Armen Oganessjan - Internationales Leben
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<strong>Internationales</strong> <strong>Leben</strong><br />
K. Siwkow: Ja, das ist heute eine Schlüsselfrage. Doch was ist unter der<br />
„Dominanz im Informationsraum“ zu verstehen? Dominanz auf welcher Ebene?<br />
Wenn die Dominanz, sagen wir, auf strategischer Ebene besteht, heißt das noch<br />
nicht, dass es sie auf der taktischen gibt. Weil die Parameter auf taktischer Ebene<br />
völlig anders sind. Und wir können uns die Dominanz auf taktischer Ebene sichern<br />
und dabei sie auf strategischer Ebene abtreten. Es steht nicht fest, dass wir dabei<br />
verlieren: Alles hängt vom Charakter der Kriege ab, die wir führen.<br />
Nikolai Dimlewitsch, Berater für Medienprojekte des Regionalen<br />
wissenschaftlichen Studienzentrums „Besopasnost“ (Sicherheit) der Moskauer<br />
Staatlichen Technologischen „N. E. Baumann“-Universität: Die USA haben<br />
den Kyberraum für eine Kampfhandlungszone erklärt, neben denen in der Luft,<br />
zu Wasser und zu Lande. Um sich ganz darüber klar zu werden, welche Angriffs-<br />
oder Verteidigungnsoperationen Russland im Kyberraum führen kann, sind die<br />
rechtliche Absicherung und ein koordinierendes und lenkendes Organ nötig,<br />
beide fehlen jedoch gegenwärtig in der Russischen Föderation. So haben die USA<br />
beispielsweise das Ministerium für Kybersicherheit. Ähnliche Organe bestehen seit<br />
langem in Frankreich, Deutschland und China. Deshalb würde ich dem Verzeichnis<br />
der vorrangigen Forderungen an die militärischen Konzepte das hinzufügen, was die<br />
Amerikaner „Ununterbrochenheit der Durchführung von Informationsoperationen“<br />
nennen. Seit 2000 betraf das Afghanistan, Irak, Groß-Nahosten. Jetzt sehen wir, wie<br />
sich nach dem Szenarium die Situation in Syrien und anderen Staaten Nordafrikas<br />
entwickelt. Denken wir an die Kyberattacke gegen Bushehr (in Iran). Dann führten<br />
die Amerikaner, die Franzosen und besonders die Deutschen eine glänzende<br />
Kampfoperation zur Nutzung des Kyberraums während der Wahlen des iranischen<br />
Präsidenten durch. Nach Meinung der Amerikaner zeitige die Ununterbrochenheit in<br />
den Informationskriegen ein konkretes Endergebnis.<br />
G. Tischtschenko: Eine kurze Bemerkung dazu, wie geschaffen die Streitkräfte<br />
und die Kriegskonzepte in absehbarer Zukunft sein werden. Im Moment erlebt die<br />
Kriegswissenschaft nicht nur bei uns, sondern auch in der Welt eine bestimmte<br />
Krise. Wenn wir auf die vergangenen Jahre zurückblicken, so wurde damals viel<br />
von der so genannten neuen Revolution im Militärwesen geredet. Doch zu einer<br />
Revolution im Militärwesen ist es nicht gekommen. Was ist eine Revolution im<br />
Militärwesen? Das ist vor allem eine Revolution in den Organisationsformen der<br />
Kriegführung. Wenn wir uns die neztwerkzentrischen Kriege und die Luft- und<br />
Weltraumoperationen ansehen, ist das kein Novum, im Prinzip sind es die alten<br />
Konzepte, auf dem damaligen technischen Stand realisiert. Es wurde einfach eine<br />
neue Etikette an die militärischen Operationen angeklebt, die auch früher bekannt<br />
waren, sich jedoch erweitert, neue Möglichkeiten erhalten haben, und nun werden<br />
sie netzwerkzentrische Kriege genannt.<br />
<strong>Internationales</strong> <strong>Leben</strong>