Armen Oganessjan - Internationales Leben
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Sergej Lawrow<br />
Westens. Wir sind überzeugt, dass man gezwungen sein wird, sich von derartigen<br />
Herangehensweisen zu erlösen. Und je länger eine solche Erlösung auf sich warten<br />
lässt, umso schmerzlicher die Anpassung an die neue Realität sein wird.<br />
Gleichzeitig haben wir es natürlich auch mit den Folgen einer Globalisierung<br />
zu tun, die die harten zwischennationalen Sperrwände zerstört und die Bedeutung<br />
der ethnisch-konfessionellen Identität zugespitzt hat. Das beobachten wir sowohl<br />
innerhalb von Staaten, darunter auch in Russland, als auch in der internationalen<br />
Arena. Das unterstreicht wieder einmal die Aktualität der Festigung eines<br />
zwischenkonfessionellen Dialogs, eines Dialogs zwischen den Zivilisationen<br />
und versetzt diese Aufgabe in die Kategorie von Fragen der Gewährleistung der<br />
Sicherheit in ihrem nationalen und globalen Massstab.<br />
Für Russland ist die wichtigste Aufgabe in dieser Situation, zu vermeiden,<br />
dass wir während der „Klärung der Beziehungen“ zwischen dem Westen und<br />
der islamischen Welt einer der Parteien zugeschlagen wären. Verpflichtet sind<br />
wir, unsere ausgleichende, aussöhnende Rolle zu behalten, der die reichhaltigen<br />
Erfahrungen unserer eigenen jahrhundertelangen Koexistenz und Zusammenarbeit<br />
in einem Staat zugrundeliegen, wo mehr als 150 Völker und Nationalitäten sowie<br />
mehr als ein halbes Hundert von Konfessionen zusammengefasst sind. Vor allem<br />
natürlich die Erfahrungen unserer wichtigsten Konfessionen und — in erster<br />
Linie — der Russisch-Orthodoxen Kirche (als einer Kirche, die immer schon<br />
bestrebt war, andere religiöse Strömungen zu vereinigen).<br />
Im Europa-Rat wurde im Jahre 2008 — auf unsere Anregung — das „Weisse<br />
Buch für internationalen Dialog“ angenommen. Auf Grund dieses Buches<br />
schlugen wir vor, im Europa-Rat eine Serie von Diskussionen darüber einzuleiten,<br />
was die europäische Identität ist, wie die fundamentalen Werte einer modernen<br />
europäischen Gesellschaft aussehen. Und wir wären daran interessiert, dass an<br />
solchen Diskussionen Philosophen, Politiker, Wissenschaftler und Vertreter des<br />
religiösen <strong>Leben</strong>s teilnehmen. Ein solcher Dialog ist herangereift, darunter auch<br />
im Lichte der berühmt-berüchtigten Entscheidung des Europäischen Gerichts für<br />
Menschenrechte anlässlich des Falls „Lautsi gegen Italien“, die Entscheidung,<br />
die den zwischenkonfessionellen Frieden und das Einvernehmen in Europa nicht<br />
fördert, weil derjenige, der seine religiös-sittlichen Wurzeln vergisst, kaum<br />
imstande sein wird, Glaubensbekenntnisse anderer Zivilisationen achtungsvoll zu<br />
behandeln.<br />
Wir fördern den zwischenkonfessionellen Dialog. Auf Initiative Russlands<br />
wurden die Gruppe der strategischen Sicht „Russland — die islamische Welt“<br />
sowie das Gesellschaftliche Weltforum „Dialog der Zivilisationen“ gebildet. Wir<br />
schätzen die aktive Zusammenarbeit mit der Russisch-Orthodoxen Kirche im<br />
Rahmen dieser Initiative.<br />
<strong>Internationales</strong> <strong>Leben</strong>