Armen Oganessjan - Internationales Leben
Armen Oganessjan - Internationales Leben
Armen Oganessjan - Internationales Leben
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
82<br />
Sergej Nikolajew<br />
eigenen Problemen in Anspruch genommene Russland seine Positionen in der<br />
Zentralasiatischen Region unentwegt verlieren werde. Doch haben sich diese<br />
Erwartungen als etwas übertrieben erwiesen.<br />
Seit ungefähr 1995 wurde die Linie der USA in Bezug auf Zentralasien<br />
nach und nach geändert. Das geschah unter der Einwirkung einer ganzen Reihe<br />
diverser Umstände. Die West-Lastigkeit der russischen Außenpolitik glich<br />
sich allmählich aus. Am 14. September 1995 bestätigte Präsident Jelzin durch<br />
seinen Erlass den Strategischen Kurs Russlands gegenüber den Mitgliedern der<br />
Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS). In Übereinstimmung damit wurde<br />
„die Festigung Russlands als führende Kraft bei der Formierung eines neuen<br />
Systems der zwischenstaatlichen, politischen und wirtschaftlichen Beziehungen<br />
im postsowjetischen Raum“ zur Hauptaufgabe der russischen Politik in der GUS<br />
erklärt. 11 Das Weiße Haus sah hierin eine Äußerung der „neoimperialen Ambitionen“.<br />
Im Ergebnis entstand mit dem Beginn der zweiten Amtszeit von Präsident Clinton<br />
„zwischen Washington und Moskau ein neuer Spannungsbereich: in den ehemaligen<br />
Sowjetrepubliken“. 12 Seit diesem Moment kann vom Übergang der US-Administration<br />
zur Rivalität mit Russland um den Einfluss in Zentralasien gesprochen werden.<br />
In derselben Periode aktivierete sich die US-Diplomatie in der Energetik. Im<br />
Mittelpunkt der Aufmerksamkeit stand nun der Kaspi-Raum. Bei den Ansprüchen<br />
darauf, die „einzige Supermacht“ zu sein, konnte Washington die kolossalen<br />
Öl- und Gasressourcen des Raums einfach nicht ohne die eigene „Aufsicht“<br />
lassen. 13 Inzwischen arbeitete die amerikanische Korporation Chevron schon am<br />
Ölvorkommen von Tengiz im kasachstanischen Teil des Kaspisees. Im April 1993<br />
unterzeichnete sie mit der Regierung von Kasachstan die Gründungsdokumente über<br />
die Schaffung des Gemeinschaftsunternehmens „Tengizchevroil“, was bedeutete,<br />
dass das amerikanische Kapital in den postsowjetischen Raum vorstieß. 14 Dann<br />
gingen auch andere amerikanische energetische Mega-Unternehmen — Mobil,<br />
Exxon, Amoco — daran, den kasachstanischen Markt zu erschließen. Durch die<br />
Entwicklung der bilateralen Zusammenarbeit in der Ölindustrie eroberten die USA<br />
die führenden Positionen in Bezug auf den Investitionsumfang in Kasachstan. 15<br />
Die von westlichen Experten durchgeführten zusätzlichen Forschungen ergaben,<br />
dass der Kaspi-Boden tatsächlich große Öl- und Gasvorräte in sich birgt. Über diese<br />
Schätzungen berichtete das Außenministerium 1997 dem US-Kongress. Nun sahen<br />
die Amerikaner in den kaspischen Kohlewasserstoffen einen ernsten Faktor, der unter<br />
anderem auch ihre Abhängigkeit vom Import dieser Rohstoffe aus den Golfländern<br />
vermindern könnte. Damals wurde der Kaspi-Raum in die Sphäre der strategischen<br />
US-Interessen einbezogen. Übrigens zählten die Amerikaner zu besagter Region alle<br />
zentralasiatischen Republiken und nicht nur die unmittelbar am Kaspi gelegenen<br />
Staaten Kasachstan und Turkmenistan. Auf diplomatischem Wege unterstützte<br />
<strong>Internationales</strong> <strong>Leben</strong>