<br />
bezeichnet werde. Mit Zdzisław Łapiński<br />
kommt die Autorin schließlich zum Ergebnis,<br />
dass das Drama „Die Trauung“, bei der<br />
sich die gesamte Wirklichkeit auf den<br />
Intentionalakt eines sich auf der Bühne<br />
herauskristallisierenden Subjekts stützt, die<br />
Grundlagen der Ontologie in Frage stelle,<br />
die seit Jahrhunderten für das Drama galten<br />
(S. 346).<br />
Brigitte Schulze beschäftigt sich im abschließenden<br />
Beitrag mit der Transformation<br />
des Stoffs des Bauernfürsten bei<br />
Gombrowicz. Dementsprechend steht das<br />
Drama „Iwona“ im Mittelpunkt ihrer Analyse,<br />
wobei sie intensiv auf die diesem Stoff<br />
eigene binäre Ordnung (Oben/Unten; Leben/Traum)<br />
eingeht. Die Autorin stellt<br />
eine Reihe von Bezügen zur internationa-<br />
Recenzje<br />
len und polnischen Literatur her (Cervantes,<br />
Don Quixote; Bohomolec) und analysiert<br />
eine Gruppe von Signalsetzungen, aus<br />
der sich die Fortschreibung des Stoffes ableiten<br />
lässt. Außergewöhnlich – so Schulze<br />
- sei allerdings, dass Gombrowicz die<br />
Hauptfigur des Bauernfürsten mit einer<br />
weiblichen Figur besetzt habe, was als Hinweis<br />
darauf gedeutet werden könne, dass<br />
der Stoff „zu Ende gebracht“ werden soll.<br />
Unabhängig davon stehe der für den Stoff<br />
des Bauernfürsten obligate Rollentausch in<br />
engem Bezug zu Gombrowiczs anthropologischer<br />
Grundannahme von der fundamentalen<br />
Rollenhaftigkeit menschlicher<br />
Existenz. Insgesamt kommt Schulze allerdings<br />
am Ende ihrer akribischen Analyse<br />
zum Ergebnis, dass die Forschung hinsichtlich<br />
der Konkurrenz unterschiedlicher<br />
Textfolien bei Gombrowicz noch nicht genug<br />
wisse (S. 366).<br />
Im abschließenden 5. Kapitel stellt<br />
Marek Zybura auf fast fünfzig Seiten Materialien<br />
zur deutschsprachigen Gombrowicz-Bibliographie<br />
vor. Diese sorgfältig<br />
zusammengestellte Bibliographie, die bis in<br />
die Gegenwart reicht, darf wohl durchaus<br />
den Anspruch erheben, weitgehend vollständig<br />
zu sein.<br />
Nach intensiver Lektüre und Reflexion<br />
kann man die beiden Herausgeber zu diesem<br />
sorgfältig edierten und im Hinblick<br />
auf die Auswahl der Autoren und Inhalte<br />
gut abgestimmten Sammelband nur ausdrücklich<br />
beglückwünschen. Sicherlich<br />
handelt es sich bei diesen deutsch-polnischen<br />
Versuchen einer kulturellen Verortung<br />
um einen deutschsprachigen Meilenstein<br />
in der internationalen Gombrowicz-<br />
Forschung.<br />
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