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Armen Oganessjan - Internationales Leben

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Digest, 2011<br />

Die ersten Revolutionen des 21.Jahrhunderts<br />

129<br />

des Sturzes der politischen Sphinxe wurde zur mächtigen Kraft, unter deren Banner<br />

sich die mitunter überaus heterogene Masse der Protestierenden vereinigte, was in<br />

der ersten Etappe der Revolte einen bestimmten Sinn verleihen konnte.<br />

Es ist trotzdem nicht bekannt, auf welchem Wege die Entwicklung der<br />

Ereignisse in der zweiten Etappe der Revolution vor sich gehen wird, da die<br />

Aufgabe der Sturzes des ehemaligen Führers-Idols schon gelöst ist. Welche Ziele<br />

werden die Aufständischen verfolgen, vorausgesetzt, das sie diese überhaupt haben,<br />

verstehen sie die tiefgreifenden Ursachen ihrer Schwierigkeiten und Entbehrungen<br />

oder nehmen sie eine falsche Zielscheibe, inwieweit sind sie selbständig in ihren<br />

Handlungen oder sie erwartet die Perspektive, die Wechselmünze in den Händen<br />

der professionellen Puppenspieler zu werden — das sind die Fragen, die immer<br />

mehr in den Vordergrund rücken.<br />

Wir gehen hiermit an die wichtigste spezifische Besonderheit jetziger<br />

Revolutionen in der arabischen Welt, an ihre Unterschiedlichkeit von den meisten<br />

Revolutionen des 20. Jahrhunderts, darunter auch von denen, die 1950-1970 in<br />

derselben Region ausbrachen.<br />

Der gegenwärtige politische Sturm ist viel spontaner und weniger lenkbar als<br />

ähnliche Ereignisse in der absehbaren Vergangenheit. Jetzige Revolutionen haben<br />

keinen sichtbaren Vortrupp, keine Avantgarde in der Form einer Partei oder der<br />

prominenten Führer, die die Massen zur Erklimmung der politischen Höhen führen.<br />

An deren Spitze stehen nicht die Intellektuellen, die in die revolutionäre Bewegung<br />

bewusst, auf Geheiß der Vernunft und des Herzens kamen, um die hehren Ziele zu<br />

erreichen, die in unserem superpragmatischen Jahrhundert idealistisch scheinen.<br />

Moderne Revolutionäre sind keine Träger der neuen Ideologie, die ihr Sinnen und<br />

Trachten über die freie und gerechte Welt verkörpern.<br />

Die meisten ehemaligen bedeutenden Revolutionsumstürze im Fernen Osten<br />

und Nordafrika hatten die national-befreiende Ausrichtung mit dem starken<br />

sozialistischen Beigeschmack, was heutzutage nicht mehr beobachtet wird. Obwohl<br />

die sozialökonomischen Ursachen ohne jeglichen Zweifel die wichtigste Triebkraft<br />

der jetzigen revolutionären Welle sind, gelangen sie nicht in den Vordergrund,<br />

sie bleiben im Schatten der Forderungen über die Durchführung vor allem der<br />

politischen Reformen. Es geschieht möglicherweise wahrlich die Universalisierung<br />

der westlichen liberalen Demokratie als der endgültigen Regierungsformen, wie das<br />

vom bekannten amerikanischen Philosophen und Politökonom Francis Fukuyama<br />

in seinem Werk „Das Ende der Geschichte?“ prophezeit wurde. Meuterte die<br />

arabische Welt vielleicht auch, um solche Demokratie zu gewinnen? Ich nehme<br />

überaus an, dass man in Übersee, in den USA jetzige Ereignisse im Fernen Osten<br />

und Nordafrika gerne auf diese Weise auslegen möchte.<br />

Das demokratische Modell, das an sich freie Wahlen, fairen und offenen<br />

politischen Kampf, gleiche Bedingungen für rivalisierende Kräfte in Frage der

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